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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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sich und sagte: „Ist das nicht schön? Du kannst hier immer mit deinem Vater vereint sein. Das ist doch besser als so ein albernes Schmuckstück, oder?” Sein Blick ruhte auf ihrem Armband und Annabelle verbarg es im Schoss. Er war eifersüchtig. Aber das, was sie hier gesehen hatte, deutete auf lange Planung hin. Er musste damit begonnen haben, bevor er von Paul erfahren hatte. Wie lange umwarb er sie in seiner Fantasie schon? Er war besessen, und sie musste sein Spiel mitspielen, bis sie eine Möglichkeit zur Flucht fand.
    „Ja, Valentin”, log sie. „Das ist wunderbar.”
    „Dann kannst du es ja ausziehen.” Er streckte die Hand nach dem Otter aus.
    Sie schüttelte den Kopf: „Lieber nicht. Schenk mir doch noch etwas Wein ein, bitte.” Sie wollte Zeit schinden, ihr fiel einfach nicht ein, was sie tun könnte.
    Er gehorchte und sie trank. „Ich bin müde, Valentin. Bringst du mich auf mein Zimmer?”
    „Du kannst dort nicht hin! Das habe ich dir schon gesagt”, antwortete er scharf. Er wurde ärgerlich. In dem Ætherstrom, der immer noch um seinen Körper waberte, zuckten kleine Blitze. Er ballte seine großen Hände zu Fäusten: „Du hast alles komplizierter gemacht. Du hättest meinen Vater nicht heilen sollen. Das war nicht geplant.”
    „Liebst du deinen Vater nicht?”, fragte sie leise und sah zu der Imitation ihres Vaters, die reglos vor dem Tisch stand.
    Valentin sprang auf und machte eine abwehrende Bewegung: „Natürlich liebe ich ihn! Aber seine Zeit ist vorbei! Er muss gehen – dann ist er endlich mit Mutter vereint, und du und ich, wir können hier leben, oder woanders, wo du willst, wir können tun, was du möchtest, ich kaufe dir alles, was du begehrst.”
    Oh Gott … Annabelle war fassungslos. Hinter ihm waberte immer wieder ein grüner Schemen, der vage die Umrisse eines Menschen hatte. War das ein Geist? Gab es Æthergeister? Valentin sah so verändert aus, furchterregend!
    „Wie soll es jetzt weiter gehen?” Sie musste ihn irgendwie in die Realität holen.
    Er sah verwirrt aus: „Du musst hier bleiben. Ich werde das mit Vater regeln.” Er ging ein paar Schritte zur Tür und fuhr sich dann erregt durch die Haare. Die Bewegung spritzte Ætherfunken in den Raum.
    Annabelle hatte Angst, sie wollte nicht allein hier bleiben, mit diesen mechanischen Figuren, irgendwo unter der Erde. Sie begann wieder hektisch zu atmen und ihre Kehle schnürte sich zu: „Aber Valentin, wo soll ich schlafen, und was soll ich machen, wenn ich mal, du weißt schon, auf die Toilette muss?”
    „Ich kümmere mich darum.” Er ging entschlossen zur Tür. Dort blieb er kurz stehen, überlegte etwas und kam zu ihr zurück. Er griff nach ihren Händen und zog sie hoch. Der Æther war jetzt verschwunden. Er sah wieder aus wie Valentin, sehr jung, verletzlich, besorgt auf der Suche nach einer Antwort in ihren Augen.
    „Annabelle, ich liebe dich”, sagte er ernst. „Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet. Wartest du nun eine kurze Zeit auf mich?” Er legte sich ihre rechte Hand an die Wange und schloss kurz die Augen. Sie spürte seine Bartstoppeln und seine kalte Hand, die die ihre drückte. Er war real, und doch irgendwie nicht. Sie dachte, sie kenne ihn, aber das hier war nicht Valentin, das war jemand, der durch Æther genauso verführt – verdorben – war, wie sie selbst. Tränen stiegen auf, zum Teil auch aus Selbstmitleid, und aus Angst. Er hatte keine Ahnung, wie krank er war, und das machte ihn unberechenbar. Was blieb ihr also übrig? Sie nickte.
    Er lächelte und sein Gesicht näherte sich ihr langsam. Sie wusste, dass er sie küssen wollte, und legte ihm schnell ihre Finger auf den Mund.
    „Jetzt nicht”, flüsterte sie. Er nahm ihre Hand und nickte. „Ach Annabelle”, flüsterte er glücklich, ”Mutter wird endlich in Frieden ruhen können, wenn du ihren Platz eingenommen hast. Es wird alles gut.” Er küsste ihre Hand und ließ sie los. Dann ging er zur Tür, schloss sie auf und verschwand.
    Sie hörte den Schlüssel von außen im Schloss und setzte sich entsetzt hin. Die Tränen, die sie gerne geweint hätte, wollten nicht kommen, es gab keine Erleichterung, nur eine kurze Ruhepause. Sie sah sich um.
    Valentin hatte die Lampe mitgenommen, und sie hatte nur die schummrige Beleuchtung des Weihnachtsbaumes. Vor ihr stand die reglose Silhouette, die sie für einen kurzen glücklichen Moment für ihren Vater gehalten hatte. Aber es war nur ein Puppenspiel gewesen. Sie fühlte sich

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