Aeternus - Sanfter Tod: Roman
auf dem Bildschirm.
»Ja, das ist sie«, sagte Antoinette. »Wir sind ihr vor ein paar Nächten begegnet. Sie ist jetzt mit J.J. zusammen.«
Er zog wieder an seinem Joint. »Gut. Ich werde ein Bulletin zusammenstellen.«
»Ausgezeichnet«, sagte sie. »Lass es mich wissen, wenn du etwas gehört hast – egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit.«
◀ ▶
Als Kitt nach unten ging, fand sie Oberon in seinem Büro vor, wo er die vielen Akten durchlas, die Tony ihm gebracht hatte. Als sie sich gegen den Türrahmen lehnte und ihn beobachtete, sah er auf.
»Ist das Spiel schon vorbei?«, fragte er. »Haben wir gewonnen?«
»Ja und ja. Wo ist Raven?«
»Im Aufenthaltsraum, glaube ich. Warum?«
»Er war auch bei dem Spiel«, sagte sie. »Genau wie Nathan. Du solltest ihn nicht herumstromern lassen.«
»Ich kann ihn nicht aufhalten.« Oberon legte die Papiere auf den Tisch. »Er ist schließlich kein Gefangener.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Es wäre besser, wenn er einfach dahin zurückkehren würde, wo er hergekommen ist.«
»Besser für ihn?«, fragte Oberon. »Oder besser für dich?«
»Ich weiß es wirklich nicht.« Sie seufzte und drückte sich vom Türrahmen ab. »Ich sollte zu ihm gehen.«
Halb sitzend, halb liegend lümmelte er sich auf einem Sofa herum und hatte die Füße auf den Tisch davor gelegt. Er hatte den Mantel ausgezogen, den Hut aber anbehalten. Er zappte sich durch die Kanäle des großen Fernsehers und schaute auf, als sie das Zimmer betrat. Sofort nahm er die Füße vom Tisch und setzte sich gerade hin.
»Großartiges Spiel«, sagte er und schaltete den Fernseher aus.
»Ja, das stimmt. Zu schade, dass mein Bruder es mir ruiniert hat.«
»Willst du mir davon erzählen?«, fragte er.
»Eigentlich nicht.« Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und hatte beinahe Angst, den letzten Schritt zu machen.
Unvergossene Tränen brannten hinter ihren Augen, und in ihren Schläfen pochte es. Er klopfte auf das Kissen neben sich und streckte die Hand aus. In dem Augenblick, in dem sie sich setzte, wusste sie, dass die Tränen kommen würden. Sie hatten sich während der letzten Tage angesammelt. Der neue Job, die Begegnung mit den Zwillingen und mit Raven, und dann noch Nathan. Er war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Sie hatte recht gehabt. In dem Augenblick, in dem sie sich setzte, brach der Damm, der ihre Tränen bisher zurückgehalten hatte, nicht bloß – er explodierte regelrecht. Schluchzer schüttelten ihren Körper, die Ungerechtigkeit des Ganzen erfüllte sie mit Kummer und Wut. Als die Tränen erst einmal flossen, konnte Kitt sie nicht mehr zurückhalten.
Raven legte die Arme um sie und zog sie an seine Brust. Er drückte sie an seinen warmen Körper; seine starke Hand lag sanft auf ihrem Haar. Genauso hatte er sie auch früher umarmt, und nun fühlte sie sich wieder so sicher und geschützt wie damals. Kitt schmiegte sich an ihn, packte sein Hemd und durchtränkte es mit ihren Tränen, während sie allen Schmerz aus sich herausweinte.
14 ZUR BESTEN ZEIT
Gideon versteckte sich in den Schatten und wartete, lange nachdem die Fans gegangen waren. Die Mannschaft war noch nicht herausgekommen. Er senkte das Kinn auf die Brust; seine Augen fühlten sich schwer an. Wenn er noch lange wartete, würde ihm die Zeit davonlaufen.
»WACH AUF!« , rief Ealund ihm ins Ohr.
Er zuckte zusammen.
Gideon schaute auf seine Uhr. In wenigen Stunden würde die Morgendämmerung anbrechen. Wo waren sie bloß?
Gelächter drang durch den offenen Hintereingang des Stadions. Drei Personen kamen heraus. Sie stießen einander an, berauscht von ihrem Sieg. Sie sahen so jung, so gesund, so lebendig aus.
Nicht weit von Gideon entfernt wurde eine Autotür geöffnet, und er drückte sich noch tiefer in die Schatten des Hauses. Ein Mädchen stieg aus. Sie trug eine kurze Jeans, ein ärmelloses Hemd und Cowboystiefel. Sie setzte sich auf die Motorhaube und schob sich eine Strähne ihres honigblonden Haares hinter das Ohr. Ihre großen silbernen Ohrringe glitzerten im Licht der Straßenlaterne.
»He, Baby«, rief sie und winkte.
Der Junge hob den Kopf, grinste und winkte zurück.
Er beugte sich vor, gab den beiden Mädchen, in deren Begleitung er sich befand, je einen Kuss auf die Wange und flüsterte ihnen noch etwas ins Ohr. Dann lief er hinüber zu dem Mädchen auf der Motorhaube und vergrub die Hände in ihren Haaren, während er sie heftig küsste.
»KONZENTRIERE DICH« , zischte
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