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Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
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Chaos von Eindrücken. Das Gesicht, in dem sie saßen, wirkte menschlich. Doch sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte die Züge nicht genau erkennen. Waren sie bleich oder doch eher dunkel? Alt oder jung? Sie schienen sich nicht entscheiden zu können. Aber es stand Erschöpfung darin geschrieben … oder nicht? Kurz hatte Amanda den Eindruck von eingefallenen Wangen und dunklen Ringen unter den schwefelgelben Augen.
    In der Dunkelheit erkannte sie undeutlich schwarzes Haar. Und waren das Hörner? Nein, sie musste sich getäuscht haben. Flügel hoben sich, schirmten sie und Jul von der Außenwelt ab. Mal schienen die Schwingen kaum Substanz zu haben, Gestalt gewordene Schatten. Dann glaubte Amanda rußgeschwärzte Federn zu erkennen. Und im nächsten Moment ledrige Flughäute.
    Und jenseits davon strahlte das Licht, verschmolz mit den Schatten, und auch aus der Nähe war es unmöglich zu sagen, wo die dunkle Gestalt aufhörte und die helle begann. Sie schienen tatsächlich fast eins zu sein. Und es passte zu dem, was der Seraph gesagt hatte. Was wir für ihn tun, kommt auch dir zugute.
    Schmerz pochte zwischen Amandas Schläfen, und sie schloss die Augen, um ihnen einen Moment Ruhe zu gönnen, das Chaos auszuschließen. Konnte sich ihr Gegenüber nicht wenigstens für eine Erscheinungsform entscheiden?
    Das leise Geräusch einer Bewegung. Sofort riss sie die Augen wieder auf. Die dunkle Gestalt – Luzifer – streckte die Hand nach ihr aus! Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück.
    »Ich will dir nichts zuleide tun!« Seine Stimme war nun nur noch ein Flüstern.
    »Du bist ein Dämon. Was erwartest du? Vertrauen?« Jul trat neben Amanda, den kühlen Engelblick auf ihr Gegenüber gerichtet. Seltsamerweise hatte sein Verhalten etwas Beruhigendes. Er hatte recht. Auch Luzifer war zumindest theoretisch nur ein Dämon. Und sie wusste, wie man mit Dämonen zurechtkam. Zumindest bildete sie sich das ein.
    »Du hast uns also hergeführt, Morgenstern. Was willst du?« Anspannung zeichnete sich auf Juls Zügen ab. Kurz irrte sein Blick zu dem goldenen Glühen, das hinter den dunklen Flügeln hervorschimmerte. Sicher fragte er sich, was mit seinem Herrn geschehen war und warum er hier lag und zu schlafen schien, auf unerklärliche Weise verbunden mit seinem größten Feind.
    Luzifer lehnte sich ein wenig vor, und der Blick der gelben Augen bohrte sich in den Amandas. »Ihr habt mit angehört, was der Seraph über die Zerstörung der Welt gesagt hat. Ich will euch helfen, diesen Untergang aufzuhalten.«
    Jul schüttelte ungläubig den Kopf, doch ihm schienen die richtigen Worte zu fehlen. Amanda öffnete den Mund, brachte aber ebenfalls keinen Ton heraus. Das war ein Scherz, oder?
    »Moment …«, krächzte sie schließlich. »Abgesehen davon, dass mir nicht ganz klar ist, zu welchem Zeitpunkt wir die Aufgabe übernommen haben, die Welt zu retten …« Allein der Gedanke ließ in der Tiefe ihrer Kehle schon wieder ein hysterisches Kichern entstehen. »Warum zur Hölle wollen …« Sie stockte. Den Höllenfürsten zu siezen schien nicht richtig. ›Ihr‹ wäre vielleicht eine passendere Anrede gewesen, aber eher hätte sie sich die Zunge abgebissen, als irgendeinem Dämon freiwillig so viel Respekt entgegenzubringen. »Wieso willst ausgerechnet du uns dabei helfen? Ich meine, du bist der Teufel. Chaos und Zerstörung sind doch genau dein Ding, oder nicht?«
    Die Worte klangen aggressiver, mehr nach einer Herausforderung, als Amanda beabsichtigt hatte. Doch das war immer noch besser, als zu verraten, wie verloren und überfordert sie sich in Wirklichkeit fühlte. Ob sich der Teufel davon allerdings täuschen ließ? Die gelben Augen schienen durch jede Fassade hindurchzusehen.
    »Die Aufgabe ist eure, weil ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ihr von allen, die bisher hier heruntergestiegen sind, als Einzige eine Chance auf Erfolg habt. Und wieso ich euch helfen werde …« Kurz blickte er auf, sah in die Richtung, aus der der Seraph gekommen war. Amanda reckte sich, konnte aber jenseits der Flügel nichts erkennen.
    »Eigennutz. Ich helfe euch, damit ihr mir helft.«
    »Was auch sonst?« Jul verschränkte die Arme vor der Brust, und Luzifer schenkte ihm ein Lächeln, das mehr an ein Zähneblecken erinnerte. Die beiden wirkten wie zwei Raubtiere, die einander belauerten, und Amanda fragte sich, was sie tun sollte, falls sie einander an die Kehle gingen. Doch der Moment verging.
    »Ich habe vorhin Teile eurer

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