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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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müsste ich nicht gleichzeitig darauf achten, dass mir meine Hausmagierin nicht abspenstig wird.«
    Wie viel von ihren Plänen konnte er erahnen? Für eine Weile sahen sie einander in die Augen. Die Balthasars waren von einem dunklen Braun, wirkten fast menschlich. Doch tief in seinem Blick blitzte eine diamantene Härte. Amanda spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Ganz sicher wusste er, was sie vorhatte, und sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er ihr einen Schritt voraus war.

31
    J ul sah über Karins Schulter auf den Bildschirm ihres Laptops und konnte dennoch nicht genau feststellen, was sie tat. Was allerdings auch daran liegen mochte, dass seine Gedanken um ein ganz anderes Thema kreisten, untermalt vom leisen Klacken der Knöpfe seiner Jacke.
    Karin schien schon beinahe vergessen zu haben, mit wem sie es zu tun hatte. Die Blicke, die sie dem Dämon zuwarf, waren längst nicht mehr ängstlich, sondern nur noch fasziniert. Und dass sie ihn »Boss« genannt hatte, beunruhigte Jul noch immer. Selbst wenn es nur ein Scherz gewesen war, so hieß das doch, dass sie sich in Baals Umgebung sicher genug fühlte, um zu scherzen.
    Wenn es Baal gelang, Karin um den Finger zu wickeln, würde er ganz sicher auch sie gegen ihn verwenden. Sich nicht in Baals Netz verstricken zu lassen würde schwerer werden, als Jul gedacht hatte.
    »Verdammt!« Karins Ausruf riss ihn aus seinen Gedanken. Jul beugte sich vor und versuchte festzustellen, was sie so sehr störte.
    Ein Fenster auf dem Bildschirm zeigte in schlechter Qualität einen gepflasterten Platz, der in weiten Stufen zur Straße hin abfiel. Die Kamera musste knapp oberhalb menschlicher Reichweite an irgendeiner Wand hängen, nahm den Ort von schräg oben auf. Das Bild wechselte alle paar Sekunden, zeigte in abgehackten Bewegungen, was sich dort abspielte.
    Jul sah eine geflügelte Gestalt, halb im Aufrichten begriffen. Der schimmernde Fleck unter ihr auf dem Asphalt musste Blut sein. In der Hand hielt sie ein Schwert.
    Dann der Engel mit ausgebreiteten Flügeln.
    Im nächsten Bild war er fort.
    »Das ist eine Kamera am Seiteneingang des Internationalen Handelszentrums. Ziemlich einfach, sich da reinzuhacken, das Sicherheitssystem hat mehr Löcher als ein Schweizer Käse.« Karin unterdrückte ein Gähnen. »Ich schätze, ziemlich genau über diesem Platz wird gekämpft.«
    Nun, da sich in dem Bild nichts mehr bewegte, entdeckte Jul tatsächlich weitere Details, die auf Kämpfe hinwiesen. Dort, neben einem der Blumenkübel, lag etwas, das von der Form her an eine Hand erinnerte. Ihre Fingernägel bogen sich in langen Krallen. Und ganz weit hinten, beinahe außerhalb des Bildausschnitts, zeichnete sich der Umriss einer liegenden Gestalt ab, die Glieder unnatürlich verdreht.
    Das Geräusch der sich öffnenden Tür schreckte Jul auf. Krätschmer trat ein, gefolgt von mehreren Männern und Frauen. Stumm und mit gesenktem Blick trugen diese Menschen Tabletts herein. Jul sah Körbe mit Brötchen, Schalen voller Obst, Teller voller Wurst und Käse. Das Essen wurde auf dem Tisch abgestellt, dann zogen sich die Bediensteten wieder zurück. Jul blickte ihnen nach. Wussten sie, wem sie dienten? Trugen sie auch Tätowierungen? Aus den Ärmeln lugte nirgendwo ein Schlangenkopf.
    »Kommt her, esst und hört euch an, was wir herausgefunden haben.« Baal gelang es, selbst die Einladung zum Frühstück wie einen Befehl klingen zu lassen.
    Karin klappte ihren Laptop zu, klemmte ihn sich unter den Arm und ging damit zum Tisch. Amanda saß bereits und griff nach einem Brötchen. Ein Lächeln huschte über ihre Züge, als sie Jul ansah, wurde jedoch schnell von einem verbissenen Ausdruck abgelöst. Irgendetwas machte ihr Sorgen. Bei ihrer derzeitigen Situation nicht weiter verwunderlich.
    Baal nahm am Kopfende des Tisches Platz und faltete die Arme über der Karte Berlins, die fortzuräumen sich niemand die Mühe gemacht hatte. Jul war klar, was der Dämon mit seiner Position am Tisch deutlich machen wollte, doch es kümmerte ihn nicht. Sollte er sich doch aufspielen, wenn ihm danach war, das waren nichts als leere Gesten.
    Baal lehnte sich vor. Über das leise Klappern von Besteck hinweg begann er zu berichten. »Ich habe Nachricht erhalten, dass Nachasch lebt. Sie hat sich zusammen mit einigen anderen Dämonen im Internationalen Handelszentrum verschanzt, das von Engeln belagert wird. Sie kann das Gebäude nicht verlassen, also müssen wir dorthin, um sie

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