Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
nicht. Was machte sie hier bloß?
Die Erinnerung an die Geschehnisse im Flugzeug kam mit aller Deutlichkeit zurück und trieb ihr die Atemluft aus der Lunge. Es durfte nicht wieder passieren. Egal, wie sehr sie es wollte.
16 ALLEIN ZU HAUSE
Plötzlich und unerklärbar sehnte sich Christian nach etwas zu essen. Er hatte den Geschmack schon seit Langem vergessen, nicht aber das Vergnügen, das eine Mahlzeit spenden konnte. Als Antoinette über den Tisch griff, erhaschte er einen Blick auf eine ihrer Rundungen.
Sie richtete sich wieder auf, zog den Morgenmantel zu und biss in die Toastscheibe. Um seine Gedanken von ihrer Nacktheit abzulenken, goss er eine Tasse Kaffee ein und reichte sie ihr.
Es hatte ihn geschmerzt, als er gesehen hatte, wie sie und Viktor von ihrem nächtlichen Ausflug in die Stadt zurückgekommen waren – auch wenn Viktor ihm versichert hatte, dass es ein ganz unschuldiges Vergnügen gewesen war. Was Frauen anging, hatten sie einander noch nie belogen – zumindest nicht seit Carolina. Viktor hatte Christian dringend geraten, seine Gefühle für die liebliche Miss Petrescu im Zaum zu halten. Er hatte recht. Was zwischen ihnen geschehen war, war nicht mehr als ein Jucken gewesen, das nach einem Kratzen geschrien hatte.
»Danke«, sagte sie mit vollem Mund und griff nach der Tasse. Dabei vermied sie es, ihn unmittelbar anzusehen. Ihre Finger berührten sich, und sogar bei diesem kurzen Kontakt fuhr ihm ein elektrischer Schlag bis in den Arm. Sie hielt mitten im Kauen inne, und Entsetzen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Nach einem Herzschlag schluckte sie und setzte die Kaffeetasse an die Lippen.
Christian fiel es schwer, sich zu konzentrieren, und während er ihr zusah, bekam er eine Erektion. Sie nahm eine dicke rote Erdbeere zwischen die Lippen und senkte die Lider ein wenig, als sie in die Frucht biss. Er stellte sich vor, sie würde statt der Erdbeere seine Zunge in sich hineinsaugen, und dieser Gedanke jagte eine Hitzewoge durch seinen Körper, stärker als alles, was er in den letzten Jahrhunderten gespürt hatte. Es war beinahe wie der Griff des Blutbanns, und sein Körper reagierte, bevor sein Geist etwas dagegen tun konnte. Fruchtsaft rann ihr am Kinn hinunter, als sie in eine Mango biss, und ihre Zunge schoss hervor, um ihn aufzulecken.
Er beobachtete die saugenden Bewegungen der zarten Lippen und der rosafarbenen Zungenspitze und schlug die Beine übereinander, da es in seinen Lenden immer heftiger pochte. Wie gut, dass der Tisch zwischen ihnen stand.
»Ich würde mir wirklich wünschen, dass du mich nicht so anstarrst«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Was willst du überhaupt?«
»Viktor und ich gehen aus.«
The Lodge war kein Ort für Antoinette. Es handelte sich um einen angesehenen Club für einflussreiche Aeternus und einige wenige wohlhabende Menschen. Er und Viktor wollten nach Gerüchten suchen, die über Sir Rogers Ermordung kursierten.
»Wohin gehen wir?«, fragte Antoinette, während sie sich mehr Obst in den Mund steckte.
» Wir gehen nirgendwohin. Du bleibst hier. Viktor und ich haben etwas zu erledigen.« Er schob seinen Stuhl zurück und ging zur Tür. »Es gibt eine Menge, womit du dich beschäftigen kannst, bis wir zurückkommen. Unten befinden sich eine gut ausgestattete Bibliothek und ein Übungsraum, in dem du ein bisschen trainieren kannst,falls es dir zu langweilig wird. Susan wird dir alles zeigen.« Er schloss die Tür, während sie ihn noch wütend ansah, und lächelte. Jetzt hatte er es ihr heimgezahlt.
◀ ▶
Nachdem Christian gegangen war, lief Antoinette mit vor der Brust verschränkten Armen in ihrem Zimmer auf und ab und trommelte frustriert mit den Fingern auf ihre Oberarme. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, einen Aeternus verführen zu wollen? Sie hatte es nicht von Anfang an vorgehabt, aber als sie Christians Gesicht gesehen und bemerkte hatte, wie er ihr beim Essen zusah, war es leicht gewesen, von der Macht verlockt zu werden, die sie für eine Sekunde über ihn zu haben schien. Zum Glück hatte er ihren Augenblick der Schwäche nicht ausgenutzt.
Es war nicht ihre Art, herumzusitzen und Däumchen zu drehen. Warum hatten sie Antoinette zurückgelassen? Vermutlich beschafften sie sich Nahrung. Sie unterdrückte ein Schaudern und wanderte wieder zur anderen Seite des Zimmers. Plötzlich sehnte sie sich danach, Lucian zu sehen und selbst herauszufinden, wie schwer er verletzt war. Rasch zog sie sich an und begab sich
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