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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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verschwenden muss, der sich mir weder vorstellt noch die mindeste Form der Höflichkeit wahrt.«
    »Setzen Sie sich und antworten Sie auf das, was man Sie fragt«, warf der Mann am Fenster ein. Er hatte seine Stimme nicht erhoben, aber Katya zuckte unwillkürlich zusammen.
    »Bitte, Frau Nagy.« Der jüngere Mann ließ ihr keine Zeit, sich zu fassen. »Nehmen Sie Platz. Sie dürfen rauchen, wenn Sie möchten.«
    Katya ließ sich widerwillig auf der Kante des angewiesenen Stuhles nieder und holte ihr Zigarettenetui hervor. Es beruhigte die Nerven, und das brauchte sie im Moment mehr als alles andere.
    Der junge Mann beugte sich vor und gab ihr Feuer. »Nun, da wir es uns etwas bequemer gemacht haben …«, sagte er und lächelte. »Liebe Frau Nagy, dies ist auch für uns kein erfreuliches Treffen. Es ist immer unangenehm, wenn man in solch ungewissen Zeiten auf Umtriebe stößt, die der Staatssicherheit zuwiderlaufen. Die Auflösung der Vierten Abteilung ist so ein Vorgang. Sie als eine der ehemaligen Leitungspersonen des Sicherheitsbureaus können sich der Verantwortung nicht entziehen und auch nicht den Konsequenzen, die sich aus ihren vorherigen Aktivitäten ergeben.«
    Katya stieß eine erboste Qualmwolke aus und fixierte den Mann. »Hören Sie auf, um den heißen Brei zu reden«, forderte sie. »Sagen Sie mir, was Sie von mir wollen und in wessen Namen Sie sprechen.«
    Der Mann am Fenster räusperte sich. »Das Evidenzbureau ist mit der Untersuchung der staatsfeindlichen Umtriebe innerhalb des Roten Hauses betreut worden«, sagte er mit samtweicher Stimme und wandte ihr nun endlich das Gesicht zu. Katya kannte ihn, sie war ihm schon diverse Male auf Gesellschaften und bei einigen Gelegenheiten auch dienstlich begegnet. Er trug Zivil, aber er war als Oberst der Leiter des militärischen Sicherheitsdienstes. »Oberst Pelikan«, sagte sie und nickte. »Ich hätte mir denken können, dass das Evidenzbureau sich mit Wonne auf die Gelegenheit stürzt, unsere Vierte Abteilung endlich in kleine Stücke zerlegen zu können.«
    Oberst Pelikan von Plauenwald zog mit indignierter Miene eine Braue empor. »Sie wollen Reichskriegsminister von Windesberg unterstellen, dass er sich in seinen Entscheidungen von Konkurrenzdenken und persönlichen Animositäten leiten lässt?«
    »Ja«, erwiderte Katya gallig. »Genau das denke ich.«
    Sie hörte, wie der jüngere Mann unterdrückt lachte, aber als sie ihn ansah, war sein Ausdruck wieder ernst und seine Augen waren mit konzentriertem Blick auf sie gerichtet. »Frau Nagy«, sagte er, »wir möchten, dass Sie uns Auskunft über einige Vorgänge erteilen, die der Aufklärung bedürfen. Sie werden beschuldigt, staatsfeindlichen Umtrieben Vorschub geleistet und sich selbst in verräterischer Weise gegen seine Kaiserliche Majestät und unser Land betätigt zu haben. Würden Sie freundlicherweise zu diesen Vorwürfen Stellung nehmen?«
    Katya bemerkte überrascht, dass alle Angst und alle Sorge, die sie in den letzten Tagen belastet hatten, mit einem Schlag verschwunden waren. Das hier war der Fall, vor dem sie sich gefürchtet hatte, und er war eingetreten. Sie drückte mit ruhiger Hand ihre Zigarette aus und nickte. »Ich bin bereit, in jeder Hinsicht mit Ihnen zusammenzuarbeiten«, sagte sie, während sie ihre nächsten Worte sorgsam abwägte. »Allerdings möchte ich Sie darum bitten, einen Rechtsbeistand zu diesem Verhör hinzuziehen zu dürfen. Staatsanwalt Strauss …«
    »… wird Ihnen nicht helfen können, Ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen«, warf der Oberst ein, der mit verschränkten Armen am Fensterkreuz lehnte. »Frau Nagy, die Vierte Abteilung wurde offiziell wegen staatsfeindlicher Umtriebe aufgelöst. Ihre Kollegen werden ebenso wie Sie unter Arrest gestellt und vor ein Militärgericht gebracht. Ihre dienstliche Einstufung als Major – auch wenn ich es für mehr als lächerlich halte, einer Frau einen militärischen Rang zuzugestehen – entzieht Sie der zivilen Gerichtsbarkeit.«
    Katya kniff die Augen zusammen. »Sie haben mich also bereits verurteilt«, sagte sie. »Wie lautet das Verdikt? Worauf muss ich mich einstellen?« Sie rechnete nicht mit einer Antwort, deshalb überraschte es sie nicht, dass der Oberst nur die Achseln zuckte und sich wieder zum Fenster wandte. »Der Wagen ist da«, sagte er. »Bronner, begleiten Sie Frau Nagy hinunter.«
    Der jüngere Mann erhob sich und deutete höflich zur Tür. Katya sah, dass er eine Waffe trug. Sie nickte knapp und

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