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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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als lauschte er, ob Schritte sich näherten: »Sie werden nach der Wärmebehandlung wieder in den Sarg gelegt. Gleiche Prozedur wie beim letzten Mal. Sie werden eins der Wesen anlocken – hören Sie? Nur eins! – und es in die Vorrichtung sperren, die der Professor Ihnen anweist. Weigern Sie sich nicht. Eins von diesen Wesen. Nicht mehr!«
    »Und wenn ich das nicht tun will?«
    Er packte ihr Handgelenk mit festem Griff. »Sie müssen es tun. Wenn nicht, wird er Sie dazu zwingen, und danach sind Sie nicht mehr Sie selbst.« Er lockerte seinen Griff, und Kato rieb sich das Handgelenk.
    »Was geschieht mit dem gefangenen Wesen?«
    Er wandte den Blick ab. »Sie sollten sich mit diesem Wissen nicht belasten. Ich trage es für Sie.«
    Kato bemerkte, dass sein Blick, als er auf ihre Schulter traf, etwas von seiner Härte verlor. Grünwald hob vorsichtig die Hand und berührte eine Stelle in der Luft etwas oberhalb ihres Schlüsselbeins mit einer sachten Streichelbewegung. »Bringen Sie sie zurück«, sagte er leise. »Sie können hier nicht lange überdauern.«
    Ehe Kato fragen konnte, was er damit meinte, erklangen Schritte und Schlüsselgerassel aus dem Gang vor ihrer Zelle. Grünwald riss die zerknüllte Decke von ihrem Bett und warf sie über die Lache aus Erbrochenem. Dann nahm er Katos Arm und stand mit ihr schon an der Tür, als diese aufging.
    Der Wärter, der draußen stand, glotzte überrascht. »Wieso bist du hier?«, fragte er. »Das ist meine Schicht. Laut Dienstplan hast du frei. Hat da wieder einer Mist gebaut?«
    Grünwald schob Kato dem anderen in die Arme. »Umso besser«, sagte er. »Sie kriegt nicht viel mit, hat eine Drei bekommen. Das schaffst du alleine. Dann kann ich mich endlich aufs Ohr hauen.« Ohne Kato noch einen Blick zu schenken ging er davon.
    »Der hält sich auch für unersetzlich«, hörte Kato den Wärter murmeln. Er packte mit diesem typischen, festen Klammergriff ihren Arm. »Da lang, Fräuleinchen. Immer schön einen Fuß vor den anderen. Ja, so ist es fein. Was für ein Glück, dass du alleine laufen kannst. Ich bin diese sabbernden Irren so leid, die sich einnässen und vollkotzen und gegen Wände laufen, ihre eigene Scheiße fressen und den ganzen Tag jemanden brauchen, der …«
    Kato blendete seinen gemurmelten Monolog aus und dachte nach. Grünwald verfolgte offensichtlich eigene Ziele. Sie selbst war nur eine Handpuppe, in der in jeder Szene dieses gruseligen Schauspiels eine andere Hand steckte und sie zum Zappeln brachte. Was, wenn die Puppe aber einfach nicht mehr mitspielen wollte?
    Der Griff des Wärters stoppte sie kurz vor einer Tür, gegen die sie in Gedanken versunken beinahe gelaufen wäre. Er grunzte leise und murmelte etwas, das wie »verdammte Idiotin« klang. Dann öffnete er die Tür und schob sie hindurch. »342 für den Backofen. Sie ist ziemlich weggetreten, Grünwald sagt, sie hat eine Drei bekommen. Brauchst du mich noch?«
    Die Wärterin musterte Kato vom Kopf bis zu den Füßen und schüttelte den Kopf. »Das dünne Ding schaffe ich alleine. Danke, Alfred.«
    Die Tür klappte zu. Kato ließ ihren Blick durch den Raum wandern. Gefliest, hell. Eine Bank. Eine zweite Tür mit einem Sichtfenster. Daneben eine Kontrolltafel, an der ein Zeiger zitternd auf der roten Markierung einer halbrunden Skala verharrte. 110° stand über der Markierung. Es roch nach Holz und Hitze.
    »Kannst du verstehen, was ich sage?«, fragte die Wärterin langsam und deutlich. »Zieh deine Kleider aus.«
    Kato nickte langsam und misstrauisch. Sie begann, das Oberteil aufzuknöpfen, aber der Wärterin ging das wohl zu langsam. Sie drückte Katos Hände beiseite und hatte sie mit wenigen, routinierten Handgriffen aus ihren Kleidern geschält. Kato bekam eine Gänsehaut.
    »Gleich wird dir warm«, sagte die Frau und kontrollierte die Messgeräte neben der Tür. »Luftfeuchtigkeit 15%. 110°. Der Backofen ist bereit für dich, 342.« Sie öffnete die Tür und eine Hitze, die beinahe mit Händen zu greifen war, schwappte aus dem kleinen Raum dahinter und hüllte Kato ein. Sie riss die Augen auf und hob abwehrend die Hände, aber die Wärterin hatte sie schon mit einem kräftigen Schubs in die Kammer befördert und die Tür hinter ihr geschlossen. »Setz dich auf die Bank«, rief sie durch die geschlossene Tür. Kato konnte ihr Gesicht hinter der Scheibe sehen. »Bleib ganz ruhig. Du wirst schwitzen und ein wenig außer Atem kommen, das ist aber nicht schlimm. Wenn du Angst bekommst, leg

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