Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
Vom Netzwerk:
nichts erzählt?“
    „ Nein. Ich habe gesagt, das Kind sei tot.“
    „ Na dann. Bleiben Sie ruhig. Ich habe die Angelegenheit mit dem Vater des Kindes geklärt.“
    „ Wie geht es dem Kind?“
    „ Darüber kann ich keine Auskunft geben.“
    „ Verstehe.“
    „ Gehen Sie wieder an die Arbeit.“
    „ Ja.“
    Am anderen Ende der Leitung wurde aufgelegt.
    Ich brauche Urlaub, dachte Dr. Wendt. Langen Urlaub. Da das aber nicht infrage kam, gönnte er sich einen Kurzurlaub von der Realität mit dem Wundermittel von Bayer: Heroin.
     
    * * *
     
    Annabelle war vom Josefinenheim in Richtung Innenstadt gelaufen. Sie brauchte ein wenig frische Luft zum Nachdenken. Nun stand sie vor dem Steigenberger Hotel und betrachtete die Droschken. Vor diesem exklusiven Etablissement warteten immer mehrere dieser Kutschen auf Fahrgäste. Es gab sogar eine dampfbetriebene Droschke, die auf Anmietung wartete, und auch das ein oder andere Automobil.
    Ihr kam ein Gedanke: was, wenn die tote Frau nun aus einem Hotel kam? Wenn sie gar nicht in Baden-Baden wohnte, sondern nur auf der Durchreise war? Wie sollte sie sie dann finden?
    Aus dem Hotel kam eine Gruppe Frauen, die kicherten und unter unablässigem Geplapper eine geschlossene Kutsche bestiegen. Das erinnerte Annabelle daran, dass heute noch diese unsägliche Einladung der Frau von Strebnitz anstand. Sie hatte noch viel zu tun und entschloss sich daher, statt der Straßenbahn auch eine Droschke zu nehmen. Während der Fahrt versuchte sie, den Kutscher zu befragen.
    „ Werter Herr, wie könnte ich herausbekommen, wer vor drei Tagen eine blutende Frau ins Josefinenheim gebracht hat?“
    Der Kutscher sah sich verwundert um.
    „ Was soll'n die Frage?“, brummte er.
    „ Na, ich würde dem Kutscher gerne danken. Das war sicher nicht angenehm für ihn. Der hat eine Belohnung verdient.“
    „ Kann ja mal rumfragen“, nuschelte der Kutscher.
    „ Ja, das wäre sehr hilfreich! Außerdem würde die Familie dem Herrn gerne die Reinigung bezahlen.“
    Das sollte reichen, um den Mann zu motivieren, einem seiner Kollegen zu helfen. Sie gab ihm beim Bezahlen ein üppiges Trinkgeld, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten konnte.
    „ Melden Sie sich dann hier, das soll nicht zu Ihrem Nachteil sein.“
    Der Kutscher tippte sich an die Mütze und schnalzte sein Pferd zum Trab an.
    Annabelle betrat ihr Haus und wurde sofort von Frau Barbara abgefangen.
    „ Gut, dass du pünktlich kommst.“
    „ Pünktlich wofür?“
    „ Na, fürs Mittagessen.“
    „ Mittagessen? Das wollte ich ausfallen lassen. Ich bin eingeladen zum Kaffeetrinken.“
    „ Deshalb kannst du trotzdem etwas zu Mittag essen.“ Frau Barbara war beharrlich und schob Annabelle auf die Treppe zu.
    „ Wieso ist das so wichtig, und warum muss ich nach oben?”, sträubte sich Annabelle.
    „ Du wirst dich hübsch machen, weil du dem jungen Herrn Falkenberg dann Gesellschaft leisten kannst.“
    „ Ach Frau Barbara!“ Annabelle hatte jetzt gar keine Lust auf Gesellschaft, und schon gar nicht auf den “jungen Herrn Falkenberg“, den sie wirklich unhöflich behandelt hatte.
    Frau Barbara blieb aber hart: „Doch, du wirst dich benehmen und mit ihm essen. Das ist höflich. Geh dich umziehen.“
    „ Umziehen auch noch? Dann muss ich mich ja heute dreimal umziehen.“
    „ Andere respektable Mädchen ziehen sich noch öfter um. Jetzt beeil dich, er sitzt schon am Tisch. Ich will ihn nicht noch länger warten lassen.“ Frau Barbara stand wie eine Wache am Fuß der Treppe.
    Annabelle verdrehte die Augen und ging in ihr Zimmer. Sie zog sich aber nicht um, sondern legte nur ein Tuch um die Schultern. Dann dachte sie kurz nach und frisierte sich schnell ein bisschen lockerer, als sie das im Institut bevorzugte. Ein paar Minuten später begrüßte sie Paul Falkenberg artig. Frau Barbara sah sie streng an, denn sie hatte bemerkt, dass Annabelle sich nicht umgezogen hatte, konnte aber schlecht vor dem jungen Mann mit ihr schimpfen.
    Paul Falkenberg stand auf, verbeugte sich kurz, setzte sich wieder und schob ein Buch beiseite, in dem er bis zu ihrer Ankunft gelesen hatte.
    „ Sie können ruhig weiter lesen“, sagte Annabelle. Sie würde auch gerne die Zeitung lesen.
    Er schüttelte den Kopf: „Nein, das wäre unhöflich.“
    Annabelle knabberte sich an der Lippe. Sie versuchte unauffällig zu entziffern, welches Buch er mitgenommen hatte. Als sie nicht erfolgreich war, siegte ihre Neugier und sie beschloss zu fragen.
    „

Weitere Kostenlose Bücher