Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
Vom Netzwerk:
Augen der Dämonin. Nein, wie konnte sie daran auch nur denken? Blut zu trinken war schon schlimm genug. Aber das Blut einer Toten … Amanda schüttelte sich. Wie tief wollte sie denn noch sinken? Es würde auch ohne gehen. Noch war sie nicht so hoffnungslos süchtig und nicht vollständig verzweifelt.
    Entschlossen wischte sich Amanda die Hände an der Hose ab und säuberte die Steinklinge mit einem Zipfel ihrer Bluse.
    Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumfahren. Und sie blickte direkt in Krätschmers Gesicht. Er grinste. »Hier bist du also.«
    Amanda versteifte sich. Von allen Leuten, die sie hätten finden können, musste es ausgerechnet er sein? Langsam stand sie auf, stets darauf bedacht, das Messer hinter ihrem Rücken zu verbergen. »Ich habe gehofft, sie hätten dich irgendwo weggesperrt.«
    »Hatten sie auch, aber der Chef war so freundlich, uns wieder zu befreien. Er hat mir aufgetragen, dich zu suchen. Komm.« Er machte eine auffordernde Geste und wandte sich ab. Mitten in der Bewegung hielt er inne, betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen.
    »Was hast du da?«
    Amandas Hand verkrampfte sich um den Griff des Messers. Er durfte es nicht finden, durfte es ihr nicht abnehmen! Sie atmete tief durch, versuchte, ruhig zu bleiben. Um Krätschmer abzulenken, rieb sie sich mit der freien Hand durchs Gesicht. »Blutspritzer, nehme ich an.«
    Seine Augen verengten sich weiter. Er trat ein Stück in den Raum hinein, auf sie zu. »Du hältst mich wohl für dumm.«
    »Bist du das nicht?« Amanda wich ein paar Schritte zur Seite aus, versuchte sich unauffällig in Richtung Tür zu schieben. Doch er trat ihr in den Weg. Verdammt!
    »Du machst mehr Ärger, als du wert bist«, knurrte Krätschmer. »Ich hoffe, der Chef sieht das bald ein.«
    »Ach, ist es nicht deine Pflicht als sein braver Schoßhund, ihn für unfehlbar zu halten?« Hinter ihrem Rücken schob Amanda die Steinklinge von der rechten in die linke Hand. Gleich würde er versuchen, ihren Arm hinter dem Rücken hervorzuziehen, um zu sehen, was sie vor ihm verbarg.
    Das Gesicht des Wachmanns verzerrte sich. In zwei schnellen Schritten war er bei ihr, packte ihr rechtes Handgelenk. Genau damit hatte sie gerechnet. Mit der Linken stieß sie zu, ein ungeschickt geführter Angriff. Krätschmers Arm kam hoch, zwischen die Klinge und seine Brust. Schwarzer Stein grub sich durch den Ärmel in sein Fleisch. Er fluchte.
    Dann weiteten sich seine Augen.
    Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Gleichzeitig brach eine Sturmflut von Bildern und Gefühlen über Amanda herein.
    Wie ein reißender Strom spülten sie durch den Griff des Messers in ihren Körper. Erinnerungen wirbelten durch ihren Kopf, die nicht zu ihr gehörten. Sie sah Männer in Uniformen in irgendeiner trockenen, felsigen Landschaft. Dann ein kleines, dunkelhäutiges Mädchen, höchstens zwölf, verdreckt und nackt. Tränen rannen ihm über das Gesicht. Es folgten wichtig aussehende Uniformierte mit missbilligenden Gesichtern. Ihre Züge wurden zu denen Balthasars. Er lächelte. »Ich weiß, wieso man dich aus dem Wehrdienst entlassen hat. Aber deine Vorlieben sind für mich kein Problem. Im Gegenteil. Du sollst alles haben, was du willst. Kleine Mädchen und meinetwegen auch kleine Jungs. Alles, was ich als Gegenleistung will, ist bedingungslose Treue.«
    Amanda schüttelte den Kopf, doch der Strom der fremden Bilder und Gefühle riss nicht ab. Und da war noch mehr. Kraft strömte in ihren Körper. Ihre Schwäche schwand. Vor ihr ging Krätschmer in die Knie, das Messer immer noch in seinem Arm, ihre Hand wie verwachsen mit dem Griff. Sie spürte seinen Schmerz, seine Wut und seine Überraschung, die sich mit ihrer eigenen mischte. So funktionierte die Waffe also.
    Dann war es vorbei. Er fiel und riss das Messer mit sich.

35
    J ul hetzte durch immer gleich aussehende Flure, setzte über leblose Körper hinweg. Glas knirschte unter seinen Sohlen, die Trümmer ausgerissener Türen bildeten Stolperfallen auf seinem Weg. Jenseits der leeren Öffnungen zogen zerschlagene Fensterscheiben und umgeworfene Möbelstücke am Rande seines Blickfelds vorbei. Hier hatten die Engel gewütet und waren dann weiter vorgerückt. Die Dämonen verloren, erdrückt durch die Übermacht der Schar. Das letzte Mal, als Jul Baal gesehen hatte, hatte er die kläglichen Reste seiner noch lebenden Artgenossen für einen Rückzug um sich versammelt. Die Dämonendiener waren längst alle tot.
    Alle, bis auf eine. Diese Hoffnung

Weitere Kostenlose Bücher