Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
wird.”
Annabelle fühlte sich nicht in der Lage, das zu kommentieren und trank einen Schluck Tee. Valentins Blick fiel dabei auf ihre linke Hand.
„Was für ein wundervolles Schmuckstück!”, rief er aus und zeigte auf den Otter.
„Das hat mir mein Verlobter geschenkt”, sagte Annabelle stolz.
Valentins Blick streifte kurz den ihren und dann fragte er: „Darf ich es näher betrachten?” Er schien wirklich interessiert.
„Ja ... sicher”, sagte Annabelle, unschlüssig, ob sich das schickte. Johanna warf ihr aber nur ein Lächeln zu. Valentin stand auf und ging um den Tisch herum. Aus einer Tasche seines Sakkos zog er eine Lupe und untersuchte den Armreif damit genau.
„Sie haben erwähnt, dass mein Vater bei Ihnen war, bevor er zu seiner letzten Reise aufbrach”, wandte sie sich an Rudolf Bader und versuchte damit zu einem Thema zu kommen, welches sie interessierte.
Der Kranke nickte: „Ich zeige dir später gerne etwas, was dich in diesem Zusammenhang interessieren wird. Zunächst ...”
Er wurde unterbrochen von einem erstaunten Ausruf seines Sohnes. Annabelle zuckte zusammen, entzog Rudolf Bader ihre Hand und schützte damit reflexartig ihre linke.
„Er bewegt sich”, rief Valentin verwundert.
Annabelle nickte und atmete aus: „Ja, mein Verlobter baut wundervolle Miniaturgeschöpfe, die sich wie ihre Vorbilder verhalten”, sagte sie stolz und eine Spur zu laut.
Valentin sah sie verblüfft an: „Dein Verlobter hat das gebaut?”
Sie nickte nur. Valentin beugte sich wieder nach unten, aber Annabelle wollte nicht mehr, dass er so nah war. Sie zog die Hand noch näher an sich. Der junge Mann sah sie unergründlich an und setzte sich dann wieder auf seinen Platz, steckte sein Vergrößerungsglas ein und fragte: „Verkauft er diese Stücke auch? Er muss ein reicher Mann sein.”
Annabelle schüttelte den Kopf: „Er ist Kunsthistoriker. Diese Schmuckstücke fertigt er in seiner Freizeit.”
„Aber Herr Falkenberg ist für seine Expertisen weit bekannt”, mischte sich Johanna ein. „Sein Urteil ist vielen Leuten viel Geld wert.” Annabelle war ihrer Freundin dankbar, dass sie das richtiggestellt hatte. Die Baders sollten nicht denken, dass Paul arm war, und sich deshalb für sie interessierte.
Rudolf Bader nickte verständig. „Ach ja, Paul Falkenberg. Wir haben von ihm in der Zeitung gelesen. Er arbeitet auch für das neue Amt. In welcher Funktion eigentlich?”
„Er ist dort stellvertretender Leiter. Im »Amt für Ætherangelegenheiten« arbeiten viele Wissenschaftler für uns und all die Erkenntnisse müssen systematisch archiviert werden”, erklärte Annabelle. „Paul – Herr Falkenberg hat diese zunächst sehr undankbare Aufgabe zu unser aller Erleichterung übernommen. Wir hoffen, dass es leichter wird, sobald ein System von allen akzeptiert ist, und sich die Arbeit dann von allein erledigt. Aber wir sind ja erst im Aufbau.”
„Dein Vater wäre stolz und begeistert”, bemerkte Rudolf Bader.
„Ja, Paul leistet wundervolle Arbeit”, sagte Annabelle.
„Ich meinte eher: von deiner Arbeit.”
Annabelle war überrascht: „Ich? Ich tue nicht viel. Ich arbeite ein wenig im Labor des Adlerhorstes. Aber sie kämen dort auch ohne mich zurecht.”
„Annabelle untertreibt”, sagte Johanna. „Sie arbeitet sehr hart im Labor, aber sie kümmert sich auch um die Veränderten, damit es ihnen gut geht. Alle lieben sie dort.” Annabelle schaute ihre Freundin überrascht an und blinzelte. So hätte sie es nicht ausgedrückt …
Rudolf Bader lachte abgehackt und hustete dann: „Das hast du nicht von deinem Vater! Bescheidenheit war keine Eigenschaft, die man ihm zuschreiben würde.”
Annabelle lächelte und trank schnell einen Schluck Tee. Rudolf Bader hustete unaufhörlich.
„Du musst ins Solarium, Papa”, tadelte Valentin. Sein Vater winkte ab, aber er konnte nicht aufhören und krümmte sich noch mehr in sich zusammen, ein Taschentuch vor den Mund gepresst.
„Ich bringe Papa weg”, sagte Valentin entschuldigend. Er stand auf und betätigte eine Klingel an der Wand, bevor er den Rollstuhl bewegte.
„Ein Diener wird euch eure Zimmer zeigen. Ihr könnt uns später im Solarium besuchen.”
Annabelle nickte verwirrt und folgte dem Diener.
* * *
„Mein lieber Herr Falkenberg”, begrüßte ihn Karl Burger. „Schön, dass Sie kommen konnten.”
Paul wunderte sich über diese Begrüßung. Es war doch selbstverständlich, dass er zu einem schriftlich angekündigten
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