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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Die Unterscheidung zwischen Verdorbenen und nur leicht Veränderten würde verwischen, und niemand würde sich davon freisprechen können, vom Æther beeinflusst zu sein.
    Allerdings hatte Hartwig auch genug Fälle gesehen, in denen Verdorbene den Verstand verloren hatten und wirklich zu einer Gefahr geworden waren. Aber jede Gefahr, jede Bedrohung, findet irgendwann eine Lösung, eine Gegenmaßnahme. Die Natur regulierte das Verhältnis zwischen Jägern und Gejagten langfristig.
    Dennoch war es kurios, in einem Wagen mit seinen, teilweise sehr wölfischen, Kumpanen auf der einen Seite und den uniformierten ehemaligen Blitzmännern auf der anderen Seite zu sitzen, auf dem Weg dazu, einige abscheuliche Verbrechen aufzuklären. Er hatte sein Maul sehr voll genommen, als er die sprichwörtliche Hand für seine Männer ins Feuer gelegt hatte, und hoffte, es nicht bereuen zu müssen. Es würde ihm leidtun, den Soldaten zu enttäuschen. Hartwig hatte Friedrich als einen guten Mann kennengelernt, einen, der klare Werte vertrat, der pragmatisch und loyal war, ein Mann ohne unnötige Wenns und Abers.
    Friedrich hatte seine Uniform angelegt, und darauf bestanden, dass man ihm die Blitzmechanik über die Schiene anlegte. Er wollte nicht unbewaffnet gehen. Hartwig verstand das, obwohl einige seiner Männer die Waffe misstrauisch betrachteten. Es war wichtig, dass er, Hartwig, damit kein Problem hatte. Sie könnten seine Sorge riechen.
    Friedrich hatte sich eine Zigarette angezündet und allen die Schachtel angeboten. Es gab einige, die den Genuss des Rauchens nicht vergessen konnte, obwohl es mit den empfindlicheren Sinnesorganen nicht unbedingt einer war. Also rauchten welche, andere kontrollierten ihre Waffen und den Sitz ihrer Ausrüstung, ein paar hatten die Augen geschlossen und schliefen oder ruhten sich aus.
    * * *
    Otto kannte sich erstaunlich gut im Haus aus und führte Annabelle auf einem ihr unbekannten Weg zu ihrem Zimmer. Sie zog sich schnell um, während er mit Johanna vor der Tür wartete. Kurz überlegte Annabelle, was sie mitnehmen sollte, aber eigentlich war ihr nur die Mappe mit den Briefen wichtig. Das Schmuckstück von Lalique behielt sie an und den Otter sowieso.
    Sie hatte Hunger, aber es gab außer ein paar Keksen hier nichts. Was für eine absurde Situation! Sie hatte keine Ahnung, warum sie nicht einfach zu Rudolf Bader gehen und ihn um Hilfe bitten konnte, aber sie hatte den Verdacht, dass der auch nicht ganz rational dachte. Vater und Sohn lebten wahrscheinlich schon lange in ihrer eigenen kleinen Welt und hatten die Verbindung nach außen verloren. Außerdem konnte sie ja später wieder kommen und dann mit ihm sprechen. Sie wollte keine Zeit verlieren und einfach nur hier weg. Sollten sich andere mit Valentin beschäftigen, sie sehnte sich nur nach Paul.
    „Ich bin fertig”, flüsterte sie Otto zu. Der nickte und winkte sie auf den Gang hinaus. Annabelle nahm Johanna an der Hand und folgte ihm so leise wie möglich. Ihre Schuhe machten unheimlich viel Krach auf dem Marmorboden. Sie huschten die Treppen herunter und Annabelle erkannte, dass das der Weg zum Dienstbotentrakt war. Otto hatte einen Schlüsselbund und sie fragte sich, woher. Er schloss die Tür zur Küche auf und hinter sich wieder zu.
    Hier war es merkwürdig still. Als sie an einer offenen Tür vorbei kamen, sah Annabelle die Angestellten still an einem Tisch sitzen. Die Bediensteten sahen teilweise aus, als wären sie gerade dem Bett entstiegen. Otto legte den Finger wieder auf die Lippen – es galt sowohl für sie als auch für die Diener. Er zeigte den Gang herunter, wartete, bis sie an ihm vorbei waren, und folgte ihnen dann, nachdem er eine Geste in den Raum hinein gemacht hatte.
    „Was haben Sie getan?”, fragte Annabelle flüsternd.
    Otto zeigte auf die Schlüssel: „Nun, sie wollten sie mir nicht freiwillig geben. Der ein oder andere wird ein paar blaue Flecken behalten.” Annabelle versuchte schockiert zu sein, aber es gelang ihr nicht. Otto sagte das ganz selbstverständlich und sah dabei aus, wie aus dem Ei gepellt. Sie hatte keine Ahnung gehabt …
    „Wo gehen wir hin?”, fragte sie.
    „Nach draußen. Es gibt einen Dienstbotenausgang.” Otto musterte sie: „Können Sie schießen?”
    Annabelle nickte. Ihr Vater hatte ihr das Schießen mit verschiedenen Waffen beigebracht. „Für den Notfall”, hatte er geknurrt, aber es war ihm sehr ernst damit gewesen. Sie hatte allerdings immer nur auf Zielscheiben geschossen.

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