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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hilflos.

    Ihre Henkersmahlzeit hatte aus einem nicht gerade üppig bestückten Napf Eintopf und einem großen Glas Bier bestanden. Katya hatte sich nicht beschwert – sie war fest entschlossen, diese Nacht nicht als die letzte Nacht ihres Lebens zu betrachten. Der Fluchtplan der Prinzessin war zwar vollkommen irrsinnig, aber Katya wusste aus Erfahrung, dass es oft gerade diese dürftigen, tollkühnen und vollkommen hirnverbrannten Pläne waren, die aufzugehen pflegten. Also aß sie nur so viel, dass sie nicht müde wurde und wartete im Sitzen auf die Stunde der Nacht, in der der Feueralarm die Bastion in ein Tollhaus verwandeln sollte.
    Ihre Augen brannten vor Müdigkeit, aber sie wusste, dass es ein Fehler wäre, sich auszuruhen. Sie spielte mit der kleinen Pistole, drehte sie in den Fingern und befühlte das kalte Metall. Wenn der Alarm ausblieb, würde sie das Terzerol in den Mund stecken, gegen ihren Gaumen drücken und …
    Eine Tür schlug zu. Sie hörte, wie Schritte an ihrer Zelle vorbeimarschierten. Stimmen. Jemand lachte. Katya seufzte und griff nach der kleinen Taschenuhr. Drei Uhr. Sie sollte damit beginnen, ihre Zellentür zu öffnen.
    Das Schloss an der Zellentür war zwar ein modernes Stiftschloss, aber Katya hatte sich darin geübt, diese Art von Schlössern zu knacken und Gregor Felsenstein hatte vorausschauend das richtige Werkzeug dafür geliefert. Sie führte den Haken ins Schloss, erfühlte den ersten Stift, setzte ihn und tastete dann nach dem nächsten. Sie fand und setzte die Stifte einen nach dem anderen, dann griff sie nach dem Spanner und drehte. Das Schloss knackte und sprang auf, und Katya hielt die Tür an der Klinke fest, damit sich kein verräterischer Spalt zeigte. Noch war es nicht so weit.
    Sie wartete, hielt den Atem an. Drei Uhr fünfzehn. Jetzt müsste es losgehen – aber draußen regte sich nichts. Mit einem Gefühl der Verwunderung über sich selbst fühlte sie der Enttäuschung nach, die in ihr aufsprang wie ein Kastenteufel und sie höhnisch angrinste. Katya rief sich zur Ordnung. Sie besaß eine Waffe – wenn auch eine recht alberne – und einen Satz Dietriche und sie hatte den Schlüssel zur Außenwelt in der Tasche. Auch wenn die Ablenkung nicht funktioniert hatte, wollte sie versuchen, sich den Weg in die Freiheit zu erkämpfen. Das war sie Gregor und der Prinzessin schuldig. Wenn Gregor gescheitert war, dann saß er jetzt ebenso in der Tinte wie sie. Und die Alternative bestünde ohnehin nur darin, noch zwei Stunden zu warten, bis man sie zu ihrer Hinrichtung führte. Dann würde sie sich sogar noch lieber auf der Flucht erschießen lassen.
    »Los«, murmelte sie und drückte die Tür einen winzigen Spaltbreit auf. Im gleichen Moment ertönte draußen der scheppernde Klang einer Alarmglocke. Jemand brüllte Befehle, die im Poltern von umstürzenden Möbeln untergingen. Stiefel knallten auf den Boden. Türen schlugen. Eine zweite Alarmglocke gesellte sich zu der ersten. Sie hörte Stimmen, die »Feuer« schrien.
    Katya lehnte sich in einem kurzen Moment der Erleichterung gegen die Tür. Sie wartete, bis der Tumult in der Nähe sich verlagert hatte und schob sich dann durch die Tür, die sie hinter sich wieder ins Schloss drückte.
    Die als Gefängnis genutzte Bastei war ein gedrungener Festungsbau über der alten Bastion, in dem naturgemäß wenig Holz und viel Stein verbaut worden war. Immerhin schien sich in einem der später angebauten Gebäudeflügel wie von der Prinzessin angedeutet einiges an brennbarem Material gefunden zu haben, denn sogar hier in die Tiefe drang starker Rauchgeruch. Katya versuchte sich zu orientieren. Als sie hergebracht worden war, lag diese Tür linker Hand, also musste sie dort entlang. Dann kam ein abzweigender Gang, der hinaufführte zu dem Zimmer, in dem sie die Prinzessin getroffen hatte, und einer, der an einer kurzen Treppe ins nächste Geschoss endete. Dort entlang, dann nach rechts und am entgegengesetzten Ende durch eine sicherlich abgeschlossene Tür, die sich wiederum in einen Innenhof öffnete. Von dort musste sie sich vom Gefühl leiten lassen, denn sie erinnerte sich nur undeutlich daran, durch welche der Türen sie in den Hof und wieder hinaus geführt worden war.
    Bis zur Treppe begegnete ihr niemand, obwohl sie immer wieder Stimmen und Getrampel hörte. Das Feuer schien in dem Trakt ausgebrochen zu sein, der zur Straße hin lag. Sie blieb am oberen Ende der Treppe stehen und sah sich nach beiden Seiten um. Der Gang war

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