Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
kam fast so elegant alleine herunter.
„Jetzt zu Ihrem Versprechen”, sagte Koch.
„Ich habe eine Begleitung”, wandte Friedrich ein.
„Sie haben mir Ihr Wort gegeben.”
„Stimmt. Sagen Sie mir, wo, und ich komme dort hin, wenn ich sie nach Hause gebracht habe.” Friedrich hielt Koch seine rechte Hand hin. Mit einem kurzen Blick auf den geschienten linken Arm nahm der Anführer des Aufstands seine Hand und schüttelte sie, dann nannte er ihm ein Lokal in den Außenbezirken der Stadt, drehte sich um und ging zu seinen Kameraden.
„Ich muss Sie leider nach Hause bringen lassen”, sagte Friedrich zu Alexandra. Er bot ihr seinen Arm und suchte nach einer Kutsche.
Alexandra hielt ihn auf: „Warum?”
„Ich habe noch etwas zu erledigen.”
Sie blieb stehen: „Aha. Und da wollen Sie mich loswerden.”
Friedrich sah die Russin an. Sie schien erregt, ihre Wangen leuchteten rot und ihre Augen glänzten. Er erinnerte sich daran, dass Paul etwas von einem Unfall gesagt hatte.
„Geht es Ihnen gut?”, fragte er besorgt.
„Ich habe genau gesehen, was Sie getan haben. Das war großartig.”
Friedrich war geschmeichelt.
„Ich will jetzt nicht alleine nach Hause müssen”, sagte sie fest. „Ich will mit Ihnen gehen.”
„Sie sind dort nicht allein. Mein Bruder ist dort, und Frau Barbara und die Krankenschwester. Es wäre vernünftig”, versuchte Friedrich sich herauszureden.
„Ihr Bruder wird mich nicht vermissen.” Das kam scharf. Friedrich sah sie an. Sie reckte ihr Kinn entschlossen in die Höhe und er musste lachen.
„Ja, das stimmt wohl. Mein Bruder ist ganz und gar vergeben.”
Alexandra schlug die Augen nieder. Sie wusste, dass er sie durchschaut hatte. Sie tat ihm leid, und er konnte nicht anders: „Na gut, kommen Sie mit. Aber das wird kein Tanz, und auch kein Spaziergang im Park.”
„Um so besser”, sagte die Russin entschlossen. Sie hakte sich bei ihm unter und er freute sich ein wenig über ihren Kampfgeist, hoffte aber, dass er das nicht bereute.
* * *
Auf der Bühne erschienen zwei Personen. Valentin und … Annabelle riss die Augen weit auf. Das Licht reichte nicht aus, um sicher zu sein, aber …
„Papa?”, flüsterte sie ungläubig. Sie ging ein paar Schritte nach vorne. Kein Zweifel, es war Christian Sebastian Rosenherz. Er lächelte und kam auf sie zu. Ihr Herz klopfte wie wild.
„Papa!” Sie rannte los. Das war das Geheimnis! Ihr Vater war nicht verschwunden oder tot, er war hier gefangen gehalten worden! Sie dachte aber nicht weiter darüber nach, sondern warf sich in seine Arme. Sie fühlte, wie er sie umfing und schmiegte sich an seine Brust, fühlte das Kratzen des derben Tweedstoffes an ihren Wangen, und sog tief seinen Geruch ein.
Aber sie roch nicht ihren Vater, es war ein abgestandener muffiger Geruch, nach Mottenkugeln und Staub. Er fühlte sich auch seltsam kalt und hart an, und die Arme drückten sie ein wenig zu fest. Sie blickte nach oben in sein Gesicht und erkannte entsetzt, dass er auch nur ein mechanischer Mann war. Grüner Æther umfloss seine Gestalt und formte die geliebten Gesichtszüge. Sie versuchte sich zu befreien, aber er hielt sie fest und streichelte ihren Rücken in der Parodie einer Liebkosung. Annabelle wand sich und schaute an der Figur vorbei zu Valentin. Er hatte die Augen geschlossen und seine Hände bewegten sich leicht, so, wie die Puppe sich bewegte. Zwischen ihm und der Mechanik floss der Æther in grün leuchtenden Wellen.
Was sollte sie nur tun? Die Arme der Puppe waren unerbittlich, und sie fürchtete, Valentin war das auch. Er würde sie nicht gehen lassen. Es musste einen Ausweg geben, aber sie sah gerade keinen! Annabelle versuchte flach zu atmen, glaubte aber trotzdem zu spüren, wie der Æther ihr zu Kopf stieg. Ihre linke Hand brannte. Sie könnte Valentin damit wehtun …
Nein! Das musste der letzte Ausweg sein. Sie wusste, dass dieser Gedanke dem Æther entsprang, der sie mit seiner Macht verführte.
„Papa?” Wenn sie einfach mitspielte, würde sich vielleicht ein Ausweg ergeben.
„Ja”, sagte die Mechanik mit einer Stimme, die der ihres Vaters so ähnlich war, dass ihr schwach in den Knien wurde.
„Lass uns hinsitzen. Ich habe dir so viel zu erzählen.”
Die stählerne Umklammerung löste sich tatsächlich, und sie musste sich beherrschen, um nicht so weit wegzurennen, wie sie konnte. Sie setzte sich an den Tisch, aber die Figur blieb davor stehen. Stattdessen kam Valentin zu ihr.
Er setzte
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