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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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stand völlig erschöpft in seiner Box und regte sich kaum, als Paul ihn untersuchte.
    „ Sollen wir einen Tierarzt kommen lassen?“, fragte er hilflos.
    Naumann schüttelte den Kopf: “So schlimm ist es nicht.”
    Paul streichelte das Pferd und verknotete seine Finger in der Mähne. Er fühlte sich absolut hilflos, ohne Plan.
    Naumann sattelte Titania ab und sagte: “Ich habe Karl benachrichtigt. Er wird sicher bald hier sein.“
    „ Danke.“
    Paul ging ins Haus, um nach Frau Barbara zu sehen. Die war in der Küche und polierte weinend Besteck. Er machte Wasser heiß und setzte sich zu ihr. Sie sah ihn nicht an.
    „ Hat Annabelle Ihnen gestern etwas erzählt?“, fragte er schließlich.
    Die Hausdame schüttelte den Kopf.
    „ Es gab einen Vorfall.“
    Sie schniefte nur.
    „ Meine Mutter hat sich geschnitten und Annabelle hat versucht, sie zu heilen. Ich hatte meiner Mutter nicht erzählt, dass sie das kann, meine Mutter wusste es nicht, es war einfach keine Zeit, ich glaube, niemand hat ihr je erzählt, warum Annabelle im Adlerhorst war. Mein Vater will sie mit solchen Dingen nicht belasten, und ich habe sie nicht viel gesehen in letzter Zeit. Es schien so eine gute Idee, das mit dem Essen, ich habe nicht nachgedacht, ich meine: Warum konnte ich nicht warten? Ich habe nur an mich gedacht und alles falsch gemacht.“
    Er schüttete heißes Wasser auf die Teebeutel.
    “ Sie ist ein gutes Kind“, begann die Hausdame mit leiser Stimme. “Aber sie weiß nicht, wie anders sie ist, ihr Vater hat das nicht zugelassen, in seinen Augen war sie richtig. Es ist nicht nur die Hand. Aber die Menschen sehen oft nur das Äußerliche. Verurteilen Sie Ihre Mutter nicht. Es ist nur menschlich.“
    „ Ich liebe Annabelle.“
    “ Und Ihre Mutter liebt Sie. Verurteilen Sie sie dafür nicht. Nicht jeder ist offen für Neues und bereit sich Herausforderungen zu stellen.“
    “ Aber sollte sie nicht wenigstens mir zuliebe den Versuch machen?“
    “ Das hat sie getan. Nach dem, was ich weiß, haben Sie ein böses Spiel mit ihr gespielt. Sie haben ihr dieses Treffen aufgezwungen und sie so genötigt, gute Miene dazu zu machen. Aber das war nicht recht: Ihre Mutter hätte Besseres verdient gehabt. Und Annabelle auch.“
    “ Wir dachten, es wäre höchste Zeit. Wir wollten nicht noch lange warten.“
    “ Ja, sie wollen alle nicht warten. Ihr denkt, ich hätte es nicht bemerkt, aber ich bin nicht blind. Ich habe nur für mich entschieden, nicht hin zuschauen. Annabelle war schon immer ungeduldig, und sie bekam von ihrem Vater auch meistens, was sie wollte. Und nun ist er nicht da, aber Sie sind da. Sie haben ihr gut getan, und deshalb habe ich es zugelassen. Ich habe die Augen zu gemacht, obwohl ich wusste, dass es nicht richtig ist.“
    “ Ich werde sie trotzdem heiraten“, sagte Paul störrisch.
    “ Sie sollen es aus den richtigen Gründen tun.“
    Paul betrachtete die Hausdame, die noch immer bedächtig einen Löffel nach dem anderen polierte und wieder in den Besteckkasten legte.
    “ Glauben Sie, dass ich es aus den falschen Gründen tue?“
    “ Ich möchte mir nicht anmaßen, über Ihre Gründe zu urteilen. Ich bin mir nur nicht sicher über Annabelles Gründe. Sie sehen ihrem Vater so unfassbar ähnlich, dass ich den Gedanken nicht los werde, dass sie sich vielleicht über ihre Motive nicht im Klaren ist.“
    Das schockierte ihn sehr. Er hatte über die Ähnlichkeit oft nachgedacht, und bei der Wahl seines Kostüms für den Maskenball auch damit gespielt. Aber er erinnerte sich an die erste Nacht in der Schurmhütte, als Annabelle ihm ihre Hand gezeigt hatte. Sie hatte an diesem Abend tief in ihn hinein geschaut, und was auch immer sie gefunden hatte, sie hatte sich für ihn entschieden. Er hatte in ihrem Gesicht gesehen, das sie ihn in diesem Moment nicht mit ihrem Vater verwechselt hatte.
    Sie hatte sich ihm hingegeben! Er konnte es nicht zulassen, dass das entwertet wurde.
    “ Wenn Annabelle wieder da ist, dann werden wir uns mehr Zeit lassen. Frau Barbara, wir werden Sie davon überzeugen, dass sie mich nicht heiratet, weil sie mich für ihren Vater hält. Das würde ich auch nicht wollen. In ein paar Monaten werden wir diese Ereignisse hoffentlich als eine schlechte Erinnerung zurück behalten. Vertrauen Sie mir?“
    Frau Barbara sah ihn zum ersten Mal während des Gesprächs an. Dann schloss sie die Augen und bedeckte ihr Gesicht mit einem Taschentuch.
    „ Finden Sie sie“, sagte sie weinend.
    Er nickte.

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