Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
bezahlt.” Die letzten Worte keuchte er heraus und begann dann zu husten.
„Du bist ein grausamer Mensch”, sagte Valentin und ging langsam auf seinen Vater zu. An seinen entblößten weißen Armen öffneten sich unzählige kleine Wunden und aus ihnen strömte Blut.
„Du bist selbstsüchtig und kleinlich. Du hast mich zerstört, obwohl ich ein Geschenk hätte sein können”, sagte Valentin und das Blut tropfte auf den Boden, verdampfte grün und nährte seinen Zwilling, der über ihm schwebte und nach Rudolf Bader griff. „Aber du wolltest dieses Geschenk nicht: Mein Leben. Du hast mich missachtet, und immer nur mit der Schuld an ihrem Tod gespiegelt. Dafür sollst du jetzt auch sterben.”
Sie standen nun fast Nase an Nase. Rudolf Bader keuchte, brach zusammen und lag hustend auf dem Boden. Valentin stand über ihn und der Æther tropfte auf seinen Vater hinunter, so wie sein Blut zäh auf den Boden platschte.
„Aber du kannst auch nicht weiter leben”, sagte Annabelle nun.
Valentin sah sie überrascht an. Rudolf Bader hustete grünen Schleim aus, der sich sofort wieder über ihm verteilte und ihn umhüllte.
„Du hast Schuld auf dich geladen, Valentin.” Annabelle sah ihn an und erhob ihre linke Hand.
„Das habe ich nicht, er ist schuld, an allem.” Valentin wollte sie abwehren, hob seine blutüberströmten Arme und ging einen Schritt zurück.
Annabelle schüttelte den Kopf und streichelte ihm über die Wange, da, wo sie sie mit ihren Klauen aufgerissen hatte. Das intensiv gelbe Glühen ihrer Hände brannte den silbernen Glanz weg und darunter erschien der weiße Knochen.
Valentin schrie und ging in die Knie: „Ich wollte doch nur wissen, ob sie mich geliebt hätte.”
Annabelle schüttelte mitleidlos den Kopf: „Das hätte sie sicher, wenn du dich nicht falsch entschieden hättest, Valentin. Du bist ein schlechter Mensch geworden.”
„Bitte, Annabelle, warum?”, fragte er, aber sein Ætherzwilling zeigte das wahre Gesicht: Hass. Annabelle drückte Valentin auf den Boden und legte ihre Hand auf die offene Wunde an seiner Wange. Der Æther brannte sich durch seinen Körper und zerstörte die Maschinchen, die ihn am Leben erhielten.
„Du hast getötet”, sagte sie kalt. „Und du bist eigentlich selbst schon tot. Vielleicht hast du nie richtig gelebt. Ich beende das nur.” Sie formte die Hand zu einer Kralle, um ihm endgültig zu zerfetzen, die Haut herunter zu reißen und sein unnatürliches Leben zu beenden …
* * *
Paul kam endlich auf der Plattform an. Seine Lungen brannten und seine Knie zitterten, aber er konnte nicht ausruhen. Die beiden Männer lagen auf dem Boden und Annabelle kniete zwischen ihnen. Ihre Hände leuchteten furchtbar gelbgrün und sie hatte ihre linke zu einer Kralle über dem Hals des schwarzhaarigen Jünglings erhoben, dessen Gesicht nur noch zur Hälfte vorhanden war.
Paul sammelte alle seine Kraft und rannte zu ihr. Er spürte den Æther beißend an seinem Körper, als er gegen sie prallte und sie zur Seite drückte.
„Annabelle”, schrie er sie an und rollte mit ihr über den Boden. Seine Hände verbrannten fast, aber er packte ihre Handgelenke und drückte sie herunter. Der silberne Schimmer breitete sich über seinen Armen aus, und schützte ihn vor dem Schlimmsten. Sie kämpfte und wehrte sich, aber er rief immer wieder ihren Namen. Endlich wurde sie ruhiger und er wusste, dass sie ihn erkannte.
„Paul?”, flüsterte sie.
„Ja”, sagte er unendlich erleichtert.
„Paul?”, sie schien es nicht zu glauben. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, das grüne Leuchten an den Händen wurde schwächer. Paul ließ ihre Handgelenke los und hob sie hoch. Er saß auf dem Boden und zog sie in seinen Schoss, strich ihr die Haare aus dem Gesicht, streichelte über ihre Wangen, und dann küsste er sie.
„Was hast du dir dabei gedacht, einfach wegzulaufen?”, fragte er leise. Die beiden Männer rührten sich nicht. Pauls Herz tat weh: Was hatte Annabelle getan?
„Ich dachte, du wärst tot”, wimmerte sie leise.
Er sah sie an: „So etwas Dummes. Sterben ist in meinen Plänen für die Zukunft erst einmal nicht vorgesehen.” Er küsste sie noch einmal und dann gab er sich einen Moment lang der Empfindung hin, sie im Arm zu halten und nie wieder loslassen zu wollen. Nur diesen Moment wollte er jetzt haben, bevor er sich der grausamen Realität wieder stellte. Hatte sie die beiden Männer getötet?
„Bring mich hier weg”, sagte sie
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