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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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als ein erstaunter Blick traf Kato, aber Adelaïde beeilte sich zu versichern, dass es sich bei dieser seltsamen Gestalt wahrhaftig um die Baronesse von Mayenburg handelte – und dann schlug der Wirbel des großen Kostümballs über Kato zusammen und riss sie mit sich.
    Eine atemlose Stunde und länger wurde sie Leuten vorgestellt, deren Namen sie im beinahe gleichen Augenblick wieder vergessen hatte. Sie schlug die Hacken zusammen und verbeugte sich, ließ die verwunderten und befremdeten Blicke an sich abgleiten und betrachtete die ganze Zeit voller Sorge ihren Vater, der wie eine mechanische Puppe neben seiner Gattin herstolperte.
    Die Kaiserliche Familie traf ein, und der Obersthofmeister persönlich teilte dem Herrn Baron und seiner Gattin bedauernd mit, dass leider in diesem Jahr keine Audienz bei seiner Kaiserlichen Majestät gewährt werden könne, da das gnädige Fräulein noch nicht offiziell in die Gesellschaft eingeführt worden sei und deshalb das Protokoll eine Audienz nicht vorsehe. Der Blick des Obersthofmeisters glitt über Katos ungewöhnlichen Aufzug, ohne dass er auch nur eine Miene verzogen hätte.
    Kato atmete auf, und sogar ihre Stiefmutter schien erleichtert zu sein. Sie beeilte sich, dem Obersthofmeister, der auf eine Antwort des Herrn von Mayenburg wartete, zu erklären, dass ihr Gatte für diese Mitteilung danke und sich selbstverständlich dem Protokoll füge. Sie nahm den Hofmeister, der darüber ein wenig verwundert dreinschaute, beim Arm und führte ihn beiseite, wobei sie ihn nach dem Befinden seiner Tochter und der jüngst zur Welt gekommenen Enkeltochter befragte, was er mit offensichtlicher Freude beantwortete.
    Kato blieb neben ihrem Vater stehen, der blicklos vor sich hinstarrte, und flüsterte: »Papa? Kannst du mich hören?« Der Freiherr blinzelte einmal, zweimal, blieb aber stumm und sah sie nicht an.
    »Kind, lauf, amüsier dich«, sagte die Freifrau, die mit erschöpfter Miene wieder neben ihnen erschien. Sie tupfte sich mit einem parfümierten Tüchlein über die Stirn. »Ich werde einen ruhigen Platz für deinen Vater und mich suchen und dort ein wenig ausruhen. Geh ruhig, Katharina. Der Tanzmeister hat gerade angekündigt, dass dort im Spiegelsaal gleich die Quadrille getanzt wird.«
    Kato nickte und schlenderte davon. Es war ihr recht, sich ein wenig umzusehen, ohne dass Adelaïde sie mit Argusaugen beobachtete. Sie verspürte allerdings wenig Lust zu tanzen, denn dafür war sie wirklich höchst unpassend gekleidet.
    Sie beobachtete ohne großes Bedauern die tanzenden Paare, dann ließ sie sich weiter durch die riesigen prachtvollen Säle voller kostümierter Menschen treiben. Überall spielte Musik, es wurde gelacht und gegessen, getrunken, geplaudert und getanzt.
    Kato setzte sich eine Weile auf eine gepolsterte Ruhebank und streckte die Beine aus. Sie beobachtete die Menschen, die an ihr vorbeiflanierten. Diener mit ihren Tabletts voller Erfrischungen, alte und junge Männer, hübsche und weniger ansehnliche Frauen in jedem Alter, ein paar Schoßhunde an juwelengeschmückten Leinen und dazwischen einige stille Gestalten, die in dem sie umgebenden Trubel seltsam deplatziert wirkten.
    Kato konzentrierte sich auf eine davon. Was machte sie so besonders? Großgewachsen, schlank, in einen dieser venezianischen Spitzenmäntel gehüllt, einen Dreispitz auf dem Kopf und eine Maske mit Schleier vor dem Gesicht, Handschuhe – das war es. Sie war so vollkommen verhüllt, dass sich so gut wie jeder hinter dieser Maske verbergen konnte. Wenn sonst, auch wegen der durchaus beachtlichen Temperatur, die in den übervollen Sälen und Salons herrschte, viel Haut an Dekolletés und Schultern gezeigt wurde, waren diese Gestalten so züchtig verhüllt, als ginge es zur Kirche.
    »Verzeihen Sie meine Frage, aber wer ist das?«, wandte Kato sich an eine Gruppe von jungen Leuten, die neben ihr standen und plauderten.
    Abschätzige Blicke trafen sie, und sie hob stolz den Kopf. Einen Augenblick lang hatte sie vergessen, dass sie nicht unbedingt als Baronesse von Mayenburg zu erkennen war. Wofür mochten diese jungen Leute sie halten? Sie hörte, wie getuschelt wurde, und erhob sich ohne Hast. »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie belästigt haben sollte«, sagte sie kühl und wandte sich zum Gehen.
    Schritte folgten ihr und eine Hand berührte ihren Arm. »Warten’s doch«, rief eine atemlose Stimme. »Entschuldigen Sie. Darf ich erfahren, mit wem ich das Vergnügen habe?«
    Kato wandte sich

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