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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Bach.“
    „ Ein Buch über Bach? Den Komponisten?“
    „ Nein, die »Schneiderer Kirchenkantaten«. Von Bach. Dem Komponisten.“
    „ Die Noten?“
    „ Ja.“
    „ Spielen Sie Klavier?“
    „ Nein.“
    „ Geige?“
    „ Nein.“
    „ Herrgott, nun lassen Sie sich doch nicht alles aus der Nase ziehen!“
    Paul Falkenberg grinste, dann wurde er ernst und behauptete: “Ich kann Musik lesen.“
    „ Was soll das heißen?“
    „ Nun, wenn ich Noten lese, dann höre ich die Musik in meinem Kopf.“
    „ Das gibt es nicht.“ Annabelle nahm das Buch, schlug es auf und versuchte einen Sinn hinter den winzigen Punkten und Strichen zu finden. Sie kannte sich mit Musik nicht aus und konnte auch mit den italienischen Fachbegriffen nichts anfangen.
    Paul Falkenberg erklärte: „Doch, ich kann es allerdings nicht beweisen. Ich spiele kein Instrument wirklich genügend, und meine Singstimme ist unzumutbar. Aber es macht mir einfach Spaß und ich lese gerne zur Entspannung. Bach ist mein Lieblingskomponist.“
    Na, das waren ja mal viele Worte. Annabelle war beeindruckt von der Ernsthaftigkeit des jungen Mannes. Er sprach mit ihr, als wäre sie keine Frau. Die meisten Männer sprachen eher von oben herab mit Frauen, als ob sie alle dumm wären und sowieso nicht verstünden, was aus Männermündern purzelte.
    „ Welche Musik hören Sie denn gern?“, fragte er nun.
    Annabelle war überrascht. Er interessierte sich für ihren Musikgeschmack? Das wurde immer ungewöhnlicher. „Ich mag Mahler und Tschaikowsky.“
    Paul nickte und Annabelle wartete darauf, dass er es als “typische Frauenmusik” kommentierte, aber er sagte nichts. Sie aßen die Suppe, die Frau Barbara auftischte, ohne weitere Konversation.
    Annabelle grübelte über ihr Problem. Wie könnte sie noch etwas über die tote Frau herausfinden? Wenn die Frau nun wirklich nur auf der Durchreise gewesen war? Oder, wenn die Frau zu so einer exklusiven Gesellschaft gehörte, dass man nicht an sie herankam? Prominente Gäste wie der englische König oder der russische Zar wurden von den normalen Menschen abgeschirmt. Die Frau konnte selbst eine Berühmtheit sein, oder auch nur ein Dienstmädchen. Woran sollte man das erkennen? Sie war leider nicht Sherlock Holmes, der vielleicht am Dreck unter den Fingernägeln herausgefunden hätte, wo sie zuletzt gewesen war.
    Frustriert dachte sie stattdessen wieder über die spätere Einladung zum Kaffeeklatsch nach, und was sie anziehen sollte. Sie hatte schon lange kein neues Kleid mehr gekauft, und wusste auch nicht, was gerade in Mode war. Männer hatten es leicht! Sie betrachtete Paul unauffällig: Männer konnten einfach einen Anzug anziehen, eine Krawatte oder einen Binder, und das passende Einstecktuch, fertig war der Mann. Nein, schalt sie sich, das stimmte ja nicht. Kleider machen Leute: Es ist doch ein Unterschied zwischen einem Arbeiter und einem Dandy, zwischen ihrem Vater, wenn er auf Expedition war, oder einen Vortrag an einer Universität hielt.
    Paul war teuer und modern gekleidet, aber kein Stutzer. Er hatte einen braunen Anzug an und gute Schuhe, das hatte sie bemerkt. Auch, dass er seine Anzugjacke in den Schultern gut ausfüllte, und ansonsten sehr schlank war. Die Hose betonte seine langen Beine und über mehr wollte sie in diesem Zusammenhang nicht nachdenken, sonst würde sie noch rot. Er trug eine braune seidene Halsbinde und die silberne Kette einer Taschenuhr baumelte zwischen Westentasche und Knopfreihe. Schlichte Manschettenknöpfe. Alles passte gut und war von exzellenter Qualität. Wenn da nicht seine leicht vertrubbelten Haare gewesen wären, und der etwas abwesende Blick … Ragte da ein Schraubenzieher aus seiner Brusttasche? Man konnte eben doch nicht alles mit Kleidung verstecken!
    Was sollte sie heute Nachmittag bloß anziehen? Da kam ihr eine Erkenntnis.
    „ Die Kleidung!“, rief sie laut.
     
    „ Was?“ Paul war überrascht. Er hatte die ganze Zeit gegrübelt, wie er das Gespräch in Gang halten konnte. Er war nicht gut in Konversation. Sein Bruder Friedrich hatte da überhaupt kein Problem. Er sagte ein paar Sätze, die sich in Pauls Ohren völlig blödsinnig und belanglos anhörten, und die Damen machen „Ahh“ und „Ohhh“ und kicherten. Paul wollte aber nicht über das Wetter sprechen, und er wusste auch nichts über die Prominenz, die man derzeit an der Trinkhalle oder im Kasino treffen konnte. Ihm fiel einfach nichts ein.
    „ Ach, ich hatte nur eine Idee.“ Sie hatte ihn

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