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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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aber wie sollte er das dem Mann erklären, wer war das eigentlich?
    „ Das Fräulein ist weggeritten“, erklärte der.
    Paul glaubte, sich verhört zu haben. „Um die Uhrzeit?“
    Der Mann nickte verlegen.
    „ Ich hatte auch nicht damit gerechnet. Ich habe Hufe klappern gehört, aber bis ich die Stute gesattelt hätte, war sie schon über alle Berge.“
    „ Kann ich hier auf sie warten?“
    Der Mann nickte. „Kommen Sie rein. Ist zu kalt hier draußen.“
    Auf dem Weg ins Haus stellte der Mann sich vor, und Paul war erleichtert, dass er ihn nicht weggeschickt hatte.
    Drinnen machten sie sich einen Tee, der Soldat nahm einen „Schuss“ dazu, Paul nicht. Er musste klar denken können. Falls das überhaupt möglich war. Nach einigen Minuten Schweigen erzählte Paul dem Mann einfach alles. Er wurde nicht unterbrochen.
    „ Und nun?“, fragte Naumann schließlich, als Paul aufhörte zu sprechen.
    „ Was nun?“
    „ Was werden Sie nun tun?“
    „ Was soll ich denn tun? Was für eine Frage ist das? Für mich ändert sich nichts.“
    Naumann trank einen Schluck und schüttelte dann den Kopf: “Machen Sie sich nichts vor. Sie müssen sich entscheiden.“
    „ Meine Mutter muss sich beruhigen, das ist alles. Die beiden haben sich doch vorher gut verstanden! Mama wird einsehen, dass Annabelle es nur gut gemeint hat.“
    „ Ihre Mutter hat verstanden, dass Annabelle anders ist. Das und nichts anderes. Alles, was vorher war, ist unwichtig.“
    „ Unsinn.“ Paul versuchte beharrlich, sich etwas anderes einzureden.
    „ Ich erzähle Ihnen etwas, und ich muss hoffentlich nicht betonen, dass es unter uns bleibt.“
    Paul nickte.
    „ Ich war einmal in einer ähnlichen Situation wie Sie. Ich wollte einen Bund fürs Leben eingehen und hoffte auf die Unterstützung und den Segen meiner Eltern. Der Abend verlief, wie ich es geplant hatte: bis ich meinen Eltern offenbarte, dass mein Bekannter, dem sie bis dahin entzückt an den Lippen hingen, mehr als nur ein Freund für mich war. Ich habe meine Eltern nie wieder gesehen.“
    Paul schluckte. Diese kurze Geschichte war wie ein Schnaps: schnell erzählt und scharf im Abgang.
    „ Verstehen Sie mich nicht falsch, junger Mann! Ich habe es nie bereut. Es ist zwar traurig, aber ich bemitleide meine Eltern nur. Sie haben es versäumt, diesen Teil des Weges mit mir und diesem unglaublichen Menschen zu gehen, und sie haben viel verpasst.“ Er lächelte hintergründig.
    Nun schenkte sich Paul doch einen Schuss Rum in den Tee ein. Während die Wärme seinen Körper streichelte, kam ihm plötzlich eine Erkenntnis, die wie ein Blitz in seinen Bauch fuhr: Naumann und Burger! Das erklärte, warum der Patenonkel von Annabelle nie eine Frau gehabt hatte – oh Mann, wie konnte man so blind sein!?
    Naumann lächelte breiter, als er die Erkenntnis auf Pauls Gesicht sah. Es waren keine Worte nötig. Als er es langsam sacken ließ, kam die Sorge um Annabelle zurück: Wo war sie? Warum war sie noch nicht wieder hier?
    „ Wir sollten nach ihr suchen. Ich kann hier nicht so herumsitzen“, beschloss Paul. „Ich kann Titania nehmen.“
    Naumann nickte widerwillig.
    „ Ich bleibe hier, falls sie zurückkommt. Passen Sie auf sich auf.“

Kapitel 14
     
    Annabelle kam langsam zu sich. Sie sah sich um. Sie hatte Schwierigkeiten zu fokussieren, ihre Augen schmerzten, so wie der Rest ihres Körpers. Undeutlich sah sie weiße Wände, ein Holzkreuz, eine Tür mit einem Fenster darin und Gitterstäben.
    Sie versuchte sich aufzurichten und musste zu ihrem Entsetzen feststellen, das man sie festgeschnallt hatte. Lederriemen fesselten ihre Hand – und Fußgelenke und ein Bauchgurt fixierte ihre Mitte. Was war los? Oh nein, bitte bitte nicht, dachte sie verzweifelt. Aber sie wusste es eigentlich schon: Sie war wieder im Adlerhorst.
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierher gekommen war, und warum sie fixiert war. Warum ihr alles wehtat und sie hatte nur das dringende Bedürfnis, hier raus zu kommen. Sie konnte sich nicht beherrschen und versuchte sich aufzubäumen, loszureißen, weg, sie schrie und schrie …
     
    * * *
     
    Paul war mehrere Stunden geritten, bis er aufgab. Der Morgen graute schon. Als er zurück zum Haus kam, fand er Naumann im Stall bei Oberon.
    „ Das Pferd ist vor Kurzem hier angekommen. Ohne Annabelle.“
    Paul wurde bleich.
    „ Er hat eine Wunde an der Seite, aber ich kann nicht erkennen, woher. Und sein Zaumzeug ist weg, er muss es irgendwo abgestreift haben.“
    Der Wallach

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