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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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folgte der Aufforderung.
    Während sie durch die dunklen Gänge des unterirdischen, alten Teils der Hofburg gingen, dachte sie fieberhaft nach. Wohin würde man sie bringen? Das Militärgefängnis lag außerhalb Wiens. Aber soweit sie informiert war, unterhielt das Evidenzbureau eine eigene Einrichtung innerhalb der Stadt. Sie warf dem jungen Mann – Bronner – einen Blick zu. Sein eckiges Gesicht unter der kurzen blonden Haarbürste war verschlossen.
    »Wohin bringen Sie mich?«, fragte sie.
    Bronner sah sie nicht an. »Zur Gonzagabastei«, erwiderte er. Das war eine der alten Bastionen.
    Hinter ihnen waren Schritte zu hören, schnelle, kurze, hastige Schritte. Jemand versuchte, sie einzuholen. Jetzt hörte sie auch den schnaufenden Atem, dann eine Stimme, die ihre Knie vor Erleichterung weich werden ließ. »Herr Bronner«, rief der Zweite Sekretär Felsenstein, »Herr Bronner, warten Sie bitte. Ich habe eine wichtige Nachricht für Oberst Pelikan von Plauenwald, die Sie bitte mitnehmen möchten. Er erwartet dieses Schreiben dringend!«
    Ihr Begleiter blieb mit einen unwilligen Knurren stehen. »Oberst Pelikan befindet sich ebenfalls im Hause«, sagte er. »Geben Sie ihm die Botschaft bitte selbst. Sie finden ihn im Dienstraum der Schweizerwache.«
    Der Sekretär stand vor ihm, den Brief in der ausgestreckten Hand, und trat unschlüssig von einem auf den anderen Fuß. »Ich habe die Anweisung bekommen,
Ihnen
das Schreiben für Oberst Pelikan auszuhändigen«, sagte er mit quengeliger Stimme. »Ich möchte meinen Vorgesetzten nicht dadurch verärgern, dass ich meine Anweisungen ungenau ausführe.«
    »Mann!«, rief Bronner ungeduldig aus. »Sie sehen doch, dass ich beschäftigt bin. Ich kann mich jetzt nicht um solche Kleinigkeiten kümmern. Wenn Sie klare Anweisungen brauchen, bitte: Bringen Sie dieses Schreiben unverzüglich in den Dienstraum der Schweizerwache.«
    Der kleine Sekretär blieb ungerührt stehen, wenn auch seine Backen ein wenig zu zittern begannen. »Bitte, Herr Bronner«, sagte er, »Sie müssen mich verstehen – ich darf es nicht.« Er warf Hilfe suchende Blicke um sich, einer davon traf Katya. »Wenn die gnädige Frau so freundlich wäre, Ihre Gesellschaft einen Moment zu entbehren, dann könnten wir beide in den Wachraum gehen, ich übergebe Ihnen das Schreiben und Sie …«
    Bronner stieß einen Fluch aus und riss dem Sekretär den Brief aus der Hand. »Die Tür ist verriegelt und wird nur auf meinen Befehl hin geöffnet«, wandte er sich dann an Katya. »Und ich muss Ihnen leider Handschellen anlegen. Warten Sie hier, bis ich zurückgekehrt bin.« Er zog die Fesseln aus seiner Manteltasche und Katya hielt ihm schweigend die Arme hin. Das kalte Eisen schloss sich mit einem lauten Klicken um ihre Handgelenke.
    Sie sah Bronner nach, der mit schnellen Schritten zurücklief.
    Felsenstein blieb an ihrer Seite und wartete, bis Bronner außer Hörweite war. »Wohin werden Sie gebracht?«, fragte er.
    »Zur Gonzagabastei. Informieren Sie bitte den leitenden Staatsanwalt darüber, Gregor. Er soll versuchen, mich rauszupauken.« Er nickte. »Was steht in dem Brief? Werden Sie Ärger bekommen?«
    Felsenstein verneinte mit besorgter Miene. »Das Schreiben ist für Pelikan bestimmt – nur ist es nicht gar so wichtig, wie ich vorgeschützt habe.« Er rieb sich unglücklich die Hände. »Ich werde die Nachricht von Ihrer Verhaftung weitergeben«, sagte er. »Allerdings wird das alles sehr kompliziert durch die Abwesenheit Ihrer Majestät.«
    Katya nickte knapp. Sie hörte, dass Bronner zurückkam. »Verschwinden Sie. Er darf Sie hier nicht mehr sehen.«
    Sie blickte dem kleinen Sekretär nach, wie er sich in den nächsten Seitengang drückte, und seufzte. Felsenstein war geschickt – aber für so fähig, dass er sie aus den Klauen des Evidenzbureaus befreien konnte, hielt sie ihn dann doch nicht. Immerhin wusste jetzt jemand, wo sie hingebracht wurde. Sie würde nicht zu den Menschen gehören, die eines Tages spurlos verschwanden und deren Schicksal danach für immer im Dunkeln blieb. Gregor wusste Bescheid. Samuel Strauss würde alle Hebel in Bewegung setzen, sie in seine Zuständigkeit überführen zu lassen – und damit wäre sie schon wieder so gut wie auf freiem Fuß. Der Gedanke half ihr auf dem Weg zu der geschlossenen Motorchaise und hielt sie aufrecht, während sie durch die Straßen von Wien gefahren, in einer düsteren Remise aus dem Wagen gezerrt und in eine fensterlose Zelle gesperrt wurde,

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