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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Zweck?«, fragte sie und gab sich den Anschein von Gleichmut, obwohl ihr Herz schneller zu schlagen begann. Sollte es schon zu spät sein?
    »Bitte, gnädige Frau«, sagte der Gardist. »Man wird Ihnen alles erklären, wenn Sie mir nur folgen möchten.« Sein Griff wurde schmerzhaft, und Katya wusste, dass er jeden Moment seinen Säbel ziehen und sie mit blanker Waffe aus dem Raum führen würde, wenn sie nicht nachgab.
    »Ich möchte gegen diese unangemessene Behandlung protestieren«, sagte sie laut. »Wer ist Ihr Vorgesetzter?«
    Neben ihr öffnete sich eine der Türen, ein Kopf wurde hindurchgesteckt, ein entgeistertes Gesicht sah sie an. Felsenstein. Katya warf ihm einen schnellen, warnenden Blick zu.
    Der Schweizer erklärte ihr derweil, dass er nur seine Befehle ausführe, sie aber sogleich seinem vorgesetzten Offizier vorführen werde. Befehlsgemäß. Seine langsame, behäbige Sprechweise mit den vielen Rachenlauten hätte sie normalerweise zum Lachen gereizt, aber jetzt war sie so angespannt, dass ihre Muskeln zitterten.
    »Also gut, ich folge Ihnen«, unterbrach sie ihn. »Bringen wir es hinter uns.« Ein letzter hoffnungsloser Blick zu Gregor Felsenstein, der ihr hastig zunickte und den Kopf zurückzog.
    Wieder ging es durch die Gänge der Hofburg, aber dieses Mal wurde sie in einen Trakt geleitet, den sie noch nie zuvor betreten hatte. Sie begegneten anderen Palastwachen, einigen Husaren und auch höheren Offizieren des Heers, die sie und ihre Eskorte neugierig musterten. Etwas sagte ihr, dass man wusste, wer sie war – die Blicke waren nicht freundlich. Katya blickte starr vor sich hin und verzog keine Miene. Sie kochte innerlich vor Wut und gleichzeitig saß ihr die kalte Angst in den Knochen. Ohne Sophies schützende Hand war sie dem ausgeliefert, was jetzt ganz offensichtlich auf sie wartete: Sie wurde verhaftet. Wahrscheinlich stand draußen schon der Transportwagen, der sie zum Militärgefängnis bringen würde. Von Windesberg würde es nicht wagen, sie der zivilen Gerichtsbarkeit zu überlassen – der leitende Staatsanwalt hätte sie schneller wieder auf freien Fuß gesetzt, als der Minister blinzeln konnte.
    Sie gelangten in einen kahlen Vorraum, der Gardist klopfte an die Tür, jemand öffnete. Katya fand sich in einer spärlich möblierten Amtsstube in der Gesellschaft eines Hauptmanns und zweier unauffällig gekleideter Zivilisten wieder. Der Hauptmann stand neben einem Schreibtisch, an dem einer der beiden Zivilisten saß und etwas notierte, und las sich ein Schreiben durch. Der andere, von Haltung und Haarfarbe her ein älterer Mann, stand am Fenster und blickte hinaus. Er wandte sich auch nicht um, als der Gardist hackenknallend salutierte. Der jüngere Zivilist sah ärgerlich auf und der Hauptmann gab dem Gardisten mit einem Wink zu verstehen, er könne sich entfernen.
    Die Tür schlug hinter dem Schweizer zu. Die drei Männer ignorierten Katya, die wie ein abgestelltes und vergessenes Paket vor dem Schreibtisch stand. Sie räusperte sich, dann schüttelte sie den Kopf und drehte sich zur Tür. Als sie ihre Hand auf die Klinke legte, sagte einer der Männer: »Bleiben Sie bei uns, Frau Nagy. Wir kümmern uns gleich um sie.«
    Katya drehte sich ergeben um und lehnte sich gegen die Tür. Wer gesprochen hatte, konnte sie nicht ausmachen, denn alle drei verharrten unverändert in der gleichen Haltung wie zuvor.
    Das Kratzen der Feder auf dem Papier verstummte. Der Mann am Tisch legte den Federhalter beiseite und löschte das Geschriebene sorgfältig ab. Dann reichte er das Blatt dem Hauptmann und hob den Blick, um Katya aufmerksam und intensiv zu mustern. »Frau Nagy«, sagte er. »Danke, dass Sie uns aufsuchen.«
    »Ich hatte kaum eine andere Wahl«, erwiderte Katya. »Und es heißt ›Major Nagy‹.«
    Der Mann am Fenster schnaubte amüsiert. Katya musterte seinen Rücken. »Darf ich fragen, wer Sie sind?« Sie sah den Zivilisten am Tisch auffordernd an.
    »Sie dürfen«, erwiderte er. »Hauptmann Krömer, sorgen Sie dafür, dass unser Transport bereitsteht.«
    Der Hauptmann schlug die Hacken zusammen und ging hinaus.
    Ein Zivilist, der einem Soldaten Befehle erteilte. Katya zwang sich zu einer ausdruckslosen Miene.
    »Frau Nagy, Sie fragen sich vermutlich, warum wir Sie haben herbringen lassen«, sagte der Mann am Schreibtisch, der offensichtlich nicht beabsichtigte, sie bei ihrem Rang zu nennen.
    Katya hob die Brauen. »Ich frage mich vor allem, warum ich meine Zeit mit jemandem

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