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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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musst sie holen.”
    „Ich verstehe das nicht.” Paul konnte nicht klar denken. Die unruhige Nacht, der Qualm, was auch immer, er schüttelte benommen den Kopf.
    „Daran solltest du dich gewöhnen. Es wird noch viele Dinge geben, die du nicht verstehst. Aber jetzt solltest du dich beeilen.” Das Männchen griff ihn am Arm. Paul war überrascht, er hatte bis jetzt noch keinen Körperkontakt mit dem Hausgeist gehabt, und vielleicht doch irgendwie gedacht, dieser wäre nicht materiell. Aber aus der Berührung schien ihm Energie zuzufließen, er wurde wach und damit unruhig.
    Seine Gedanken rasten: Er könnte sofort losfahren. Was sprach dagegen? Er würde das Automobil nehmen, und einfach behaupten, er hätte einen Ausflug vor, auf den er sie mitnehmen wollte. Und wenn sie nicht mehr da war, konnte er ebenso schnell zurückfahren.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich um. Es war Alexandra.
    „Guten Morgen”, sagte Paul. „Das hier ist Fräulein …”, wollte er Alexandra dem Hausgeist vorstellen, aber der war verschwunden. Verwirrt sah Paul in den Garten, aber außer Nebelschwaden konnte er nichts erkennen.
    Alexandra sah ihn neugierig an.
    Paul fuhr sich über das Gesicht: „Hier war … ach, egal. Wie geht es Ihnen.” Sie sah frisch und lebendig aus, obwohl sie so spät nach Hause gekommen war. Er war sich unangenehm bewusst, dass er nur einen Morgenmantel über seinem Schlafanzug trug.
    „Sehr gut”, lächelte sie. „Ich habe mich wunderbar unterhalten. Ihr Bruder ist ein aufmerksamer Begleiter.”
    Und noch ein bisschen mehr, dachte Paul, dem aber das leichte Erröten der Frau entging, weil er in Gedanken schon wieder plante.
    „Ich muss weg”, sagte er.
    „Ach, ins Amt?”, fragte Alexandra neugierig.
    Paul sah sie an: „Nein, ich nehme das Automobil und fahre aufs Land.”
    Sie erhob sich ein wenig auf die Zehenspitzen, wie ein Kind, das ein Geschenk erwartet: „Nehmen Sie mich mit? Ich würde so gerne das Land sehen.”
    Paul überlegte, wie Annabelle es finden würde, wenn er mit Alexandra auftauchte, aber dann dachte er, dass es ja noch eine bessere Ausrede war. Er hatte eben der Russin das Land gezeigt, und natürlich auch die berühmten Bader-Werke, und dann hatte er gedacht, er könne sie doch abholen …
    „Ja, gerne!”, sagte er kurz entschlossen.
    „Ich ziehe mir eben etwas Passendes an”, sagte sie und verschwand schnell.
    Das sollte ich wohl auch tun, dachte Paul. Wenn er schon warten musste, dann konnte ein wenig kaltes Wasser im Gesicht auch nicht schaden. Er hörte aus der Küche schon Geräusche und wollte eben in seinem Zimmer verschwinden, als Frau Barbara um die Ecke kam.
    „Guten Morgen”, sagte die Hauswirtschafterin kritisch. Sie musterte Paul aus kurzsichtig zusammengekniffenen Augen missbilligend.
    „Ich …”, versuchte Paul sich zu rechtfertigen, ”… ich hole Annabelle gleich ab.”
    Frau Barbara nickte aber zustimmend: „Das ist eine wunderbare Idee.” Sie drehte sich zur Küche und sagte: „Der Professor hat auch oft die Nächte durchgearbeitet. Man sollte allerdings nie ungefrühstückt aus dem Haus gehen.”
    Paul verschwand in seinem Zimmer und verfluchte sich. Warum musste er immer Rücksicht auf alle nehmen? Am liebsten würde er ohne Verzögerung losfahren, aber das war nun nicht mehr möglich. Die tiefe Unruhe, die der Hausgeist in ihm entfacht hatte, wurde eher noch schlimmer. Was, wenn Annabelle wirklich etwas geschehen war?
    * * *
    Sie rumpelten im Mannschaftstransportwagen in Richtung Hügelsheim. Hartwig überlegte, wie merkwürdig sich manche Dinge so fügten. Noch vor einer Woche hätte er sich das nicht träumen lassen. Was ihn am meisten erstaunte, war, dass es Friedrich Falkenberg gewesen war, der die Idee dazu gehabt hatte. Ein, wenn auch ehemaliger, Blitzmann. Der Feind.
    Hartwig selbst war nicht von einem Blitzkommando eingefangen worden. Er hatte sich damals nach der ersten Verwirrung und dem Aufenthalt im Rudel am Rhein selbst den Behörden gestellt, nachdem er Selbstmord für sich ausgeschlossen hatte. Er konnte sich noch gut an diese Tage erinnern, und war sehr dankbar, dass es nun offensichtlich besser wurde, wenn es auch sicher noch geraume Zeit dauern würde, bis die Bevölkerung mit den Verdorbenen zu leben lernte.
    Hartwig glaubte allerdings, dass es schneller gehen würde, wenn sich beide Seiten mehr bemühen würden, denn es war auch seine Überzeugung, das niemand sich auf Dauer dem Æther entziehen konnte.

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