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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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darunter auch Lena, die Frau, die versucht hatte, Karin aufzuhalten. Jul schob sich am rauhen Stein entlang, spähte unter der Brücke hervor. Schräg rechts von ihnen erhob sich der hohe Turm des Internationalen Handelszentrums. Der blaue Schein von Flammenschwertern spiegelte sich auf seiner dunklen Fensterfront, die Abbilder der vorbeifliegenden Wesen wurden von Rissen und Sprüngen im Glas verzerrt. Unmenschliches Brüllen hallte durch die Luft, vermischt mit dem Schlagen mächtiger Schwingen. Wie damals, als Engel und Dämonen das letzte Mal gegeneinander gekämpft hatten …
    Schritte erklangen hinter Jul, der Geruch nach heißem Schiefer stieg ihm in die Nase. »Man fühlt sich in alte Zeiten zurückversetzt, nicht wahr?«
    Jul antwortete dem Dämon nicht, suchte weiter den Himmel ab. Eine Gestalt mit sechs gleißenden Flügeln. Dort!
    Der Seraph erwehrte sich vier Dämonen auf einmal. Sein Flammenschwert zeichnete eine leuchtende Spur in die Luft, und seine drei Schwingenpaare schlugen in einem komplizierten Rhythmus, hielten ihn unverrückbar an derselben Stelle. Einer der Dämonen fiel, trudelte wie ein angeschossener Vogel zu Boden. Doch sofort glitten drei weitere heran.
    Was dann geschah, sah aus wie eine lautlose Explosion. Helles Licht brach aus dem Seraph heraus, umgab ihn wie eine Aura. Es schien, als ginge eine zweite Sonne am Himmel auf. Der Ball aus Licht wuchs, hüllte die Dämonen ein, erfasste sogar einen der niederen Engel, der dem Seraph zu nahe gekommen war.
    Für einen Augenblick waren sie alle noch dunkle Schemen in dem Gleißen. Dann schien ein Windstoß in die Silhouetten zu fahren, sie verwehten wie Rauch im Wind. Als das Licht erlosch, rieselte nur noch Asche zu Boden. Dämonen und Engel gleichermaßen waren fort.
    Jul hatte ähnliche Szenen in den letzten beiden Schlachten gegen die Dämonen schon unzählige Male gesehen. Er hatte schon immer gewusst, dass es den Seraphim gleichgültig war, wenn sie mit ihrem Licht sowohl Freund als auch Feind vernichteten. Doch nun schmeckte er den Apfel auf der Zunge, hatte das Gefühl, ein Stück davon hätte sich tief in seinem Rachen verkantet. Wie hatte ihn das zuvor nie stören können? Wie hatte er es als gegeben hinnehmen können?
    »Jetzt wird es eine Weile dauern, bis er das Licht wieder einsetzen kann. Ich denke, auf den Moment hat Nachasch nur gewartet.« Baal deutete nach oben, auf eine Gestalt mit Flügeln, die ebenso aus Schatten zu bestehen schienen wie die des Morgensterns. Im Anflug änderte sie ihre Form so schnell, dass Jul kaum mehr sah als einen unförmigen Schemen. Dann prallten Seraph und Dämon aufeinander.
    »Woher weißt du, dass das Nachasch ist?«
    »Weil nur sie es allein mit einem Seraph aufnehmen würde. Allerdings ist es dennoch nicht sehr klug von ihr. Wir sollten uns beeilen, sonst ist sie tot, bevor wir mit ihr sprechen können.« Baal wandte sich um, winkte Amanda zu sich heran. Sie näherte sich zögernd, auch ihr Blick klebte förmlich an der Schlacht über ihnen.
    »So viele … Ich weiß nicht, ob …«
    »Das wirst du nicht mehr sagen, sobald du getrunken hast.« Die Stimme des Dämons klang angespannt. Er ballte die Linke zur Faust, setzte den Daumennagel der Rechten an sein Handgelenk.
    Diese einfache Handlung zog Amandas Blick an wie ein Magnet. Irrte sich Jul, oder wirkte ihre Miene beinahe … hungrig? Er schauderte, wandte sich ab, wollte nicht mit ansehen, was gleich geschah.
    »Ich kann langsam ganz gut nachvollziehen, wie ein Vampir sich fühlen muss«, hörte er sie hinter sich sagen, ihre Stimme zitterte leicht. Immerhin war sie sich der Gefahr bewusst.
    Jul sah nun doch über die Schulter zu den beiden zurück, erhaschte einen Blick auf Baals düstere Miene.
    »Es gab mal einen Magier, der versucht hat herauszufinden, ob sich mit Menschenblut eine ähnliche Wirkung erzielen lässt.« Fast konnte man meinen, der Dämon wolle mit alten Geschichten sein eigenes Unbehagen überspielen. Blut lief in einem dünnen Rinnsal aus einer Wunde an seinem Handgelenk, und er streckte den Arm in Amandas Richtung.
    »Ich nehme an, es hat nicht funktioniert.« Sie schloss die Hand um den Unterarm ihres Meisters, zog sein Handgelenk an ihre Lippen. Diesmal gab es kein Zögern mehr, nicht wie unter dem Alexanderplatz, als sie von Luzifers Blut getrunken hatte.
    »Nein. Und er wurde kurz darauf gepfählt, woran ich nicht ganz unschuldig war.« Der Dämon bleckte die Zähne zu einem hämischen Grinsen. »Er war der

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