Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
eine ungewöhnliche Fähigkeit hatte: Er konnte Æther in seinen Händen zu Bällen bündeln, und wie Wolle verspinnen. Die Wissenschaftler nutzen den 15-jährigen gerne aus, weil es so praktisch war, ihn dabei zu haben. Sonst mussten sie sich für ihre Experimente mit Æther immer umständliche Schutzmaßnahmen überlegen. Allerdings fragte Friedrich sich gerade, ob es nicht besser gewesen wäre, trotzdem Schutzmaßnahmen zu verlangen, angesichts des Qualms und den hochstehenden Haaren des Jungen.
„Wir haben …”, hustete Felix, „der van den Boom ...”
„Felix”, donnerte es aus dem Labor, „mit wem redest du?”
„Mit dem - hust - Herrn Falkenberg.”
„Hier ist alles im grünen Bereich, Herr Falkenberg”, sagte der Wissenschaftler eifrig und erschien aus dem dünner werdenden Qualm. Er hatte seine Atemmaske um den Hals hängen und rieb sich die Stirn. „Ach, Sie sind ja, nicht der Herr Paul”, sagte er dann erleichtert.
Friedrich grinste und schüttelte den Kopf: „Nein. Was machen Sie hier?”
„Es ist der Bruder”, rief van den Boom in den Raum. „Kommen Sie”, sagte er zu Friedrich und zog ihn in den Raum. „Wir machen mal besser die Tür zu.”
Friedrich dachte, dass der Qualm sicher schon die Treppe hoch in den Empfangsraum gezogen war, und alle wussten, wer ihn verursacht hatte, aber Felix schloss gehorsam die Tür.
„Wir haben einen Gast”, stellte Eusebius van den Boom einen weiteren Mann mit Atemmaske vor. „Das ist der Mitarbeiter Gilman aus Übersee. Wir zeigten ihm gerade die Effektivität unserer neuen Atemschutzgeräte. Gleichzeitig war es eine gute Möglichkeit, das Handgerät zur Ætherkonzentrationsmessung zu testen.”
Bevor Friedrich dem schlanken schwarzhaarigen Mann die Hand geben konnte, kroch der Gedanke in sein Gehirn, und er wich zurück.
„Hier ist Æther in der Luft?”, fragte er entsetzt.
„Nein, keine Sorge”, sagte van den Boom und wedelte noch ein wenig Qualm weg. „Felix hat das im Griff, nicht wahr?”
Der Angesprochene war noch etwas grün im Gesicht, nickte aber.
Friedrich wandte sich dem Amerikaner zu: „Schön, Sie bei uns begrüßen zu dürfen”, sagte er. Er konnte noch nicht einmal »Guten Tag« auf Englisch sagen, und ärgerte sich gerade darüber. Aber der Amerikaner lächelte, zog die Atemmaske vom Gesicht und ergriff die Hand: „Ganz wunderbar, alles hier. Fascinating, I have to say, …, ich sage: Ich bin sehr geeindruckt.” Er rieb sich den Bart. Auch seine Haare standen kreuz und quer ab.
Friedrich nickte und berichtigte das nicht. Er machte zwei Schritte in den Raum und ergriff die Hand der dritten Wissenschaftlerin.
„Frau Liebherz”, sagte er und beugte sich zur Andeutung des Handkusses über das behandschuhte Gliedmaß. „Es ist mir wie immer ein Vergnügen und ein Rätsel. Wie halten Sie es hier nur aus? Eine zarte Blume in dieser lebensfeindlichen Umgebung.” Er kannte die Wissenschaftlerin seit der Gründung des Labors, und wusste, dass auch ihre Haare normalerweise nicht so vom Kopf abstanden.
Ada Sophie Liebherz errötete leicht bei dieser charmanten Begrüßung und zog dann auch ihre Atemmaske ab: „Ich komme voll auf meine Kosten, Herr Falkenberg.”
Friedrich sah sich um. „Sie haben hier unten ein Feuer gemacht?”, fragte er dann ungläubig, als er den Blecheimer erblickte, in den van den Boom inzwischen fast den kompletten Inhalt des Löschwassers entleert hatte. Verkohlte Papierfetzen schwammen in dem Wasser.
„Unsinn”, verteidigte sich van den Boom. „Also das war so: Wir wollten die neuen Schutzkleidungen testen.” Er drehte sich um und zeigte auf eine Atemmaske, die in einer Apparatur eingespannt war. Das Ganze befand sich in einer Glasröhre, die zwei Glaskästen miteinander verband. In dem einen Kasten wirbelte grüner Æther wie ein Tornado.
„Also der Æther sollte von dieser Seite durch die Verbindungsröhre in den anderen Kasten”, sagte Frau Liebherz. Friedrich nickte und versuchte dann der Frau bei ihren Ausführungen zu folgen. Aber er hatte keinen blassen Schimmer und hörte nur 'Anode' und 'Kathode' und 'Spannung', konnte das aber in keinen sinnvollen Zusammenhang bringen: „Sehen Sie?”, sagte die dunkelhaarige Wissenschaftlerin und sah ihn über den Rand ihrer Brille aus braunen Augen ernst an. „Wir haben hier und hier jeweils Messgeräte angebracht. Die Atemschutzmaske soll den Æther aber daran hindern.” Sie zeigte auf einige Messgeräte und tippte mit dem
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