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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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roten Flecken gesprenkelt, und ihr feuerfarbenes Haar umrahmte die Amanda vertrauten Züge in wilden Locken. Sie hätte eine gute Rachegöttin abgegeben.
    Nachaschs Blick ruhte auf Amanda, und sie las eine seltsame Mischung aus Faszination und Berechnung darin.
    Noch immer ratterte das Dauerfeuer eines Maschinengewehrs. Krätschmer und zwei seiner Leute wichen stetig schießend zur Tür zurück. Der Wachmann sah Amanda düster an.
    »Verdammt beschissene Arbeit«, knurrte er. »Hättest du das Federvieh umgelegt, hätte ich nur halb so viele Leute verloren.«
    Noch kreiste Balthasars Blut in ihren Adern. Sie wusste, es sollte sie kümmern, dass ihretwegen Menschen gestorben waren, aber das Gefühl der Schuld kam ihr fern vor. Wie etwas, das nicht ganz zu ihr gehörte. Amanda hob den Blick wieder zum Himmel, sah blaues Feuer flackern und stieß kraft ihrer Gedanken zu. Wieder fegte sie einen Engel vom Himmel.
    »Es ist offen!«
    Die kleine Gruppe folgte Balthasars Ruf, zog sich durch die Drehtür in die kühle, im Vergleich zum Sonnenschein draußen dunkle Eingangshalle zurück. Der Dämon blockierte die Tür mit einem Schreibtischstuhl vom Empfangstresen. Lange würde das nicht halten, aber vielleicht lang genug. Dann stürmten sie die Treppe hinauf. Jedes Stockwerk präsentierte sich in Form einer verschlossenen Tür, endlos schraubte sich die Treppe nach oben. Noch wurde Amanda von ihrer Magie getragen, doch sie fühlte sie bereits versickern, spürte das Brennen ihrer Muskeln immer deutlicher.
    Endlich blieb Nachasch stehen, ihre Schwingen schmolzen, schienen sich in ihren Rücken zurückzuziehen. Sie klopfte an einer Tür, die sich in keiner Weise von denen in den vorangegangenen Stockwerken unterschied.
    Ein Mensch öffnete. Er schien mit seinem perfekt sitzenden Anzug sehr viel besser in dieses moderne Bürogebäude zu passen als sie alle zusammen. Eindeutig ein Dämonendiener. Vielleicht arbeitete er normalerweise in diesem Haus? Nun verneigte er sich vor Nachasch, als diese als Erste an ihm vorüberschritt. Hallten hinter ihnen nicht bereits Tritte durch das Treppenhaus? Lange hatte der Schreibtischstuhl die Engel sicherlich nicht aufgehalten. Hoffentlich war die Tür stabiler, die Nachaschs Diener nach ihrem Eintreten wieder sorgfältig hinter ihnen schloss.
    Sie standen in einem Büroflur, Teppichboden und Türen rechts und links. Nachasch rief etwas in einer fremden Sprache, und Türen öffneten sich. Bewaffnete Menschen traten heraus, aber auch Dämonen mit Klauen, Schwingen in unterschiedlichsten Formen und viele von ihnen mit Brandwunden. Tiefe, verkohlte Krater in ihrem Fleisch.
    Amanda schauderte bei dem Anblick. Es musste schrecklich sein, eine solche Verletzung davonzutragen und zu wissen, dass sie niemals wieder verheilen würde.
    Im gleichen Maß, wie sie die Schrecken ihrer Umgebung wieder wahrnahm, schwand die Magie, versickerte wie Wasser in heißem Wüstensand. Amandas Beine zitterten, und sie tastete nach Halt, fand Juls Schulter. Nun kamen auch die Bilder, die Toten und Sterbenden. Wie gierige Raubtiere rissen sie an ihr. Sie hatte zugelassen, dass die Hälfte von Krätschmers Leuten starb, sie hatte Nachasch den Seraph vor die Füße geworfen, praktisch eine Einladung, ihn zu töten. Sie hatte all das getan, ohne darüber nachzudenken, geblendet vom Rausch der Macht.
    Amandas Beine knickten ein, und Jul fing sie, legte einen Arm um ihre Hüfte, um sie zu stützen. Sein Geruch nach kalten Wintertagen stieg ihr in die Nase und beruhigte ihre aufgewühlten Gefühle ein wenig.
    »Scheiße …«, murmelte sie. »Das ist schlimmer als sonst.«
    Jul antwortete nicht, beobachtete stattdessen mit sorgenvoll gerunzelter Stirn, wie die Dämonen und ihre Diener ihre kleine, abgekämpfte Gruppe einkreisten. Nur Balthasar hielt sich aufrecht, vermittelte zumindest den Anschein, als habe er die Situation unter Kontrolle. Mit einer herrischen Geste bedeutete er Krätschmer und seinen Leuten, die Waffen herunterzunehmen.
    Nachasch trat vor ihn. Sofort veränderte sich Balthasars Haltung, seine Muskeln spannten sich, die Finger krümmte er zu Klauen. Dennoch ließ er zu, dass die Dämonin ihm eine Hand in den Nacken legte. Spitze Fingernägel gruben sich in seine Haut.
    »Ich wurde darüber unterrichtet, dass du kommst und den verbannten Engel sowie ein paar Diener mitbringst.« Nachaschs Stimme war leise, doch ein drohender Unterton schwang darin mit. »Aber von deiner Magierin war nicht die Rede, und

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