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Aetherhertz

Aetherhertz

Titel: Aetherhertz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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hatte alles, was sie nicht hatten. Zum einen Haare, Augenbrauen und Wimpern, zum anderen ein angenehmes Wesen und viele Freunde. Man konnte ihn nur hassen!
    Umso schlimmer für die Familie (zumindest einen Teil davon), als Georg einen schrecklichen Unfall hatte. In seinem unendlichen Gerechtigkeitssinn hatte er sich vor einen Freund geworfen, der von einem Blitzmann beschossen wurde. Die beiden waren nach einem Ausflug in einen Einsatz der Spezialeinheit geraten, und zu unrecht verdächtigt worden, ein junges Mädchen ermordet zu haben. Georg wurde schwer von einem Ætherblitz getroffen, und man hatte die Familie benachrichtigt, dass er nicht mehr gesund werden würde.
    Die Familie war daran zerbrochen. Man war nach Baden-Baden umgezogen, weil es dort eine Spezialklinik gab, aber es erfolgte keine Besserung. Die Eltern gingen bankrott und mussten in der Ætherfabrik arbeiten. Walter hatte Glück. Er kam bei einem Konditor unter, der es gut fand, dass der Junge keine Haare hatte. So konnten auch keine im Gebäck landen.
    Es stellte sich heraus, dass Walter ein begabter Konditor war. Er wurde zum Gesellen und schließlich zum Meister und übernahm nach dem Tod des Alten das Geschäft. Katharina wurde Putzmacherin. Aber sie war nicht fügsam und konnte sich schlecht beherrschen; nach der Lehrzeit wurde sie nicht übernommen. Sie schmarotzte noch eine Weile bei den Eltern, bis diese genug von ihr hatten. Walter nahm sie auf, da er auch immer noch keine Frau gefunden hatte, die es mit ihm aushielt. Das machte nichts. Er konnte es sich leisten, Frauen für seine Bedürfnisse zu kaufen, und war ansonsten froh, niemanden um sich zu haben, der dumme Fragen stellte. Katharina interessierte sich nur für sich und ihre eingebildete Karriere beim Film.
    „ Wie viel brauchst du denn?“, fragte er nun resigniert.
    „ Drei, nein, mach vier Dutzend.“
    Walter seufzte. „Ich weiß nicht, ob ich noch so viel habe. Wir haben viele Bestellungen.“
    „ Mach nicht so ein Drama!“, fuhr Katharina ihn an. „Dann machst du halt Neue.“
    „ Ich muss erst Nachschub holen. Du weißt schon.“
    Einen Moment wurde Katharinas Gesicht weich. Fast schien es Walter, als ob sie doch ein wenig Mitleid hatte. Dann verhärtete es sich wieder, und sie sagte kalt: “Dann ist das so. Wir haben es verdient.“
    Ja, dachte Walter, das haben wir. Er strich seiner Schwester über die Wange, aber die drehte sich um und rief im Rausgehen: “Ich lass es nachher abholen.“

Kapitel 5
     
    Annabelle war unterwegs zu der Familie der zweiten Toten, Marie Gerber. Die Gerbers wohnten in einer guten Gegend, leicht erhöht. Seit der Æther in den Niederungen aufstieg, waren die Hanglagen noch begehrter. Wer es sich leisten konnte, zog in den Flussstädten nach oben.
    Sie war ganz früh beim Institut gewesen, um sich zu versichern, dass Hans Wort gehalten hatte. Und um Paul nicht begegnen zu müssen. Sie brauchte noch Zeit, um nachzudenken, wie sie sich ihm gegenüber verhalten wollte. Tatsächlich hatte sie die Erlaubnis bekommen, weiter nachzuforschen. Hans sah zwar nicht glücklich aus, war aber sichtlich erleichtert, dass Annabelle ihm wegen seines Ausrutschers nicht böse war.
    „ Na, ist der stramme Soldat jetzt dein offizieller Begleiter?“, hatte er trotzdem ein wenig beleidigt gefragt.
    Annabelle hatte zu seiner Überraschung verneint. Er war sich wohl sicher gewesen, dass der fesche Blitzmann alles bei ihr erreichen würde, wovon er, Hans, träumte.
    „ Tja, ich bin eben nicht berechenbar“, hatte Annabelle vergnügt geantwortet, als er nach dem Grund fragte. Mehr erfuhr er nicht.
    Sie klopfte an der Haustür der Gerbers und wurde von einer Dienerin eingelassen. Kurze Zeit später empfing Frau Gerber sie in einem kleinen Salon.
    „ Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann“, erklärte die Frau erschöpft. „Und ich möchte eigentlich nicht über den Tod meiner Tochter sprechen.“ Der letzte Satz reichte schon, um wieder in Tränen auszubrechen. Annabelle wartete, bin die Tränen getrocknet waren. Es dauerte nicht lang, die Frau hatte schon viel geweint.
    „ Sie haben um Aufklärung gebeten“, erklärte Annabelle vorsichtig.
    “ Wir können es einfach nicht verstehen! Aber am liebsten würde ich es rückgängig machen.”
    „ Fragen Sie sich nicht, wieso es passiert ist?“
    Die Frau funkelte Annabelle wütend an: “Jede wache Sekunde! Sie sind ja selbst noch ein Kind, Sie können das nicht verstehen, daher verzeihe ich Ihnen diese

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