Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
Fingernagel auf das Glas einer Skala. Der Zeiger vibrierte, zeigte aber immer noch keinen Ausschlag.
„Dann hat es wohl funktioniert”, sagte Friedrich hoffnungsvoll. „Im rechten Kasten ist kein Æther.”
Van den Booms gütiges Gesicht sah traurig aus: „Das liegt aber daran, dass der verdammte Æther einen Teufel tut, sich aus dem linken Kasten herauszubewegen.”
Der Amerikaner nickte: „This phenomenon, also diese Vorfall ist normal. Æther ist flatternd. Wir haben das auch festgestellt.”
Friedrich versuchte, nicht zu grinsen. Frau Liebherz nickte: „Ja, Æther ist flatterhaft”, sagte sie und sah Friedrich tadelnd an. „Daher haben wir Felix gebeten, dem Ganzen einen Schubs zu geben.” Felix sah schuldbewusst zu Boden.
„Es gab eine große Explosion und wir alle waren geblindet”, erklärte Gilman. „And then, this amazing young fellow saved us all.”
Van den Boom legte eine Hand auf die Schulter des Jungen und nickte: „Das stimmt. Der Junge hatte zunächst statt 2000 Volt leider 20.000 Volt eingestellt.”
„Die Explosion formte diesen Minitornado, und einiger Æther schaffte es, das Einlaßventil zu sprengen und zu entweichen”, ergänzte Frau Liebherz. Ah, jetzt war auch klar, warum allen hier die Haare zu Berge standen. Strom tat so etwas.
„Als ich ihn einfing, war er zu heiß und ich ließ ihn fallen”, fuhr Felix leise fort.
„And then, dieses Papierbox fing Feuer.” Der Amerikaner zückte ein Notizbuch und fing an, wie wild zu schreiben.
„Felix konnte den Æther herausholen und in die Apparatur zurück verbringen, bevor ich das Loch verstopfte”, erklärte van den Boom, dessen Haare zu kurz waren, um zu stehen.
Friedrichs Blick blieb an dem 'Stopfen' hängen. Es war ein Korken. Auf einem Schreibtisch in der Nähe stand eine offene Flasche eines Kräuterlikörs, der bei den Wissenschaftlern sehr beliebt war.
„Er ist ein Held”, sagte Gilman noch einmal, und alle nickten. Felix grinste, und betrachtete seine Hände, die mit Brandblasen übersät waren.
„Junge, du gehörst zu den Sanitätern”, sagte Friedrich. „Sie müssen ohne ihn auskommen. Viel Erfolg noch.” Er verabschiedete sich und führte den Knaben aus dem Labor. Im Empfangsraum waren schon einige Mitarbeiter versammelt und die Türen standen weit offen.
„Brennt es da unten?”, fragte einer.
„Nein”, sagte Friedrich. „Alles unter Kontrolle.”
„Die bringen uns noch einmal um”, beschwerte sich ein anderer und Friedrich ließ sie schnell hinter sich.
„Du solltest dich nicht ausnutzen lassen”, sagte er zu Felix.
„Das ist schon in Ordnung”, erwiderte der Junge. „Die brauchen mich.”
„Ja”, dachte Friedrich. Aber vielleicht würden sie weniger gefährliche Dinge machen, wenn der Junge nicht da wäre. Er hoffte, dass der Amerikaner keinen falschen Eindruck gewann, aber letztlich war das Kind schon in den Brunnen gefallen.
* * *
Alexandra studierte die Schnitzerei nun schon seit dem frühen Morgen. Sie hatte in den Aufzeichnungen des Professors eine Abhandlung dazu gefunden, aber sie wurde nicht so recht schlau daraus. Das Werk befand sich über der Tür des Arbeitszimmers. Es war wahrscheinlich auch ursprünglich ein Türsturz gewesen, und hier neu verbaut worden.
In der Mitte des Balkens befand sich ein Teufelskopf, der dem Betrachter die Zunge herausstreckte. Darum herum befanden sich verschiedene Ornamente, einige waren stilisierte Blüten, andere Ranken oder Spiralen. Das Holz selbst war schwarz geteert, die Schnitzereien mit bunten Farben hervor gehoben.
Der Professor hatte einige Zeit in slawischen Ländern verbracht, um solche Kunstwerke zu studieren. Alexandra hatte mehrere Bücher zu dem Thema gefunden, die prachtvolle Illustrationen von traditionellen Motiven zeigten. Sie erkannte einige Figuren aus ihrem eigenen Umfeld: Hexen und Teufel, Nymphen und dienstbare Geister waren in Russland Teil des Mythen- und Sagenschatzes.
Der Professor schien das Ganze unter einem besonderen Aspekt betrachtet zu haben. Er hatte sich ausgiebig mit den Mythen der dienstbaren Geister auseinandergesetzt: Die Domovoj. Alexandras Mutter hatte ihr als Kind auch erzählt, das man solch einen Diener bekommen konnte, wenn man sich richtig verhielt. Er beschütze das Haus und übernehme sogar kleinere Aufgaben im Haushalt. Alexandra hatte es geglaubt und Milch und Kekse bereitgestellt, aber es war nie jemand gekommen und hatte ihr Zimmer aufgeräumt oder ihre Socken gestopft. Das hatte
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