Aethermagie
um und blickte in ein Paar blitzende grüne Augen hinter einer schwarzweißen Katzenmaske. Die junge Frau trug ein beinahe ebenso schlichtes Kostüm wie Kato, nämlich das einer Kammerzofe: schwarz und züchtig mit weißen Manschetten und Kragen und einer gestärkten Schürze, dazu ein Häubchen auf dem rötlich braunen Haar. Zusammen mit der Katzenmaske gab das Kostüm ein wirklich hübsches Bild ab.
Kato ertappte sich dabei, dass sie lächelte. »Ich heiße Ka… Károly. Károly Nagy.«
Die Kammerzofe knickste und lächelte zurück. »Ich bin die Mizzi.«
»Sehr erfreut«, erwiderte Kato und machte einen vollendeten Diener.
Die Kammerzofe lachte und hakte sie unter. »Du bist aber ein hübscher Bursch«, sagte sie. »Wie kommst du hier herein? Hast dich durch die Küche eingeschlichen?«
»So wie du auch«, grinste Kato. Sie genoss das Geplänkel. Mizzi war die Erste, die ihr keine abfälligen Blicke zuwarf, sondern das Spiel mit der Maske ebenso zu genießen schien wie Kato selbst.
Sie zog Kato weiter mit sich, bis sie eine der kleinen Nischen erreicht hatten, in denen Sessel aufgestellt waren. Hier sollten sich die Tanzenden erholen können. Mizzi wartete, bis Kato ihr einen Sessel zurechtgeschoben hatte und nahm dann Platz. »Was hast du eben gefragt?« Sie beugte sich vor und musterte Kato ungeniert. »Nimm doch mal die Maske ab, tust mir den Gefallen? Ich möcht’ dein Gesicht sehen.«
Kato zögerte, dann schob sie die Maske übers Kinn und ließ sie sich um den Hals baumeln. Mizzi sah sie mit schräg gelegtem Kopf an. »Wirklich«, sagte sie, ohne zu erläutern, was sie damit meinte. Sie lehnte sich zurück und kreuzte sittsam die Füße in den Schnallenschuhen.
»Was ich gefragt …? Ah, ich wollte wissen, wer diese Vermummten sind.« Kato deutete auf eine der Gestalten, die still an der großen Flügeltür stand und die Menge beobachtete. Mizzi warf einen uninteressierten Blick in die angegebene Richtung. »Das sind die Gesandten der Serenissima.« Sie sah die Frage in Katos Gesicht und setzte hinzu: »Aus Venedig. Der Doge will uns in unserem Krieg gegen die Engel beistehen.«
Kato nickte. Das erklärte die Verkleidung. Die Venezier waren strenggläubige Anhänger der römischen Kirche und mieden jeden näheren Kontakt mit den Ländern, die der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche angehörten. Es war erstaunlich, dass sie für eine Allianz gegen die Leukoi sogar bereit waren, ihre Ressentiments gegen die »Orthodoxen« hintanzustellen.
»Was sagt wohl Seine Allheiligkeit, der Patriarch, dazu?«, fragte sie gedankenverloren.
Mizzi kicherte. »Er hat sich sehr unfein geäußert«, erwiderte sie zu Katos Verblüffung. Kato sah die Kammerzofe fragend an, und Mizzi blinzelte.
»Das hast du gerade erfunden«, sagte Kato.
»Du bist, wie es scheint, nicht nur ein hübscher, sondern auch ein kluger Junge«, erwiderte Mizzi spöttisch. »Also, erzähl. In welchem Haus dienst du?«
»Ich gehöre zum Haushalt des Freiherrn von Mayenburg«, erwiderte Kato. »Und du?«
Mizzi betrachtete abwesend ihre Schuhspitzen. »Ich bin ein Mitglied des Kaiserlichen Hofes«, erklärte sie. »Was dachtest du denn?« Sie warf Kato einen schnellen Blick unter gesenkten Wimpern zu.
Kato lachte. »Ja, das hätte ich mir natürlich denken müssen. Ein kaiserliches Kammerkätzchen. Ich bin beeindruckt.«
Mizzi fauchte leise und zeigte ihre Krallen, aber ihre Augen blitzten vergnügt. »Ich beweise es dir. Komm mit.« Sie nahm Katos Hand und zog sie aus der Nische.
Kato ließ sich von Mizzi durch eine Flucht von Sälen und Salons führen. Die Kammerzofe schien sich bestens auszukennen in dem weitläufigen Areal der Hofburg. Sie plauderte mit Kato und lenkte sie immer wieder in Durchgänge und über kleine Treppen, die Kato übersehen hätte.
»Du bist aber kein verkleideter Rebell?«, fragte sie, als sie die Tür zu einem leer stehenden Salon aufdrückte. »Einer von diesen Deserteuren vom Grauen Kader oder gar ein Anarchist, der sich eingeschlichen hat, um die Kaiserliche Familie mit einer Bombe in die Luft zu sprengen?«
Mizzi sah sie bei dieser Frage so gespannt an, dass Kato am liebsten irgendetwas Bejahendes geantwortet hätte. »Und wenn ich das wäre?«, fragte sie zurück.
Mizzi schlug in gespielter Furcht die Hände vor die Augen. »Oh, dann müsst’ ich sicher die Garde um Hilfe rufen oder gar den Herrn Stellvertretenden Polizeipräsidenten«, jammerte sie und blickte Kato durch ihre
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