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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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aufmerksam. Einige schnalzten und pfiffen, andere flatterten auf der Stelle, manche trippelten auf ihren Stangen hin und her und nickten mit den Köpfen. Ein Kakadu plusterte seinen prächtigen Kamm mächtig auf und wippte auf und ab, um sie zu beeindrucken.
    Annabelle pfiff ein wenig zurück und plapperte sinnlose Dinge zu den bunten Vögeln. Sie hatte sich immer einen Papagei gewünscht, aber ihr Vater hatte es nicht erlaubt. Es war eines der wenigen Dinge gewesen, bei dem er hart geblieben war.
    „Papageien sind wie Kinder”, hatte er sich gesträubt. „Sie gewöhnen sich sehr an einen Menschen und es ist nicht leicht, sie zu jemand anderem zu geben, wenn man verreisen muss. Und sie werden sehr alt.” Er hatte ihr sonst fast alle Tiere erlaubt, Hunde, Katzen, Hasen und einiges andere. Da sprach wohl sein schlechtes Gewissen, denn schließlich hatte er sie auch oft allein gelassen.
    Ein prächtiger blauer Papagei gurrte plötzlich: „Valentin! Valentin!”
    Annabelle sah sich um und sah den jungen Mann tatsächlich ein paar Meter von ihr entfernt an einer großen Palme lehnen. Er beobachtete sie lächelnd.
    „Sind das deine Vögel?”, fragte sie.
    Er nickte und kam näher. Er hatte kein Sakko an, sondern nur ein schimmerndes graues Hemd aus Seide, welches ohne Halsbinde am Kragen offen stand. Es irritierte sie irgendwie, dass er so aussah, als hätte er sich nicht fertig angezogen, obwohl sie ihn beneidete, bei der Hitze hier so leicht gekleidet sein zu können. Er nahm einige Fruchtstücke von einem Teller und fütterte die Papageien. Dann streichelte er sie zärtlich über die Köpfe, während sie sie verspeisten.
    Annabelle fielen die außergewöhnlich deutlichen Adern auf seinem Handrücken auf. Er hatte große bleiche Hände mit fein getrimmten Nägeln. Die dicken Adergeflechte schimmerten blau durch die dünne Oberhaut. Sie war sich plötzlich ihrer eigenen Hände in den Handschuhen sehr bewusst und verknotete ihre Finger hinter ihrem Rücken.
    Valentin wandte sich ihr zu: „Hast du dich ausgeruht?”
    Sie nickte: „Ich bin eingeschlafen. Wie spät ist es? Wollten wir nicht Tee zusammen trinken?”
    Er schüttelte mit dem Kopf und tätschelte die Stelle, an der die meisten Männer eine Taschenuhr in der Westentasche trugen. „Keine Weste, keine Uhr. Du hast nicht geöffnet, als wir bei dir klopften. Johanna, mein Vater und ich haben allein Tee getrunken. Deine Freundin ist sehr unterhaltsam.” Valentin lächelte, und Annabelle mochte die Art, wie es ein Gesicht veränderte. Er sah wirklich gut aus, dachte sie. Sie wusste, dass Johanna sie um ihre Meinung fragen würde. Ihre Freundin klopfte alle Männer im heiratsfähigen Alter stundenlang auf ihre Vor- und Nachteile ab. Annabelle glaubte jetzt schon zu wissen, dass sie Valentin zwar attraktiv, aber zu düster finden würde. Der Reichtum machte diesen Makel aber sicher in Johannas Augen mehr als wett.
    „Es gibt bald Abendessen”, unterbrach Valentin ihre Gedanken. „Die Dienstboten werden eine Glocke läuten.” Er ging zu der Sitzgruppe und wartete, bis sie es sich auf einem Stuhl bequem gemacht hatte.
    „Was hat dein Vater?”, platzte sie heraus. „Ich meine, was hat er für eine Krankheit?”
    Er lachte auf: „Du warst schon immer so – ohne Umschweife zum Thema. Tja, die Ärzte sind sich nicht ganz sicher. Erst dachten wir, es wäre Tuberkulose, aber es spricht einiges dagegen. Seine Lungen sind sehr angegriffen, und sein Herz ist auch schwach. Er verträgt es nicht mehr, in der Fabrik zu sein. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es mit Æther zu tun hat. Er hat zu viel gearbeitet.”
    „Aber wenn es mit Æther zu tun hat, warum dann das ganze Wasser hier?” Æther und Wasser hingen zusammen. Wissenschaftler glaubten, dass Æther ein weiterer Aggregatzustand des Wassers sein könnte.
    Valentin nickte: „Gute Frage. Es ist Heilwasser aus der Quelle im Kurhaus. Es zirkuliert hier als geschlossener Kreislauf. Die Feuchtigkeit tut ihm gut, und ich hoffe, dass die Heilkraft vielleicht auch noch hier wirkt.”
    Er legte die Beine auf den Tisch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Seine schwarzen Haare fielen seidig glänzend nach hinten und das Seidenhemd modellierte seinen Oberkörper auf verwirrende Art. Valentin pfiff ein paar Töne und sah dann zu Annabelle, die schnell die Augen nach unten schlug. Sie hatte ihn angestarrt.
    „Sag mir die Wahrheit”, forderte sie ihn heraus, um abzulenken. „Habt ihr mich wegen meiner Hand

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