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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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sprach weiter: „Erzählen Sie mir von St. Petersburg. Ich war noch sehr jung, als ich es zum letzten Mal gesehen habe. Mein Vater durchquerte mit mir die gesamte Eremitage an einem Tag, es war furchtbar anstrengend.” Sie lächelte in Erinnerung an diesen Tag und an die Wiedergutmachung in Form von unzähligen Matrjoschkas, die daraufhin ihr Hotelzimmer bevölkert hatten. Dann erst fiel ihr auf, dass Alexandra nichts gesagt hatte. Sie sah die junge Frau an und erkannte an einer kleinen Falte über der Nasenwurzel deren Missfallen.
    „Oh, Entschuldigung”, setzte Annabelle schnell hinzu. „Die Eremitage ist natürlich ein wundervolles Gebäude, aber ich war einfach zu klein, ich glaube, ich war sechs oder sieben.”
    „Ja, für ein kleines Kind mag das zu viel des Guten sein”, sagte die Russin trocken. Wieder einmal fiel Annabelle auf, dass sie kaum einen Akzent hatte. Unheimlich.
    „Ich bin dann lieber im Hotel geblieben”, erzählte sie trotzdem weiter. „Das Personal im 'Grand Hotel Europe' war wundervoll, ich durfte überall meine Nase reinstecken. Auch in der Küche. Ich habe Unmengen von, wie heißt das noch, Prjanik? gegessen … Wenn man mich erwischte, sagte ich immer: „Ich bin Deutsche und verstehe sie leider nicht.”. Ich hatte da auch einen Freund, wie hieß der noch … Andrej, glaube ich. Wir verstanden kein Wort von dem, was der Andere sagte, aber wir spielten einfach wunderbar zusammen.”
    Annabelle, hör auf zu plappern , befahl sie sich. Sie verstummte und hielt sich an ihrem Glas fest. Es war nicht möglich, ein Gespräch mit dieser Frau zu führen. Obwohl sie meine Sprache versteht , dachte Annabelle entnervt. Na gut, ich kann auch schweigen.
    Zum Glück kamen die Männer bald zurück.

 
     
    Kapitel 4
     
    Sehr geehrtes Fräulein Rosenherz,
     
    Ich möchte Ihnen auf diesem Wege mein Beileid zum möglichen Verlust Ihres Vaters ausdrücken. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Ihrer Einladung zur Feier nicht nachkommen konnte.
    Ich genese von einer hartnäckigen Krankheit und bin nicht in der Lage zu reisen.
    Wie Sie wissen, waren Ihr Vater und ich über die Jahre zwar nur lose verbunden, aber er war mir immer ein guter Freund. Umso schlimmer trifft mich sein Verlust. Es gibt wenige Menschen, die die Bedeutung dieses Wortes so verstanden, wie ihr Vater.
    Ich möchte Sie daher einladen, mich und meinen Sohn zu besuchen. Ich glaube, wir haben uns viel zu erzählen. Ihr Vater hat mich kurz vor seinem Verschwinden noch besucht. Ich würde Ihnen gerne von diesem Besuch erzählen. Ich weiß nicht, ob Sie noch Hoffnung haben, aber vielleicht kann ich Ihnen ein wenig helfen.
    Vielleicht wäre es Ihnen aber lieber, mit der Geschichte abzuschließen, das könnte ich gut verstehen. Dann schlage ich einen Besuch um der alten Zeiten willen vor.
    Sie sind jedenfalls jederzeit herzlich bei uns willkommen.
     
    Mit freundlichen Grüßen
    Rudolf Bader
    * * *
    Annabelle ließ den Brief sinken. Sie musste mit Paul sprechen.
    Wo war er? Sie lief nach unten und fand ihn natürlich in der Bibliothek. Und selbstverständlich war Alexandra bei ihm. Die Russin saß am Schreibtisch ihres Vaters und schrieb, was Paul ihr diktierte. Annabelle hielt kurz inne und fasste sich. Es war jetzt nicht der Zeitpunkt für eine Szene, obwohl ihr sehr danach war. Sie hatte schon Schwierigkeiten, wenn Paul auf dem Platz ihres Vaters saß, die Russin dort zu sehen machte sie zornig. Aber sie schluckte ihre Empörung herunter und ging durch den Raum zu ihm.
    „Bist du einen Moment abkömmlich?”, fragte sie ihn.
    Er stellte das Specksteingefäß, welches er gerade beschrieben hatte, wieder in die Vitrine und sah sie an.
    „Natürlich.” Sie lächelte. Sie liebte seine Einwortsätze. Seine sofortige Bestätigung, die unbedingte Aufmerksamkeit, zu der er fähig war.
    „Ich würde dir gerne etwas zeigen.” Sie nahm seinen Arm und zog ihn zur Terrassentür. „Ich bringe ihn gleich wieder zurück”, sagte sie zu Alexandra, die sie regungslos beobachtete. Diese nickte, schlug die Augen nieder und reinigte den Federhalter.
    Annabelle führte Paul in ihr Gewächshaus. In dem Eisenhaus, das mit klaren aber auch bunten Scheiben besetzt war, fühlte sie sich seit ihrer Kindheit geborgen. Das war ihr Reich, ihr kleiner Urwald, ein Dschungel mit Pflanzen aus aller Welt, vom Bananenbaum bis zur Passionsfruchtranke, von Heilkräutern über fleischfressende Pflanzen. Sie hatte hier auch eine Leseecke, ein altes metallenes

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