Aeternus - Eisiger Kuss: Roman (German Edition)
Ort besuchen. Sehen Sie sich doch um, das ist alles ein einziger Klischee-Himmel.« Er ergriff ihre Hand mit beiden Händen und drückte ihr einen dicken, schmatzenden Kuss mitten auf die Lippen. »Genießen Sie es – Sie haben sich soeben mit dem hübschesten Teufel auf dieser Erde verlobt.«
Es stimmte. Ein Souvenirstand verkaufte Hüte, Stiefelund alle anderen möglichen und unmöglichen Cowboy-Dinge; ein mechanischer Bulle zuckte und wirbelte herum und warf soeben ein japanisches Mädchen zur großen, halb unterdrückten Belustigung ihrer Freundinnen ab, und eine Frau gab einer Gruppe mit Pärchen mittleren Alters am Rande der Tanzfläche Tanztipps. Die Leute kamen her, um jemand anderes zu sein.
Warum nicht? Vielleicht machte es wirklich Spaß. Antoinette lehnte sich zurück und entspannte sich. In dem Baumwollkleid, das sie sich von dem Kammermädchen geliehen hatte, fühlte sie sich gar nicht so seltsam.
Die Kellnerin kam mit den Drinks zurück. Als sie an dem Tisch vor ihnen vorbeiging, schlug ihr einer der daran sitzenden Kerle heftig auf den Hintern. Die arme Frau zuckte zusammen und verschüttete die Drinks auf dem Tablett. Sie drehte sich um und schenkte dem Mann einen bösen Blick, aber der Idiot und seine drei Freunde lachten bloß.
Antoinette war wütend und wollte aufstehen. Wie können sie es wagen, das Mädchen so zu behandeln? Viktors Hand legte sich auf die ihre, und er schüttelte kaum merklich den Kopf.
Die Kellnerin stellte einen Fruchtdrink mit einer Ananasscheibe auf dem Glasrand und einem Schirmchen vor sie hin, genau wie Viktor es bestellt hatte.
»Bitte schön«, sagte sie und hatte ihren Südstaatenakzent vergessen. Ihr Gesicht war ganz rot geworden. »Tut mir leid, dass ich etwas verschüttet habe.«
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Antoinette.
Das arme Ding lächelte schwach. »Das gehört zum Job.«
Viktor legte einige Hundertdollarscheine auf eine trockene Stelle ihres Tabletts. »Behalt das Wechselgeld.«
»Danke, Sir«, sagte sie, und ein gewaltiges Grinsenlöste ihren düsteren Blick ab. »Und wenn Sie noch etwas brauchen …« Sie deutete auf ihr Namensschildchen, auf dem SHERRY stand. »Bloß rufen.«
Während Viktor äußerlich gelassen blieb, glühten seine Augen in bernsteinfarbener Wut. Er nahm sein Glas in die Hand und wollte gerade einen Schluck nehmen, als sich ihm eine große, fleischige Hand auf die Schulter legte.
»Gibt’s ein Problem, Kumpel?«, sagte der Mann mit entfernt britisch klingendem Akzent.
»Nein.« Viktor lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, steckte die Daumen in seinen Gürtel und sah hoch zu dem Mann. »Ich bin nur der Meinung, dass das nicht sehr nett war.«
»So etwas wird an einem solchen Ort von dir erwartet«, sagte der Knabe.
Viktor runzelte die Stirn. »Grobheit ist an keinem Ort erwünscht. Sie sollten sich bei diesem armen Mädchen entschuldigen.«
»Glaubst du, Cowboy?«, dröhnte der große Mann. »Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen die Scheiße aus dem Leib prügele?«
»Warum wollen Sie sich und Ihren Freunden eine schöne Nacht in der Stadt verderben? Es würde gebrochene Knochen, ausgeschlagene Zähne und eine Menge Blut geben.«
»Ja, Kumpel, und zwar ausschließlich dein eigenes.«
Antoinette machte sich zum Kampf bereit, aber Viktor stand einfach nur auf. Er sah dem Mann in die Augen und lächelte – es war ein breites Lächeln, das all seine Zähne entblößte. Der Blick des Mannes ging zu Viktors Fangzähnen, und er wurde ein wenig nervös.
»Wie wäre es, wenn wir die Sache vergessen und ich die nächste Runde spendiere?«, schlug Viktor vor und klopfte dem Mann auf die Schulter.
»Äh … klar, das wäre wirklich nett.« Das Lächeln des Mannes zitterte an den Rändern. Er drehte sich um und setzte sich wieder zu seinen verstummten Freunden.
Viktor gab der Kellnerin ein Zeichen. »Sherry, eine Runde für diese guten alten Kerle auf meine Kosten.« Er klopfte dem Mann auf die Schulter. »Viel Spaß noch, Jungs.«
Antoinette entspannte sich wieder und lehnte sich zurück. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie nach vorn bis auf die Stuhlkante gerutscht war.
»Schatz, erweist du mir die Ehre eines Tanzes?« Viktor streckte die Hand aus.
Als sie die Tanzfläche erreicht hatten, wirbelte Viktor sie schnell herum. Er war gut, sehr gut. Tanzen erforderte ähnliche Fähigkeiten wie die Kampfkunst; es ging in der Hauptsache um Timing und Beinarbeit. Sie beobachtete die anderen Paare und hatte
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