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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Blick über das Trümmerfeld, doch es ließ sich unmöglich sagen, wohin man ohne Gefahr treten konnte und wohin nicht.
    Hoffentlich war zumindest Roman bald in Sicherheit. Unwillkürlich tastete sie über das Seitenfach ihres Rucksacks, in dem die Feder steckte. Sobald sie unter der Erde waren, würde sie ihr Versprechen einlösen.
    Ein schrägstehendes Stück Wand führte sie hinab in eine Senke. Die Form der Vertiefung war seltsam, beinahe trichterförmig. Schutt knirschte, als Jul von der verhältnismäßig ebenen Fläche der Wand in die Mitte der Senke trat. Steine kollerten, kamen ins Rutschen, sackten ab.
    Ohne lange nachzudenken, griff Amanda zu. Sie erwischte Juls Jeansjacke am Kragen, zog ihn mit einem Ruck zurück. Er taumelte, fing sich jedoch schnell wieder. Dort, wo er gerade noch gestanden hatte, schluckte ein größer werdendes Loch hinabrutschende Betonbrocken.
    Auch das Wandstück, auf dem sie standen, sackte nach unten. Amanda hörte sich selbst erschrocken schreien, stolperte einen Schritt zurück. Kurz schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, wie unglaublich beschissen es wäre, wenn sie so früh schon in ein Loch fallen und sich den Hals brechen würde. Dann riss sie ein weiterer Ruck beinahe von den Füßen und trieb sie auf das Loch in der Mitte der Senke zu. Doch eine Hand schloss sich schmerzhaft fest um ihren Oberarm. Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, bis ihr klarwurde, dass sich der Boden unter ihr nicht mehr bewegte. Die Wand musste sich irgendwo verkantet haben.
    Einen Augenblick lang hörte sie nur ihren eigenen wummernden Herzschlag und das Rieseln von Sand. Sie atmete tief durch, blickte auf und in Juls Gesicht. Nun erst löste der Engel seinen Griff um ihren Arm und nickte ihr zu. Er konnte also tatsächlich auch freundlich schauen.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er wandte sich bereits ab und schob sich näher an das Loch. Vorsichtig spähte er hinein.
    Gut, wie er wollte. Wenn er sich nicht bedankte, würde sie es auch nicht tun. Sie hatten einander geholfen, sie waren quitt.
    Obwohl Amanda halb damit rechnete, dass das Wandstück gleich wieder ins Rutschen kam, folgte sie dem Engel. Das Loch tat sich dunkel vor ihnen auf, und Amanda glaubte weiter unten staubigen Betonboden zu erkennen. Wie konnte das sein? Wohin war das Geröll verschwunden, das dort hinuntergerutscht war? Sie trat einen weiteren Schritt näher, darauf bedacht, sich nicht selbst das Licht zu verdecken. »Sag bloß, wir haben schon unseren Weg nach unten gefunden.«
    Vielleicht war der Gang abschüssig, und der Schutt war deshalb nirgendwo mehr zu sehen? Amanda kniff die Augen zusammen. Der Beton dort unten erschien ihr seltsam unscharf.
    »Nein. Siehst du nicht, wie der Boden sich wellt?«
    Sie ging in die Hocke, um einen besseren Blick zu haben. Tatsächlich. Der Beton verhielt sich wie Wasser, warf kleine Wellen, die sich in konzentrischen Kreisen ausbreiteten. Aus diesem Winkel konnte sie außerdem die wenigen verbliebenen Betonbrocken etwas genauer erkennen. Amanda hielt den Atem an, lehnte sich noch ein Stück vor.
    »Irre ich mich, oder hängen diese Trümmerstücke in der Luft?« Sie bemühte sich um einen möglichst gelassenen Tonfall. Nur keine Schwäche zeigen. Außerdem, hatte sie nicht selbst schon mit der Kraft ihrer Gedanken ein Glas zerspringen lassen? Dagegen waren schwebende Trümmerstücke nichts. Dennoch klang ihre Stimme in ihren eigenen Ohren ein wenig schrill. Was zur Hölle ging in diesem Krater vor?
    Jul ging neben ihr in die Hocke. »Du hast recht.« Er klang nur halb so überrascht, wie ihrer Ansicht nach angemessen gewesen wäre, doch vielleicht verbarg auch er seine Gefühle. »Ich wette, das hängt irgendwie mit diesem Welleneffekt am Boden zusammen. Wir werden auf jeden Fall nach einem anderen Weg Ausschau halten müssen.«
    Mit einem Nicken erhob sich Amanda. Sie war ganz sicher nicht scharf darauf, auf diesen seltsamen, sich wellenden Untergrund zu treten. Also umrundeten sie die Senke großzügig, bevor sie wieder auf die intakte Wand zuhielten, über der sich der Trümmerberg erhob. Es war nicht mehr weit.
    »Warum haben die Dämonen einen Menschen mit dieser Aufgabe betraut?«
    Überrascht sah Amanda zu Jul hinüber. Dass er seinerseits versuchen würde, ein Gespräch zu beginnen, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie überlegte, ob sie lügen sollte, doch wozu?
    »Weil Diener ersetzbar sind. Außerdem müssen sie so nicht auf einen Bericht warten.« Sie tippte

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