Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
leer und klein, entsetzt vor der Wahl, die sie hatte. Sie zog die Beine hoch und umklammerte ihre Knie, dann löste sie ihre Haarklammern und zog ihren Zopf nach vorne, um auf den Haarspitzen zu kauen. Sie legte den Otter an die Wange und gab sich kurz schluchzend und zitternd ihrer Angst hin. Die Emaillefigur bewegte sich gegen ihre Haut und sie riss sich zusammen. Sie würde sich zusammenreißen, und einen Ausweg finden.
Um hier herauszukommen, musste sie wahrscheinlich ihre Hand benutzen. Was, wenn sie das nicht beherrschen konnte? Aber es gab wohl keine Alternative. Sie wusste nicht, wie viel Zeit sie hatte, bis Valentin zurückkam, aber das war letztlich auch egal. Sie stand auf.
Kapitel 9
Friedrich betrat mit Alexandra das Wirtshaus, das ihm der Aufständler genannt hatte. Es war ein schlichter Gastraum, nur einige wenige Tische, ein Tresen, ein paar Pokale an der Wand, alte vergilbte Ölbilder. Auf den Tischen standen kleine Vasen mit frischen Frühlingsblumen, das einzig wirklich Bunte hier. Die Gäste verstummten bei ihrem Eintreten und starrten sie an.
Alois Koch und drei seiner Männer saßen am Stammtisch vor einem Bier. Friedrich begab sich ohne zu zögern dort hin, Alexandra am Arm. Koch stand sofort auf und begrüßte sie nickend.
„Das ist Fräulein Sorokin”, stellte Friedrich Alexandra vor. „Sie besucht unser schönes Land und hat die Hoffnung, jetzt einen unschönen Abend doch noch zu einem guten Abschluss zu bringen.” Mit diesen Worten half Friedrich Alexandra aus dem Mantel. Einigen der anwesenden Männer fielen fast die Augen aus den Höhlen, andere leckten sich anerkennend die Lippen.
Völlig ungerührt setzte sich Alexandra, nachdem Koch seine Schergen mit einem Grollen verscheucht hatte. Friedrich hoffte, dass er seine Entscheidung, sie mitzunehmen, nicht bereuen musste. Sie war hier wie eine Orchidee in einem Stoppelfeld.
„Was möchten Sie trinken?”, fragte Koch, der sich auch wieder setzte.
„Gibt es hier Wodka?”, fragte Alexandra in die erwartungsvolle Stille hinein.
Koch lachte.
„Wodka für die Dame!”, rief er dem Wirt zu. „Bring mal die ganze Flasche. Sie trinken doch mit?” Das Letzte sagte er zu Friedrich. Der nickte, räusperte sich und fragte: „Wir sind also hier. Was wollen Sie mir sagen?”
„Ich möchte nur ein wenig plaudern”, sagte der Aufständler leicht und lehnte sich entspannt zurück.
„Wir haben nichts zu plaudern”, sagte Friedrich.
Koch zog eine Augenbraue hoch: „Ist das so? Sie haben mir heute ein wohlgeplantes Ereignis kaputtgemacht. Da kann ich doch ein wenig Satisfaktion fordern.”
Friedrich grinste: „Ich war mir nicht bewusst, dass wir ein Duell ausfechten.”
Der Wodka kam. Der Wirt hatte drei verschiedene Gläser mitgebracht. Alexandra griff schnell nach dem Größten, schenkte sich ein, roch an dem farblosen Getränk und hielt es dann vor sich in der Luft. Die Männer sahen sie erstaunt an.
„Will niemand mit mir anstoßen?”, fragte sie erstaunt. „In Russland gilt es als unanständig, alleine zu trinken.”
„Dann wollen wir nicht daran schuld sein, dass sie unanständig sind, oder?”, fragte Koch und nahm sich das zweitgrößte Glas. Friedrich verfluchte sich: Zu langsam reagiert. Koch schenkte ihm und sich ein.
„Sa sdorowje”, sagte Alexandra und trank das Glas in einem Zug aus.
Die Männer beeilten sich, es ihr nachzutun.
„Guter Wodka”, sagte Alexandra und schenkte die Gläser noch einmal voll.
„Moment”, wollte Friedrich das stoppen, aber er kam nicht dazu. Um nicht hintenan zustehen, kippte er also auch das zweite Glas herunter. Was passierte hier? Das war er von deutschen Fräuleins nicht gewohnt, und Alexandra war bis gerade eben auch nicht gerade ein Temperamentsbündel gewesen.
Alexandra lehnte sich zurück und lächelte: „Jetzt kann man sich unterhalten.” Sie hatte Farbe auf den blassen Wangen und sah sich entspannt um.
Koch zog seine Jacke aus und lockerte seinen Kragen. Friedrich beneidete ihn darum, ihm war auch heiß geworden, aber er wollte hier nicht leger werden.
„Vielleicht erklärt mir einer der Herren, was die Ursache der Streitigkeiten ist?”, fragte Alexandra.
„Das ist nicht so leicht erklärt”, begann Friedrich.
„Vielleicht haben wir auch einfach nur keine Übung darin, Frauen Politik zu erklären”, konterte Koch.
„Es ist ein Problem, dass sie als Russin wohl nicht versteht …”, sagte Friedrich.
Koch nickte: „Es ist
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