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Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Aeternus - Sanfter Tod: Roman

Titel: Aeternus - Sanfter Tod: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracey O´Hara
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ihrer Familie; ebenjene Natur, die sie so eifrig unterdrückt hatte, seit sie aus dem Reservat weggezogen war und unter den Menschen lebte. Sie gab dieser Wildheit nach, denn nun musste sie ein menschliches Leben beschützen.
    Die Frau lag nur wenige Fuß von ihr entfernt. Ihr entsetztes Atmen war so schnell, dass Kitt schon befürchtete, sie könnte hyperventilieren. Ein träges weibliches Kichern kroch aus der Dunkelheit heran; es kam gleichzeitig von überall und nirgendwo. Obwohl Kitts Augen nun die eines Schneeleoparden waren, konnte sie nicht erkennen, woher dieses Geräusch kam.
    »Was willst du?«, schrie Kitt in die Leere hinein.
    Ihre Stimme beunruhigte die Menschenfrau. Sie erstarrte und atmete dann noch schneller. Kitt kroch umher und behielt ihre Umgebung im Blick, während sie nach ihrem Handy suchte. Gerade als ihre Finger das harte Plastik ertasteten, landete jemand hinter ihr und stieß sie nach vorn, sodass sie kopfüber in den Schnee fiel.
    In schwarzes Leder gekleidete Beine mit fünf Zoll hohen Absätzen traten das Handy außer Reichweite und umkreisten Kitt, die sich bemühte, wieder auf die Beine zu kommen. Ein weiterer heftiger Tritt traf Kitts Bauch. Sie fiel auf die Seite und hielt sich die vermutlich gebrochenen Rippen. Sie rollte sich wie ein Embryo zusammen, versuchte einzuatmen und sah die Angreiferin nun zum ersten Mal, während sich ihre Rippen knackend zurückbogen und verheilten. Gebrochene Knochen waren nichts Schlimmes für eine Bestiabeo, wie ihre Rasse eigentlich hieß.
    Die Frau, die nun neben Kitts Patientin kniete, schien geradewegs aus einem Heavy-Metal-Video der Achtzigerjahre zu kommen. Sie trug ein Hemd mit Leopardenmuster, eine eng anliegende Lederhose, dickes Make-up und hatte eine blau-schwarz gefärbte Dauerwelle. Kitt fragte sich, ob sie sich den Kopf stärker angestoßen hatte, als ihr bewusst war, doch dann drehte sich die Frau zu ihr um.
    »Du hättest meine Lieblinge nicht beim Spielen unterbrechen dürfen«, sagte die Metal-Queen. Mit den Fingerknöcheln rieb sie über die Wange der Menschenfrau.
    Doch in dieser Berührung lag nichts Zärtliches. Kitt wusste sofort, dass diese Frau eine Aeternus war und keine Drenierin wie die anderen. Sie roch anders, und an ihr waren keine Anzeichen für eine Abhängigkeit vom Todesrausch zu erkennen, aber in ihren dunklen Augen lag etwas Beängstigendes. Entweder war sie verrückt, oder sie war pervers – Kitt konnte es nicht sagen.
    Als sie nach ihrem Telefon griff, hob die Aeternus ihr Opfer vom Boden auf und legte die langen Finger mit den scharlachrot angemalten Nägeln um das Kinn der verängstigten Frau. »Na, na. Wirf es gegen die Wand, oder ich breche ihr das Genick.«
    Der entsetzte Blick der Frau bettelte Kitt an, der Aeternus zu gehorchen. Ihr blieb keine andere Wahl. Mit der ganzen Gewalt ihrer Frustration schleuderte sie das Handy gegen die Ziegelmauer. Es zersprang zu Dutzenden kleiner Stücke aus schwarzem und grauem Plastik und grünen Platinen.
    »Gutes Kätzchen«, schnurrte die Rockerin, während sie wieder die Wange der Frau streichelte und lächelte. »Aber du bist zu vertrauensselig.«
    Mit einer raschen Bewegung aus dem Handgelenk brach sie der Frau das Genick. Das knackende Geräuschhallte von den Häuserwänden wider. Verblüfft stand Kitt da. Sie konnte weder glauben noch verstehen, was sie soeben gesehen hatte. Als der leblose Körper der Frau am Boden zusammensackte, durchfuhr Kitt eine ungeheure Wut, die zum Ausbruch der vollständigen Verwandlung führte.
    Sie riss an ihrer Kleidung und versuchte sie auszuziehen, damit sie nicht zerfetzt wurde, aber die Verwandlung geschah wegen ihres Zorns zu schnell und zu brutal.
    Nach wenigen Sekunden – neue Rekordzeit für Kitt – waren ihre Feliersinne voll entwickelt, und sie war bereit zum Angriff. Blutlust stieg in ihr auf; sie legte die Ohren zurück und fauchte. Dann ging sie in die Hocke und sprang auf, doch die Aeternus wischte sie beiseite wie einen Käfer.
    Sie traf mit den Pfoten auf der Mauer auf, sprang ab und landete auf den Beinen. Dann kauerte sie sich wieder hin und peitschte mit dem Schwanz. Die Metal-Queen ging ebenfalls in die Hocke. Mit all ihrer paramenschlichen Kraft sprang Kitt erneut hoch, und es gelang ihr, mit der Vorderpfote das Gesicht der Aeternus zu erreichen und ihr die hinteren Krallen in den Bauch zu schlagen.
    Die Miene der Metal-Queen wurde mordlüstern. Ihre Wunden schlossen sich sofort wieder, aber das Blut rann noch

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