Aethermagie
dunkel, nur an seinem Ende schien ein Licht unter einer Tür hindurch. Katya lief leise dicht an der Wand entlang, legte das Ohr an die Tür und lauschte. Nichts regte sich auf der anderen Seite. Sie drückte vergeblich die Türklinke hinunter.
Die Zeit drängte, jeden Moment konnte jemand die Treppe heraufkommen und sie ertappen. Katya zwang ihre Hände zur Ruhe und führte den Dietrich in das Schloss ein. Sie setzte die Stifte und lauschte, während sie das tat, ob von hinten jemand nahte.
Ein Mann stapfte die Treppenstufen empor. Sie hörte seine Stimme unterdrückt fluchen. Katya biss die Zähne zusammen und beeilte sich, den letzten Stift zu setzen, zog dann eilig, aber vorsichtig den Dietrich aus dem Schloss, schob den Spanner hinein und ließ das Schloss aufschnappen. Wer immer da auf der Treppe war, würde jeden Moment die oberste Stufe erreichen und sie sehen. Sie hatte keine Zeit mehr, sich zu vergewissern, dass hinter der Tür niemand war. Katya griff mit plötzlich feucht gewordenen Fingern nach der Türklinke, schob die Tür auf, zwängte sich hindurch und drückte die Tür wieder zu. Sie vergewisserte sich hastig, dass wirklich niemand auf dieser Seite der Tür auf sie wartete, und horchte, ob der Mann auf der Treppe in ihre Richtung kam. Aber zu ihrer Erleichterung entfernten seine Schritte sich, statt näherzukommen.
Katya schnaufte und rieb sich über die Augen. Sie lehnte sich einen Moment lang gegen die Tür und sah sich um. Der Hof, auf dem sie stand, war auf allen vier Seiten von dem mehrstöckigen Gebäude umschlossen. Auf ihrer Seite waren es zwei Etagen, auf der gegenüberliegenden, die zur Straße hin lag, sogar vier. Dunkle Fenster zeigten auf den Hof. Katya legte den Kopf in den Nacken. Vor dem Nachthimmel war rötliche Glut zu erkennen. Es war, wie sie vermutet hatte: Der Brand war straßenseitig gelegt worden.
Über ihrem Kopf war die Laterne angebracht, deren Licht sie durch den Türspalt gesehen hatte. Sie stand hier auf dem Präsentierteller. Wenn jemand aus einem der Fenster blickte, würde er sie sofort entdecken. Katya duckte sich unwillkürlich und rettete sich mit ein paar schnellen Schritten in den Schatten. Von dort aus beobachtete sie die Fassade, suchte sie mit Blicken ab, ob sich etwas regte und versuchte sich zu erinnern, durch welche der Türen sie bei ihrer Ankunft gebracht worden war.
Sie hatte den Hof längs durchquert. Die Remise, in der sie aus dem Wagen geholt worden war, hatte keine Fenster besessen. Also fielen diese drei Türen aus, denn über und neben ihnen waren Fensteröffnungen zu erkennen. Blieben also die zwei Türen an der anderen Schmalseite. Katya lief geduckt an der Hauswand entlang. Auf dieser Seite des Hofes war der Lärm von der Brandstelle deutlich zu hören: das Tosen des Feuers, Schreie, gebrüllte Befehle, berstendes Holz, das Geräusch von Wasser, das zischend verdampfte, das Wiehern von Pferden. Es roch stark nach Rauch.
Katya drehte den Türknauf, der zu ihrer Überraschung sofort nachgab, und öffnete vorsichtig die Tür. Ein Geräteraum ohne zweiten Ausgang.
Die nächste Tür war verschlossen. Katya lockerte ihre Finger und machte sich erneut daran, das Schloss zu knacken. Dieses Mal ging es ihr weniger leicht von der Hand. Der Haken rutschte von den Stiften ab, die Stifte wollten sich nicht setzen lassen, dann setzte sie einen davon zu tief und musste von vorne beginnen. Sie spürte, wie der Schweiß über ihr Gesicht rann und ihre Kehle so staubtrocken wurde, als hätte sie den Rauch eingeatmet, der sich schwer und fettig über das Gebäude legte.
Endlich hörte sie das Klicken, mit dem der letzte Stift zurückglitt. Sie drehte den Spanner und öffnete die Tür. Dahinter lag dunkel und still die Remise. Sie sah schattenhaft mehrere aufgereihte Motorwagen, es roch nach Öl und heißem Metall.
Katya schloss die Tür, verstaute ihre Dietriche und holte tief Luft. Es war dunkel, still und stickig. Das große Tor, durch das die Kraftwagen ein- und ausfuhren, war natürlich geschlossen. Katya schlängelte sich zwischen den Chaisen hindurch und suchte nach einer weiteren Tür, die in den vorderen Gebäudeteil führen musste. An einer Seitenwand wurde sie fündig, und zu ihrer Erleichterung war diese Tür nicht versperrt.
Der Gang dahinter war kurz, dunkel und menschenleer. Katya lief zum Ausgang, einer schweren, metallbeschlagenen Tür, durch die kein Laut von draußen hereindrang. Was auch immer dahinter auf sie wartete – sie musste
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