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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Baders haben dich eingeladen und du willst gleich wieder weg. Wie werden die sich fühlen? Das sind reiche Leute, die sollte man nicht verärgern.” Johanna hielt sich ein paar Ohrringe an den Kopf.
    Annabelle prustete empört, riss sich dann aber zusammen. Über solche Themen hatte sie mit Johanna schon tausendmal geredet. Die würde ihre Meinung über Geld und Adel nie ändern.
    „Ich glaube, die haben mich nur eingeladen, damit ich den Bader heile”, sagte sie leise.
    Johanna drehte sich zu ihr um: „Und? Kannst du das?” Die Frage kam wirklich neugierig, nicht provokant, und Annabelle griff nach ihrer linken Hand.
    „Ich weiß es nicht!”, sagte sie vorsichtig. „Aber ich sollte es nicht versuchen. Du hast es doch selbst gesagt.”
    „Das weiß ich”, sagte Johanna. „Aber man kann doch seine Meinung ändern. Also: Warum nicht?”
    „Weil – ach, Johanna, du weißt, genau, warum.”
    „Weiß ich das? Du hast mir nie wirklich erzählt, was damals im Adlerhorst geschehen ist.” Johanna setzte sich zu ihr auf das Bett.
    „Hab ich nicht?” Annabelle war überrascht und griff nach ihrem Zopf. Johanna nahm ihn ihr aus der Hand und löste die Flechten.
    „Was hast du getan?”, rief ihre Freundin aus. „Die Haare sind ja völlig verfilzt.”
    „Ich bin geschwommen”, sagte Annabelle und erzählte von Valentins nassem Reich.
    „Siehst du”, sagte Johanna und begann, ihr die Haare mit einer Bürste zu entwirren, ”es ist doch nicht alles schlecht hier. Und jetzt erzählst du mir, was damals passiert ist.”
    Annabelle wusste nicht genau, wo sie beginnen sollte, aber schließlich flossen die Worte aus ihr heraus. Es stimmte, sie hatte es Johanna nicht erzählt. Es war alles so schnell gegangen, und danach war sie mit Paul nach Frankreich gereist. Hinterher hatten alle sich bemüht, Normalität einkehren zu lassen und man hatte einfach nicht mehr die Gelegenheit gehabt, und sie auch nicht gesucht.
    „… und dann wollte ich ihn töten”, sagte sie entsetzt, als sie am Höhepunkt der Geschehnisse angekommen war. „Ich wusste, ich könnte das, ich hatte den Soldaten ja auch schon verletzt, einfach so, Johanna, mit meinen bloßen Händen. Ich werde dieses Gefühl nie vergessen, ich war nicht ich selbst, aber ich weiß nicht, was ich war.”
    Johanna bürstete noch immer ihre Haare. „Während meiner Arbeit mit den Veränderten habe ich so etwas häufiger gehört”, sagte sie nachdenklich. „Ich konnte Einige beobachten, wie sie ankamen, und sich aus dem Wahnsinn langsam herauskämpften, und wenn sie dann wieder sprechen konnten, dann sagte sie Ähnliches. Der Æther macht das: Er verführt die Menschen.”
    „Das ist mir zu einfach”, sagte Annabelle. „Der Æther denkt doch nicht. Er ist kein Lebewesen. Ich habe immer die Entscheidung, aber manchmal ist man zu schwach, oder die Verführung ist zu groß.” Sie dachte an Georg Hartmann, und was er zu Paul gesagt hatte. Hartmanns Friede war auch sehr verführerisch gewesen.
    „Dann hast du aber keine Schuld”, sagte Johanna.
    „Was nutzt mir das? Ich fühle mich trotzdem schuldig.” Annabelle wurde zornig. „Und deshalb möchte ich so etwas nie, nie wieder erleben.”
    „Ich kann das verstehen, Annabelle”, sagte Johanna beruhigend. „Aber du hast Paul geheilt, und Sissi und Oberon, und sie hatten es verdient. Überleg mal, ob Rudolf Bader es nicht auch verdient hat.”
    Während Johanna ihr den Zopf wieder flocht, dachte Annabelle tatsächlich darüber nach. Was hätte ihr Vater getan? Christian Sebastian Rosenherz war kein gütiger Mann, aber er war ein gerechter Mann, der immer versuchte, Geben und Nehmen in der Balance zu halten. Er hatte sich stets gewehrt, vereinnahmt und fremdbestimmt zu werden, aber wenn er an etwas glaubte, dann arbeitete er bis zur Selbstaufgabe dafür. Annabelle stellte sich vor, wie ihr Vater seine Pfeife rauchend in seinem Sessel saß, und sie wusste plötzlich, dass er nicht gewollt hätte, dass sie wie ein ängstliches Kaninchen in ihrem Bau hockte und sich nicht hinaus wagte. Er hatte nie Verständnis für Zögerlichkeit gehabt, sein Urteil war meist schnell und hart gewesen. Es hatte ihn sehr belastet, dass er die grüne Hand seiner Tochter nicht erklären und 'behandeln' konnte. Dass sie sich nun schämte, hätte ihn sicher zornig gemacht. Nein, wenn sie mit der Hand etwas Gutes tun konnte, dann sollte sie es versuchen.
    Als Johanna fertig war, drehte Annabelle sich zu ihr um und umarmte sie:

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