Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeternum

Aeternum

Titel: Aeternum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bottlinger
Vom Netzwerk:
mehr, immerhin waren er und Nachasch bei Michael gewesen, als alles begonnen hatte. Falls er noch lebte, falls sie ihn davon überzeugen konnte, im Auftrag von Luzifer zu handeln, würde er vielleicht ein paar wichtige Informationen mit ihr teilen. Doch er würde Forderungen stellen, und er durfte auf keinen Fall von der Waffe erfahren.
    »Haben wir nicht noch eine andere Möglichkeit?« Sie warf Jul einen hilfesuchenden Blick zu, doch der hob nur entschuldigend die Schultern.
    »Tut mir leid.«
    »Du sollst ihn doch nur anrufen!« Deutliche Ungeduld schwang in Karins Stimme mit. »Übers Telefon wird er dir kaum den Kopf abreißen, und ich hab dafür gesorgt, dass niemand den Anruf zurückverfolgen kann.«
    O nein, den Kopf abreißen konnte er ihr nicht, aber sie war sich nicht ganz sicher, ob das Tattoo auch über weite Entfernungen funktionierte. Vielleicht hätte sie Juls Angebot doch annehmen und es herausschneiden lassen sollen. Allein der Gedanke daran drehte ihr den Magen um. Da ging sie lieber das Risiko ein.
    Amanda seufzte und streckte die Hand nach dem Handy aus, das Karin ihr reichte. Zögernd wog sie das flache Gerät in der Hand. Es war höchstwahrscheinlich nur ein einfacher Anruf, dennoch rauschte ihr das Blut in den Ohren, ihr Herz klopfte schmerzhaft schnell. Sie hatte immer geglaubt, Balthasar nicht zu fürchten. Hatten ihre kleinen Rebellionen das nicht wieder und wieder bewiesen? Doch sie hatte nie etwas getan, das ihn wirklich wütend gemacht hatte. Bis jetzt … Und sofort machte sie sich fast in die Hose, wenn sie auch nur mit ihm sprechen sollte. Wie unglaublich armselig … Wie hatte sie zulassen können, dass er solche Macht über sie gewann?
    Wütend auf sich selbst hieb Amanda auf die virtuellen Tasten ein, wählte eine Nummer, die auswendig zu lernen er sie gezwungen hatte. Nur für den Fall, dass ein anderer Dämon das Haus angriff, wenn er gerade fort war. Angespannt lauschte sie auf das Freizeichen.
    Es dauerte lange, bis jemand abhob.
    »Ja?« Die Stimme klang barsch und erschöpft, gehörte eindeutig nicht Balthasar. Halb enttäuscht, halb erleichtert atmete Amanda auf.
    »Wer ist da?« Angelernte Vorsicht hielt sie davon ab, zu erwähnen, wen sie hatte sprechen wollen.
    »Krätschmer. Aber dasselbe könnte ich fragen.« Daniel Krätschmer. Sie hatte den Namen nicht oft gehört, aber das zugehörige Gesicht mit den unzähligen kleinen Narben war tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sofort sah sie ihn wieder vor sich, das Gewehr in den Händen, dessen Lauf sich langsam auf ihren Bruder richtete, ein Grinsen auf den Lippen. Er war der Befehlshabende der Wachleute, die Balthasar beschäftigte. Einer derjenigen, die sie und Roman damals gefangen genommen hatten. Amanda musste sich räuspern, bevor ihre Stimme wieder sicher klang.
    »Hier ist Amanda. Ich hatte eigentlich auf Balthasars Handy angerufen.«
    »Es gibt ’ne Rufumleitung aufs Festnetz, wenn er nicht rangeht. Und im Moment eine von dort auf mein Handy. Solltest du nicht bei ihm sein?« Misstrauen schwang in seiner Stimme mit.
    »Wir wurden getrennt. Hast du in letzter Zeit mal aus dem Fenster geschaut?« Sie versuchte aggressiv zu klingen, ihre Nervosität damit zu überspielen. »In der Stadt ist die Hölle los.«
    Er lachte bellend, offensichtlich davon überzeugt, dass sie einen guten Witz gemacht hatte. »Ich hätt meinen Arsch verwettet, dass du so ’ne Gelegenheit nutzen würdest, um abzuhauen. Aber als Liebling des Chefs lebt’s sich wohl doch nicht so schlecht, was?« Wieder ein Lachen, dreckig diesmal.
    Als sie schwieg, wurde er ernster. »Geh nicht zur Villa zurück. Wir mussten evakuieren. Sag mir, wo du bist, dann schick ich wen, der dich abholt.«
    Die Engel hatten die Villa angegriffen? Amandas Magen krampfte sich zusammen. »Wo ist mein Bruder?«
    »In seiner Zelle.« Krätschmer klang so gleichgültig, als hätte sie nach dem Verbleib ihres Lieblingsstofftiers gefragt. »Das Federvieh hat uns verfolgt und nicht im Keller nachgesehen, ob da noch jemand ist. Also sollte er am Leben sein. Jetzt sag mir, wo du bist.« Ein scharfer Unterton vertrieb jede Gleichgültigkeit. Sie konnte sich vorstellen, welchen Ärger er bekommen würde, sollte Balthasar erfahren, dass er zwar mit ihr geredet hatte, es ihm aber nicht gelungen war, sie heimzuholen. Doch das war nicht ihr Problem.
    »Du hast also keine Ahnung, wo Balthasar ist?« Vielleicht war er tot, hoffentlich war er tot. Dann hätte Michaels Wahnsinn zumindest

Weitere Kostenlose Bücher