Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
Vom Netzwerk:
längst einmal getestet haben. Das schien mir die perfekte Gelegenheit.”
    Friedrich sah zu, wie die Soldaten das Geschütz routiniert luden und zwei Männer sich links und rechts vom Lauf in die Sitze setzten. Er kannte die Kanone nur von seiner Grundausbildung, dort hieß sie noch nicht ÆC, sondern nur C für Construction. Krupp hatte früh mit æthergeschmiedetem Stahl experimentiert und der zusätzliche Æther im Sprengkopf machte aus dem Geschütz eines der durchschlagskräftigsten Waffen des Reiches.
    Der sumpfige Untergrund machte das Manövrieren der schweren Kanone schwierig, aber die Soldaten wussten sich zu helfen.
    „6,8 kg schwere Ladungen”, sagte Friedrich und nickte. Das sollte reichen. „Ich wünschte, wir könnten damit auch dieses Schiff beschießen.” Der Hauptmann nickte.
    „Es ist zu gefährlich”, sagte Geiger dann. „Wir wissen nichts über diese Konstruktion und wie bekämen wir die Zivilisten dort herunter?”
    „Haben sie Gleiter dabei?”, fragte Friedrich. „Solche, wie sie von den Nachtschatten benutzt werden.” Die Nachtschatten waren eine Sondereinheit, der Friedrich kurz angehört hatte. Sie flogen in Ein-Mann-Gleitern über Einsätze.
    Der Hauptmann schüttelte den Kopf: „Das ist keine Lösung, sie können keinen Mann mitnehmen, das tragen die Gleiter nicht. Schon gar nicht zwei Personen.”
    „Einige der geflügelten Kreaturen im Adlerhorst können das”, sagte Hartwig.
    Der Adlerhorst war weit weg.
    „Ich will auf eines der Luftschiffe”, sagte Friedrich. „Vielleicht können wir sie ja mit Seilen retten.”
    Geiger nickte: „Gut. Versuchen Sie das. Wir lenken die Biester hier unten ab.”
    Friedrich sah kurz zu den stählernen Monstern und ballte seine Fäuste: „Denken Sie daran: Die können mächtig was einstecken, lassen Sie sich nicht auf einen Nahkampf ein.”
    „Das soll meine Sorge sein, Oberstleutnant Falkenberg. Holen Sie ihren Bruder da runter, ich halte ihnen den Rücken frei.”
    Die Flaggen knatterten, und sie drehten sich um: Vier Luftschiffe der Flotte des Markgrafen von Baden erschienen über der Ruine des qualmenden Anwesens von Rudolf Bader. Ihre ausgebreiteten Flügel wurden von Æther getragen, Propeller und Segel trieben sie vorwärts, sie leuchteten majestätisch Gold und Rot gegen den schwarzen Rauch. Friedrich versicherte sich, dass Hartwig ihm folgte und rannte zu den Soldaten mit den Flaggen.
    * * *
    „Sieh nur”, sagte Annabelle leise und zeigte mit dem Finger auf die Luftschiffe.
    „Das könnte Valentin wieder wütend machen”, sagte Paul besorgt. „Wir müssen ihn ablenken. Wir brauchen Zeit.”
    „Ich habe eine Idee”, sagte Annabelle und Paul sah sie besorgt an. „Du musst mir vertrauen.”
    „Natürlich vertraue ich dir”, sagte er. „Aber Angst habe ich trotzdem.”
    Ihr Hals wurde eng: „Ich liebe dich.” Sie wollte ihn eigentlich nicht loslassen, nachdem sie ihn schon verloren geglaubt hatte und jetzt doch wieder seine Gegenwart wie Heimat um sich herum spürte.
    Er lächelte und küsste ihre Stirn: „Was hast du vor?”
    „Wenn ich beide berühre, dann kann ich sie in eine Welt entführen, in der Valentin die echte Welt nicht sieht. Das verschafft uns Zeit.”
    Paul zögerte, nickte dann aber: „Sei vorsichtig.”
    Annabelle stand auf und ging mit weichen Knien zu Valentin, der konzentriert seine Konstruktion steuerte und die Luftschiffe noch nicht bemerkt hatte. Sie sah zu Rudolf Bader und deutete heimlich auf die herannahende Flotte. Der Industrielle sah sich um und in seinen Augen spiegelte sich der rote Feuerschein des brennenden Werks. Er sah Annabelle an, die kurz einen Finger auf ihre Lippen legte und sich dann Valentin zuwandte: „Valentin, ich habe einen Vorschlag”, sagte sie laut.
    Valentin sah sie an. Sein Gesicht war inzwischen zur Hälfte aus dem silbrigen Metall, die Hautfetzen waren abgefallen, das grüne Auge leuchtete lidschlaglos. Ansonsten war er bleich wie ein Gespenst. Sie bemerkte aber, dass seine Fingerspitzen schwarz geworden waren. Leichenflecke, dachte sie. Das Blut, welches sich in den Extremitäten sammelte, denaturierte und wurde schwarz. Er war tot, weigerte sich aber, zu sterben.
    Sie holte tief Luft und sagte. „Wenn ich euch beide anfasse, so wie vorhin, dann könnte dein Vater dir deine Mutter zeigen, so wie er sie früher erlebt hat. Lebendig. Sie lebt in ihm, ich habe sie gesehen.” Das war jetzt übertrieben, sie hatte aber inzwischen verstanden, dass die weiße

Weitere Kostenlose Bücher