Aeternum
zu treffen.«
»Was die Frage aufwirft, wie wir da reinkommen«, warf Jul ein. »Ich würde vermuten, dass Michael gegen eure Anführerin schweres Geschütz auffahren wird. Es dürften dort auch Seraphim kämpfen.«
Baal nickte, wandte sich dann an Karin. »Was hast du herausgefunden?«
»Ich hab eine sichere Route«, erklärte Juls Mitbewohnerin mit vollem Mund, schluckte dann schnell, bevor sie weitersprach. »Bis zum Handelszentrum kommt man über ein paar Umwege ganz leicht. Das Problem ist, einen Eingang zu finden, bei dem nicht gekämpft wird. Die Engel sind da überall. Sich dem Gebäude zu nähern, würde so eine Art Spießrutenlauf durch eine Neuverfilmung von Hitchcocks Die Vögel werden.«
Karin genoss es sichtlich, bei der Planung dieses Unternehmens eine wichtige Rolle zu spielen. Zu sehr für Juls Geschmack.
Baal legte die Fingerspitzen aneinander, sein Blick glitt über die Anwesenden. »Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als uns den Weg hinein zu erkämpfen.«
Jul schüttelte den Kopf. »Das wäre Selbstmord, falls du nicht zufällig irgendwo eine kleine Privatarmee stationiert hast.«
»Was ist mit dem Militär?«, meldete sich Amanda zu Wort, ein angebissenes Marmeladenbrötchen in der Hand. »Den einen oder anderen Kontakt dahin dürftest du doch haben, Balthasar.«
Baal schüttelte den Kopf. »Habe ich, aber die Option fällt aus.«
»Wieso?«, fragte Jul. Was war geschehen, während er an Amandas Bett gewacht hatte?
Ungeduld spiegelte sich in Baals Miene. Seine Augen verdunkelten sich, als hätte jemand Tinte in das Braun gegeben, das sie zuvor gehabt hatten. »Was spielt das für eine Rolle?«
Er war es ganz offensichtlich nicht gewohnt, dass jemand seine Aussagen hinterfragte. Nun, Jul würde sich nicht wie einer der Handlanger des Dämons behandeln lassen. Er lächelte und hielt dem Blick stand. »Ich hätte die Information gern. Du fällst die Entscheidungen hier nicht allein, also bist du auch nicht der Einzige, der wissen muss, was dort draußen vorgeht. Was ist mit dem Militär?«
Einige Augenblicke starrten sie einander an. Dann wandte der Dämon den Kopf und nickte Karin zu. Sie kaute eilig ihren letzten Bissen und klappte den Laptop auf, den sie neben ihrem Teller abgestellt hatte.
Es bedurfte keiner Worte. Eine Nacht nur, und sie schien genau zu wissen, was Baal von ihr erwartete – und bereitwillig zu tun, was er wollte. Jeder Triumph darüber, dass er seinen Willen durchgesetzt hatte, blieb Jul im Hals stecken. Er verfluchte sich einmal mehr dafür, dass er Karin mit in dieses Haus gebracht hatte.
Drei Klicks, dann drehte Karin den Computer so, dass sie alle einen guten Blick auf den Bildschirm hatten. »Das ist mit dem Militär.«
Jul lehnte sich vor. Der Bildschirm zeigte ein Video, einen Fernsehbericht, den wohl irgendwer ins Internet hochgeladen hatte. Die Kamera schwenkte über eine Menschenmenge. Die Leute schienen zu singen, hielten Kerzen oder Plakate in der Hand. Der Schwenk war zu schnell, um die Aufschriften zu lesen, doch Jul konnte einige Wortfetzen aus Bibelzitaten entziffern. Aber nicht nur. Er erhaschte auch einen Blick auf arabische Schriftzeichen, sah Worte aus dem Koran. Und dort hinten, war das nicht Hebräisch?
»Zuerst waren es friedliche Proteste«, erklärte ein Sprecher. »Angehörige der verschiedensten Glaubensrichtungen hatte sich in den frühen Morgenstunden zusammengefunden, um die Ausfahrt von Panzern aus den Kasernen zu verhindern. Doch dabei sollte es nicht bleiben.«
Das Bild wechselte. Zeigte wackelige Aufnahmen von rennenden Menschen. Vorrückende Polizisten mit ihren Plastikschilden und Helmen. Menschen, die Molotowcocktails warfen, niedergeknüppelt wurden oder versuchten, dem Strahl eines Wasserwerfers auszuweichen. Jul hielt den Atem an.
»Der Versuch, die Proteste aufzulösen, eskalierte. Noch in diesem Moment liefern sich Religiöse und Polizei Straßenschlachten, die an Intensität immer weiter zunehmen. Verschiedene radikale islamistische, aber auch christliche Gruppierungen haben Attentate angekündigt. Sie fordern, dass die Regierung davon absieht, sich in die Kämpfe einzumischen, die in ganz Deutschland zwischen Wesen toben, die immer mehr Menschen für Engel und Dämonen halten. Religiöse Führer in aller Welt sprechen inzwischen vom Jüngsten Gericht und rufen zu Gebeten, Beichten und innerer Einkehr auf. Wenn man diese Bilder sieht, möchte man es beinahe glauben.«
Die letzte Einstellung zeigte die
Weitere Kostenlose Bücher