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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sich überraschen lassen. Sie tastete über das Türschloss und beugte sich zu ihm hinunter. Dieses Schloss konnte sie nicht mit dem Dietrich öffnen. Sie probierte die Klinke, aber die Tür war verschlossen. Sie ging entmutigt in die Knie und legte die Stirn gegen das kalte Metall. Zurück durch die Remise, dann eine der anderen Türen, aber dann musste sie durch das gesamte Gebäude, um die Straßenseite zu erreichen, die hier auf der anderen Seite der Tür wartete, so nah und doch so unerreichbar …
    Katya lachte unterdrückt auf und schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie griff in ihre Tasche und holte den Schlüssel hervor – den einzigen Schlüssel, den die Prinzessin ihr gegeben hatte. Sie steckte ihn in das Schloss, drehte ihn herum und zog die Tür auf.
    Eine stille Seitenstraße. Von der Hauptstraße hörte sie den Lärm der Löschaktion herüberschallen, aber hier war es ruhig und dunkel. Büsche säumten den gegenüberliegenden Straßenrand, es roch frisch und grün. Katya erinnerte sich vage an einen kleinen Park in der Nähe der Bastei, er musste hinter diesem Gebüsch beginnen. Sie trat einen Schritt aus der Tür und sah sich um. Mizzi hatte ihr einen Wagen versprochen. Sie würde noch einen Moment warten, aber sich dann lieber zu Fuß auf den Weg machen, ehe …
    Ein Licht blitzte auf und verlosch sofort wieder. Katya starrte in den Schatten zwischen den Büschen und erkannte den dunklen Umriss eines Motorwagens, der dort versteckt parkte. Sie blickte sich um, holte tief Luft und lief über die Straße. Der Wagen stand so verborgen zwischen zwei hohen Fliederbüschen, dass man ihn durch Zufall niemals entdeckt hätte. Katya lief um ihn herum zu der einladend offen stehenden Tür und stieg ein.
    Sie konnte durch die Trennscheibe schemenhaft den Chauffeur erkennen. Er schob die Scheibe einen Spaltbreit auf. »Wohin?«
    »Fahren Sie einfach los«, sagte Katya. »Ich will sehen, ob man uns verfolgt.«
    Sie drehte sich um und beobachtete die Straße durch die hintere Scheibe. Der Wagen fuhr langsam auf die Kreuzung zu und hielt kurz an. Katya sah den Aufruhr vor dem Haus und die Flammen, die aus dem zweiten Stock schlugen. Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf. Gregor war gründlich, wenn er etwas unternahm – also auch darin, einen Brand zu legen.
    Der Wagen rollte um die Ecke und fuhr weiter. Niemand schien sich für ihn zu interessieren. Katya behielt noch eine Weile die Straße im Blick, dann entspannte sie sich und inspizierte das Bündel, das neben ihr auf dem Sitz lag. Frische Kleider. Eine Börse mit Geldscheinen. Etwas Hartes, das in die Kleider eingerollt war: ihr Webley und Munition für den Revolver. Sie lehnte den Kopf an die Rückenlehne und erlaubte sich den Luxus eines kurzen Moments der Entspannung. Sie war frei. Sie hatte Geld und eine Waffe und jemanden, der sie fuhr, wohin sie wollte. Sie schloss die Augen und atmete seufzend aus.
    »Im Fußraum steht ein Imbiss für Sie«, hörte sie den Fahrer sagen. »Soll ich weiter einfach nur herumfahren?«
    Katya beugte sich vor und tastete herum. Ihre Finger stießen auf einen zugedeckten Korb, in dem es verheißungsvoll klirrte. »Danke«, rief sie und richtete sich wieder auf. »Ich denke, wir können es wagen. Bringen Sie mich in die Kleeblattgasse.«
    Der Fahrer antwortete nicht, aber an der nächsten Straße wendete er und fuhr nach Westen. Katya hob den Korb auf ihren Schoß und inspizierte ihn. Eingewickelte Sandwiches, säuberlich belegt mit Schinken und kaltem Hühnchen, Salat und Gurken. Ein Stück Käse. Eine gut verkorkte Flasche Wein und ein Glas. Eine Stoffserviette. Katya lächelte. Ob die Prinzessin gelegentlich Ausflüge unternahm, zu denen sie ein solches Picknickkörbchen mitnahm? Es war schwer vorstellbar.
    Sie entkorkte die Flasche, die einen leichten Rotwein enthielt, und goss sich einen Schluck ein. Hunger verspürte sie nicht, aber der Schluck Wein sorgte dafür, dass ihre vibrierenden Nerven endlich wieder Ruhe fanden. Sie war auf dem Weg zu Horatius Tiez, dort würde sie den Tag über bleiben, um sich dann in der nächsten Nacht durch die Kanalisation zum Ordenshaus durchzuschlagen. Mit Pater Anselm konnte sie dann einen Plan für ihr weiteres Vorgehen ausarbeiten. Sie lebte. Der Gedanke war erfrischend wie ein kalter Regenguss. Sie war am Leben und auf freiem Fuß, das musste für heute reichen. Um alles Weitere würde sie sich am nächsten Tag kümmern.

    Sie gelangten auf Umwegen in die Kleeblattgasse und

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