Aeternum
schon gar nicht davon, dass du ihr von deinem Blut geben würdest. Du weißt, dass ich dich und sie allein dafür töten müsste.«
»Hey!« Amanda legte alle Kraft in ihre Stimme, die sie aufbringen konnte. Dennoch klang sie heiser und schwach. »Wir haben dir den Arsch gerettet.«
Unerwarteter Schmerz flammte in ihrem Arm auf, Amanda stöhnte und stützte beinahe ihr ganzes Gewicht auf Jul, um nicht zu fallen. Das war also der Dank dafür, dass sie Balthasar ausnahmsweise mal verteidigte. Auch wenn sie es natürlich nicht ganz uneigennützig tat.
»Verzeih Amandas Worte. Respekt ist etwas, das zu lernen sie sich sehr schwertut.« In einer anderen Situation hätte sie sich vielleicht darüber gefreut, wie unterwürfig Balthasar klang. »Was mein Blut angeht … Ich habe damit nicht angefangen. Sie hat davor bereits das des Höllenfürsten getrunken.« Er begegnete Nachaschs skeptischem Blick. »Hör dir an, was ich zu sagen habe, und entscheide dann, was du tust.«
Amanda konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen, hatte kein Interesse daran, Balthasars kleine Lüge zu berichtigen. Stattdessen beobachtete sie Nachasch, die Balthasars Miene aufmerksam studierte. Schließlich zog sie die Hand zurück, hinterließ dabei blutige Kratzer an seinem Hals. Fast, als wolle sie prüfen, ob er es sich gefallen ließ. Sie nickte. »Gut, du darfst dich erklären.« Mit einer knappen Handbewegung gab sie einem Menschen in seiner Nähe ein Zeichen. »Nehmt ihnen die Waffen ab.«
Jul und Krätschmer protestierten gleichzeitig. Ihre unerwartete Einigkeit machte die Situation für Amanda nur noch surrealer, als sie durch den Nebel der Erschöpfung ohnehin schon wirkte. Doch sie währte nicht lang. Der Wachmann verstummte auf ein Zeichen Balthasars hin, und auch Jul musste sich schließlich der Übermacht beugen. Nachasch persönlich nahm ihm das Schwert ab, und Amanda spürte, wie er sich anspannte. Der Engel ließ die Klinge nicht aus den Augen, während die Dämonin sie halb aus der Scheide zog. Sie betrachtet das Schwert, und ein bitteres Lächeln spielte um ihre Lippen. Dann schob sie es mit einem Ruck zurück und hängte es sich um.
Zwei Dämonen traten an Amanda heran und zogen sie von Jul fort. Er wollte sie festhalten, kassierte dafür einen Klauenhieb und ein wütendes Knurren. Sie stolperte, wurde von groben Klauenhänden auf den Beinen gehalten. Der Griff war so fest, dass sie vor Schmerz aufstöhnte, Krallen gruben sich in ihre Arme. Bei dem Laut drehte sich Balthasar zu ihr um. Alle Unterwürfigkeit schien von ihm abzufallen, während er ihre beiden Bewacher fixierte. »Sie gehört mir. Wer ihr Leid zufügt, muss sich vor mir verantworten!«
Die beiden Dämonen duckten sich unter Balthasars Blick. Die Hände, die Amanda hielten, veränderten ihre Form, wurden menschlicher. Die Krallen zogen sich aus ihrem Fleisch zurück. Und sie war viel zu erschöpft, um sich darüber zu ärgern, dass ausgerechnet sein Besitzanspruch auf sie ihr geholfen hatte.
Als man sie hinter Nachasch herführte, spürte sie die feindseligen und gleichzeitig begehrlichen Blicke aller versammelten Dämonen im Rücken. Aber ihr einziger Gedanke galt der Waffe, der sie gerade hoffentlich einen Schritt näher gekommen waren.
*
Das Zimmer, in das die Dämonen sie brachten, war schlicht eingerichtet, beinahe karg. Dennoch gelang es dem Konferenztisch, der den Raum dominierte, ausgesprochen teuer zu wirken. Er besaß diese sinnlose Stromlinienförmigkeit, die modernem Design zu eigen zu sein schien. Wenn sich an ihm die Vertreter wichtiger Firmen trafen, um ihre Geschäfte abzuwickeln, ging es sicherlich um große Summen. Nur an Aussicht mangelte es. Der Raum besaß keine Fenster und wurde nur von den Lampen an der Decke in warmes Licht getaucht. Damit war er höchstwahrscheinlich einer der sichersten Plätze in diesem Gebäude. Kein Engel würde hier plötzlich durch die Scheibe brechen können.
Amanda stolperte, als die Dämonen sie losließen. Doch inzwischen zitterten ihre Beine nicht mehr ganz so stark, und sie fing sich nach einigen Schritten. Nachasch winkte ihre Bewacher aus dem Raum, und widerwillig zogen sie sich zurück, schlossen die Tür hinter sich. Dann blieben nur noch die Anführerin der Dämonen, Balthasar, Jul und Amanda zurück. Nun erst bemerkte sie, dass Krätschmer und seine Leute nicht mehr bei ihnen waren, man musste sie anderswo hingebracht haben.
»Setzt euch.« Mit einer einladenden Geste deutete Nachasch
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