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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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„Jetzt mal ernsthaft: Wer hätte gedacht, dass wir so eng zusammenarbeiten würden? Paul, ob du es willst oder nicht, wir müssen uns aufeinander verlassen können. Was auch immer du von mir denkst, ich interessiere mich für jeden meiner Männer, und ich habe mit allen so ein Gespräch geführt. Du erfährst nur etwas über deine Kameraden im Kampf, wenn du dich mit ihnen betrunken hast.”
    Paul sah seinen Bruder überrascht an. Der war todernst, attackierte schwungvoll sein Gulasch und kaute entschlossen. Kampfkameraden? So hatte Paul das noch nie betrachtet. Aber als er vor einigen Monaten Annabelle aus den Klauen einiger Verrückter befreit hatte, war sein Bruder an seiner Seite gewesen. Obwohl es nicht sein Kampf war, hatte er sein Leben riskiert, damit Paul seine Verlobte retten konnte, und ohne Friedrich hätte er es wohl auch nicht geschafft. Ja, es war ein Kampf gewesen, also waren sie wohl Kampfkameraden, was auch immer das noch bedeutete.
    „Hab ich dir eigentlich gedankt?”, fragte er leise.
    „Das ist nicht nötig. Trink mit mir.” Friedrich hob sein Glas. Paul spürte eine Entschlossenheit. Es schien immer alles so leicht mit Friedrich. So geradlinig. Vielleicht könnte es einmal gut tun, sich mitreißen zu lassen. Er trank gehorsam sein Bier aus.
    Friedrich grinste: „Gut. Wie war das mit deinen Träumen?”
    * * *
    Annabelle zog sich um. Sie wählte ein weißes Kleid mit einer roten Bordüre am Ausschnitt, die mit weißen Lilien bestickt war. Sie löste ihre Haare und kämmte sie gerade aus, da ertönte auch schon die Glocke zum Abendessen. Schnell wand sie sich den Zopf zu einem Knoten im Nacken und steckte ihn mit einem passenden Kamm fest, der oben eine wunderschöne Komposition aus verschiedenen Edelsteinen in Form einer Libelle zeigte. Dieses Schmuckstück hatte Paul ihr geschenkt, aber er hatte es ausnahmsweise nicht selbst gemacht. Es war von René Lalique, den Paul für seine Kunst bewunderte.
    Nach einem kurzen Klopfen öffnete sich die Tür, als sie gerade aus dem Zimmer gehen wollte. Johanna trat ein und musterte ihre Freundin kritisch.
    „Also das Kleid ist schön, aber die Frisur geht so nicht”, beschied sie. „Setz dich.”
    „Die warten auf uns”, versuchte Annabelle zu protestieren.
    „Es ist das Privileg von Frauen, die Männer warten zu lassen”, sagte Johanna und löste Annabelles Zopf. Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie mit dem Ergebnis dann zufrieden.
    „Das sollte den armen Valentin um den Verstand bringen”, sagte sie spöttisch. Annabelle runzelte die Stirn. Sie hatte mit Johanna vorhin doch nicht über Valentin gesprochen. Ihre Freundin hatte eine Partie Backgammon vorgeschlagen, und sie hatten gewürfelt, was das Zeug hielt.
    „Was meinst du damit?”, fragte Annabelle.
    „Der hatte ja nur Augen für dich.” Johanna musterte ihre eigene Erscheinung noch einmal kurz im Spiegel und Annabelle beobachtete sie dabei. Sie verstand das nicht: Johanna war so süß und anmutig wie eine Kirschblüte und verstand es immer, das Beste aus ihrem Typ zu machen. Annabelle hatte das immer heimlich an ihrer Freundin bewundert, auch wenn sie sich darüber klar war, dass sie selbst nie so sein könnte. Es war ihr meist furchtbar egal, wie sie aussah.
    „Er kannte mich eben noch von früher”, sagte sie abwertend. „Warte mal ab, vielleicht verliebt er sich heute Abend noch in dich”, ergänzte sie leichthin. Zu ihrer Überraschung schüttelte Johanna abwehrend den Kopf.
    „Das ist nicht nötig. Ich finde ihn zwar nett, aber ein wenig unheimlich.”
    Sie gingen zur Tür. Annabelle grinste, weil sie Recht gehabt hatte.
    „Unheimlich?”, versuchte sie noch mehr aus ihrer Freundin herauszukitzeln.
    „Er ist so bleich und hast du seine Hände gesehen?”, flüsterte Johanna. Annabelle nickte: „Aber er ist verflixt reich.”
    „Ist das immer alles, was zählt?”, fragte Johanna zu Annabelles Überraschung. „Jetzt sei still. Dieses Haus ist auch unheimlich. Ich fühle mich irgendwie immer beobachtet. Nicht, dass uns noch jemand belauscht.”
    Die Mädchen verstummten, gingen langsam die Treppe herunter und blieben im Foyer unschlüssig stehen.
    „Wo müssen wir hin?”, fragte Annabelle. Johanna wusste so etwas normalerweise. Aber die zuckte nur mit den Schultern. Annabelle sah sich um: Das riesige Barometer fiel ihr noch einmal ins Auge. Die Anzeigen im roten Bereich bedeuteten also Tiefdruck. Sie hatte sich nie mit Meteorologie beschäftigt – das Einzige, was

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