Aetherhertz
unterstellen?“, bellte der Arzt.
„ Noch nichts. Aber wenn Sie mir weiterhin nur ausweichende Antworten geben, dann fällt mir bestimmt etwas ein.“ Ihr Herz klopfte: Selten hatte sie so mit einem Mann gesprochen.
„ Na gut, wenn Sie es unbedingt wissen müssen: Wir haben es mit einer Zange versucht. Dabei ist der Uterus wohl zu Schaden gekommen.“
„ Also sind Sie schuld am Verbluten.“
„ Nein!“ Dr. Wendt schlug mit der Handfläche auf den Tisch und Annabelle zuckte zusammen.
„ Warum dann diese Untersuchung? Die Frau hat Anzeichen einer Vergiftung, aber wir wissen nicht, wodurch!“
Der Arzt holte tief Luft, stand auf und ging zum Fenster.
„ Sie muss ein Gift eingenommen haben. Die Untersuchung ihrer Speiseröhre zeigt das. Es war allerdings kein gewöhnliches Gift.“ Annabelle ließ das erst mal sacken, aber Dr. Wendt sagte nichts dazu.
„ Was ist mit dem Kind?“, fragte sie dann.
Der Arzt drehte sich nicht um. „Es ist tot.“
„ Warum ist es dann nicht im Institut? Wir könnten vielleicht mehr über die Todesursache der Mutter erfahren! Ist es schon vor der Geburt gestorben, oder währenddessen? Wir müssen es sezieren!“
Jetzt drehte sich Dr. Wendt zu Annabelle um und sah sie erschrocken an.
„ Das geht nicht.“
„ Warum?“
„ Fragen Sie nicht so viel. Gehen Sie jetzt. Ich werde mit Dr. Schmidt Kontakt aufnehmen.“ Er machte eine Handbewegung zur Tür hin.
„ Aber ich bin diejenige ...“, versuchte Annabelle sich zu verteidigen, aber er unterbrach sie und fasste sie unsanft am Arm.
„ Gehen Sie jetzt! Ich habe keine Zeit mehr. Auf Wiedersehen – nein, besser nicht.“ Der Arzt verbeugte sich knapp und verließ fluchtartig den Raum.
Annabelle war wie vor den Kopf geschlagen. Mehr denn je kam ihr der Fall merkwürdig vor. Sie folgte ihm, aber er war schon verschwunden. Als sie langsam den Flur entlang ging, begegnete ihr eine Nonne, die sie mitleidvoll ansah. Annabelle zögerte, sie wollte nicht gehen, sie hatte keine wirkliche Antwort bekommen. Da kam ihr eine Idee.
„ Ach, Schwester“, sprach sie die Nonne an. „Könnte ich vielleicht mit der Oberschwester sprechen?“
Die Nonne begleitete sie in ein weiteres spartanisch eingerichtetes Büro. Dort saß eine Ordensfrau mit rundem Gesicht und roten Backen. Sie sah eher wie eine Bäuerin aus, aber sie lächelte Annabelle freundlich an.
„ Ich bin Schwester Innocentia“, stellte sie sich vor.
„ Annabelle Rosenherz. Ich bräuchte eine Auskunft. Vor drei Tagen ist hier eine Frau gestorben. Ich arbeite in einem Institut, wo ihr Tod untersucht wird. Wir haben bei der Toten eine wertvolle Kette gefunden, die wir gerne den Angehörigen zurückgeben würden. Wenn Sie so gut wären, und mir den Namen sagen, dann kann ich alles in die Wege leiten.“ Eine schlechte Lüge, aber ihr war so schnell nichts Besseres eingefallen.
„ Ach, liebes Kind, ich würde Ihnen gerne helfen, aber die Dame kam in einer Mietdroschke. Wir wissen nicht, wie sie hieß. Sie war bewusstlos, als sie bei uns ankam. Ein Mann hat sie hereingetragen, der ist aber schnell verschwunden. Später war nicht genug Zeit, nach einem Namen zu fragen. Wir haben das der Polizei gemeldet, aber die Ergebnisse der Nachforschungen kenne ich nicht.“
Annabelle war überrascht. Das wurde ja immer merkwürdiger. Die Angehörigen hatten die Frau also einfach so in eine Mietdroschke gesetzt, obwohl es ihr sehr schlecht ging, ließen sie alleine sterben, und wollten nun die Todesursache wissen? Wer hatte die Untersuchung wirklich angeordnet?
„ Ja, schlimm, nicht wahr?”, sagte die Nonne, die Annabelles Überraschung sah. “Der Droschkenkutscher war auch empört. Schließlich waren seine Sitze voller Blut.“
Das war doch mal eine verwertbare Nachricht, dachte Annabelle. Vielleicht konnte sie die Droschke ja mithilfe dieser Information ausfindig machen.
* * *
Dr. Wendt musste einen Anruf tätigen, aber er konnte keine Zuhörer gebrauchen. Er gab sich Mühe gegeben und umgarnte das Fräulein in der Telefonzentrale, das sie ihren Platz verließ, nachdem sie die Verbindung hergestellt hatte.
„ Hallo, hier ist Dr. Wendt“, meldete er sich schließlich, als er an der richtigen Stelle angekommen war.
„ Was wollen Sie?“
„ Hier ist eine Frau, die schnüffelt rum. Fragt nach dem Namen der Toten und nach dem Kind.“
„ Eine Frau?“
„ Annabelle Rosenherz. Angeblich arbeitet sie bei Professor Schmidt im Institut.“
„ Sie haben doch
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