Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
angenehmes Gefühl, und ihr Körper erbebte.
Die mächtigste Erregung, die sie je gespürt hatte, überfiel sie – es war eine Erregung von Geist, Körper und Seele. Ihre Haut prickelte, ihre Brustwarzen richteten sich auf, ihre Lenden wurden schwer und pulsten vor intensiver erotischer Hitze.
Antoinette nahm die Karaffe und goss die karmesinrote Flüssigkeit in das Glas. Sie schlug mit so wunderbaren kleinen Wellen gegen das Kristall, dass Antoinette gar nicht aufhören wollte. Das Aroma machte sie schwindlig, und ihr Verlangen war so groß, dass es ihr die Kehle zuschnürte.
Antoinette hob das Glas, und zitternd vor Vorfreude brachte sie es an den Mund. Die kalte Berührung des Kristalls an ihren Lippen ging dem ersten Tropfen des Himmels voraus, der in ihrem Mund explodierte. Voller Ekstase schrie sie auf und wollte gleichzeitig vor Freude weinen. Die Flüssigkeit rann ihr in goldenem Glühen die Kehle hinunter und entzündete jeden Nerv auf dem Weg der vollkommenen Verzückung. Als sie den letzten Tropfen getrunken hatte, seufzte sie auf. »O mein …«
»So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt«, sagte Lucian ehrfürchtig. »Ich habe schon früher Aeternus trinken sehen, aber niemals so.«
Sie schenkte sich nach und nahm einen weiteren Schluck. Es war noch immer köstlich, aber nicht mehr so intensiv wie beim ersten Mal. Dennoch trank Antoinette mit Feuereifer. Zufrieden steckte sie den Verschluss auf die Karaffe, in der sich noch ein wenig Blut befand.
»Gut gemacht, meine Liebe.« Lucian lehnte sich zufrieden zurück. »Sie haben Ihren ersten Test bestanden.«
»Habe ich das?«
»Ja. Sie haben aufgehört und nicht mehr getrunken, als Sie gebraucht haben.«
Sie lächelte; die Nachwehen des Nährens reizten noch immer ihre Nerven. Sie fühlte sich besser – nein, viel mehr als das. Sie war wie neu geboren, lebendig und voller Energie. Die Uhr in der Diele schlug die neunte Stunde, und sie bemerkte, dass es nicht mehr so durchdringend und grell klang wie zuvor. Sie konnte sogar den Klang in sich ein wenig abschwächen.
»Ich muss Sie jetzt allein lassen, meine Liebe. Ich muss meine Medizin nehmen und mich dann ausruhen.« Er ergriff ihre Hand. »Ist das in Ordnung für Sie?«
»Ja.« Sie errötete und fühlte sich vollkommen dumm.»Es geht mir schon viel besser. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich es so lange hinausgeschoben habe.«
»Das lag an Ihrer Menschlichkeit, aber da Sie jetzt eine Aeternus sind, müssen Sie auch wie eine solche denken. Jeder Aeternus braucht Blut zum Leben – das ist auch für Sie jetzt eine unumstößliche Tatsache. Wenn Sie hungern, beschwören Sie damit nur die Gefahr herauf, sich selbst zu verletzen – oder jemand anderen.«
Sie senkte den Kopf, denn sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Ich schäme mich für das, was im Gewächshaus passiert ist.«
»Das müssen Sie nicht.« Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände.
Lucian war so verständnisvoll; er war so gut zu ihr. Würde ihre eigene Familie genauso offen gegenüber ihrer Verwandlung sein, oder würde sie Antoinette von nun an anders behandeln? Sie hatte noch nie eingehend über die Auswirkungen nachgedacht, die diese Verwandlung auf ihre Familie haben würde, denn es war schon schwierig genug gewesen, selbst mit dieser neuen Situation zurechtzukommen. Sie sollte Sergei anrufen und es ihm mitteilen. Bald.
Antoinette begab sich auf ihr Zimmer und suchte nach etwas, womit sie sich die Zeit vertreiben konnte. Sie nahm ein ausgiebiges Bad und kämmte sich die Haare, aber danach war es erst zehn Uhr – noch viel zu früh für ein Geschöpf der Nacht.
Nichts in ihrem Zimmer reizte sie. Vielleicht würde sie unten eine Beschäftigung finden. In Lucians Arbeitsraum stand ein großer Fernsehapparat, und vielleicht konnte sie einen alten Film im Nachtprogramm sehen.
Antoinette begab sich dorthin, setzte sich auf das Sofa und schaltete sich durch die Kanäle. Nach zehn Minuten wurde ihr langweilig. Sie fand nur Einkaufsprogramme,seichte Nachrichtensendungen, schlechte Komödien und noch schlechtere B-Movies. Als sie schließlich bei einem alten Dracula-Film mit Christopher Lee landete, gab sie angewidert auf.
In der Vergangenheit waren die volkstümlichen Vampirgeschichten in der Hauptsache Propagandafilme gewesen, die den Menschen Angst einjagen und die Trennung zwischen den Rassen aufrechterhalten sollten. Die heutigen Bücher und Filme hingegen bemühten sich um eine Entmystifizierung,
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