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Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Titel: Aeternus - Sanfter Tod: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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stieß zu ihr. Wegen der Sicherheitskette konnten sie die Tür nur einen Spaltbreit öffnen. Frustriert hämmerte Kitt mit den Fäusten gegen das Holz.
    »Cal, Seph!«, rief sie. »Ich bin’s, Kitt! Macht die Tür auf!«
    Keine Antwort.
    »Bitte, Mädchen! Ihr müsst mich hereinlassen!« Ihre Stimme brach fast vor Verzweiflung.
    Oberons Handy schrillte in seiner Hosentasche. Er nahm es heraus und antwortete mit einem knappen »DuPrie.«
    Er riss die Augen auf und sah Kitt an. »In Ordnung. Danke. Und, Antoinette« – er hielt Kitts fragendem Blick stand –, »sag es Raven.«
    Er beendete das Gespräch, senkte den Blick und runzelte die Stirn. »Nur zwei Blocks von hier entfernt wurdeein junger Mann ermordet aufgefunden. Er wurde auf die gleiche Art getötet wie die Opfer des Campuskillers.«
    »Ich will erst nach den Mädchen sehen, dann können wir uns darum kümmern.« Sie drehte sich um und hämmerte wieder gegen die Tür.
    »Sie haben noch etwas neben der Leiche gefunden«, sagte Oberon leise und mit belegter Stimme. »Eine Damenhandtasche und ein Handy. Beide gehören Seph.«
    Ihre Beine verloren jegliches Gefühl. Stiche jagten durch ihre Brust, und eine eiserne Faust legte sich um ihr Herz. Kitt stützte sich kurz an der Wand ab, dann schlug sie wie wild gegen die Tür und schrie: »AUFMACHEN!«
    Oberon schob sie beiseite und rammte die Tür mit seiner massigen Schulter. Das Holz des Rahmens splitterte, als die Sicherheitskette aus der Verankerung gerissen wurde. Kitt rannte in die Wohnung und suchte Zimmer für Zimmer nach den Zwillingen ab.
    Sie fand Cal im Badezimmer. Sie hatte die Knie gegen die Brust gepresst und schaukelte vor und zurück. Offenbar hatte sie sich mehrfach übergeben, mit blicklosen Augen starrte sie ins Nichts.
    Kitt kniete sich neben sie, aber das Mädchen schien sie gar nicht wahrzunehmen. Sie streckte die Hand aus und berührte Cal sanft am Arm. Das Mädchen zuckte zurück, schrie hysterisch auf und versuchte Kitt wegzustoßen. Sogar Oberon schien erschüttert von dem Entsetzen, das in Cals markerschütterndem Kreischen lag.
    »Du bist in Sicherheit«, sagte Kitt, hielt die Arme ihrer Tochter fest und zog sie an sich.
    »Es ist kalt und dunkel«, krächzte Cal verängstigt. »Onkel Nathan ist hier. Ich kann ihn nicht sehen, aber ich höre, wie er den anderen Mann anfleht.« Cal schluckte mehrmals schwer. »Der andere Mann macht mir Angst. Seine Stimme klingt so … so tot.« Angeekelt verzog dasMädchen das fahle Gesicht. »Er fasst Sephs Kopf an und nennt sie seinen Engel.«
    Kitt schaukelte mit Cal vor und zurück und drückte ihr etliche Küsse auf die Stirn. »Du bist in Sicherheit – du bist hier bei uns.«
    Cal kehrte von dort, wo sie mit ihrer Schwester gewesen war, in das Badezimmer zurück. Kitt spürte fast, wie ihr Geist wieder in ihren Körper schlüpfte und Cals Blick klarer wurde. Tränen quollen in ihnen auf und rannen an ihren Wangen hinunter, ihre Lippen bebten. »Persephone ist nicht in Sicherheit.«
    Cal legte die Arme um Kitts Hals und weinte. »Wir müssen sie retten, Mam. Ihr ist kalt, sie ist hilflos, und sie hat Angst.«
    Diese Worte brachen Kitt nicht nur das Herz, sie zerschmetterten es regelrecht – als würde eisiges Glas in tausend Scherben zerplatzen. Es war das erste Mal, dass eine ihrer Töchter sie so genannt hatte, und es bestand die Gefahr, dass sie eine von ihnen verlor.
    Oberon ergriff ein Handtuch und reichte es Kitt. Sie wischte Cal das Erbrochene von der Wange und tupfte ihr den fiebrigen Schweiß von der Stirn.
    »Komm, wir gehen ins Wohnzimmer. Oberon, mach uns bitte einen heißen, süßen Tee«, sagte Kitt und half dem Mädchen auf die Beine.
    »Wir müssen sie finden – wir müssen sie vor diesem bösen Mann beschützen«, sagte Cal und klammerte sich verzweifelt an Kitt. »Sie ist in Gefahr. Ich glaube ihm nicht, wenn er sagt, dass er ihr niemals wehtun wird. Er lügt. Er ist verrückt.«
    Kitt bettete sie auf das Sofa, legte ihr eine dicke Decke um die Schultern und nahm den Becher mit heißem, süßem Tee, den Oberon ihr entgegenstreckte. Sie half Cal, einen Schluck davon zu trinken.
    »Sie ist wieder wach.« Cal richtete sich auf, und ihre Stimme erklang wie aus weiter Ferne. »Ich glaube, ich kann die Verbindung zu ihr herstellen.«
    Oberon ergriff ihre Hand. »Sag ihr, dass sie ruhig sein soll. Wenn wir herausfinden wollen, wo sie ist, brauchen wir ihre Hilfe.«
    Cal nickte, schloss die Augen und runzelte angestrengt die Stirn.

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