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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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Bartschatten gerötet und er atmete schnell.
    „Ich hoffe es! Dieses Kleid und das Korsett sind nicht zum langen Laufen gemacht.” Annabelle schluckte alles herunter, was sie eigentlich gerne gesagt hätte. Je schneller sie es hinter sich brachte, umso schneller konnte sie wieder in ihr Zimmer. Diese schrecklichen Tunnel!
    Valentin drehte sich zu ihr und ging ein paar Schritte rückwärts, um sie genauer zu betrachten: „Du bist so schön.”
    „Valentin, ich …”, will das nicht! , wollte sie sagen, aber er unterbrach sie mit einer Handbewegung.
    „Nicht! Warte bitte. Gib mir eine Chance.”
    Er sah fast fiebrig aus. Jetzt wurde es Annabelle doch mulmig. Worauf hatte sie sich eingelassen? Sie kamen an eine weitere Tür, Valentin hielt vor ihr an und sammelte sich. Er drehte sich zu ihr um.
    „Ich zeige dir hier mein Geheimnis. Noch nie hat jemand außer mir diese Dinge gesehen. Ich hoffe sehr, sie gefallen dir.”
    Er drehte sich wieder um und öffnete die Tür. Sie sah in Dunkelheit. Als sie den Raum betraten, änderte sich die Qualität des Schalls. Der Boden war mit etwas Weichem ausgelegt und an den Wänden waren lange Stoffbahnen aufgezogen. Der ganze Raum war rot. Es war ein warmes und sattes Rot, als ob man im Inneren einer blutroten Tulpe stand. Im vorderen Teil des Raumes gab es eine Bühne, die mit einem Vorhang verborgen war. Vor der Bühne standen zwei Stühle an einem kleinen Tisch, auf dem zwei Gläser und eine Flasche Wein warteten.
    Valentin platzierte Annabelle auf einem der Stühle und bat sie um Geduld. Er schlüpfte hinter den Vorhang der Bühne. Sie war zwiegespalten: Einerseits war sie natürlich unendlich neugierig, und der schnelle Lauf hatte ihre Müdigkeit verfliegen lassen, andererseits war es heute alles etwas viel gewesen, was die Familie Bader von ihr verlangt hatte. Sie wollte nach Hause.
    Der Vorhang zog sich langsam auf und Valentin stand auf der Bühne. Er sah sie an, lächelte, machte eine einladende Geste und sagte: „Für dich.” Dann sprang er zu ihr herunter, setzte sich und schenkte Wein in die Gläser ein.
    Musik setzte ein. Eine Klarinette? Eine Harfe, dann Hörner und Flöten, bis schließlich Geigen einsetzten. Annabelle erkannte den Blumenwalzer aus dem Ballett ”Der Nussknacker” von Tschaikowsky. Sie liebte das. Im hinteren Teil der Bühne öffneten sich weitere Vorhänge und ein riesiger Weihnachtsbaum erschien. Seine Kerzen blinkten und funkelten. Einen kurzen schmerzhaften Moment wurde Annabelle an ihr letztes Weihnachten erinnert, welches nicht schön gewesen war, dann nahm die Musik sie wieder wirbelnd mit.
    Zu ihrer Überraschung kam nun eine Figur auf die Bühne, eine Ballerina. Sie hatte einen rosa und rot gemusterten Tutu an und bewegte sich zur Musik. Aber sie machte nicht die richtigen Bewegungen. Annabelle hatte das Ballett schon gesehen. Die Tänzerin hier bewegte immer nur ein Bein und die Arme und blieb dabei merkwürdig steif. Der Nussknacker, ein männlicher Tänzer, trat auf, aber auch er blieb steif und sie umrundeten einander mit seltsam mechanischer Präzision.
    Es war immer noch sehr dunkel in dem Raum, und Annabelle versuchte, die Gesichter der Tänzer zu erkennen. Irgendwann verstand sie entsetzt, dass sie keine Gesichter hatten! Sie waren mechanische Puppen, die auf vorgegebenen Bahnen fuhren und nur den Anschein von Leben erweckten. Sie sah zu Valentin, der ihr aufmunternd zunickte. Er war stolz, und sie vermutete, dass er das Selbst gebaut hatte. Sie sah wieder zur Bühne und überlegte, was sie nur sagen sollte, wenn er sie nach ihrer Meinung fragte. Es war entsetzlich! Eine schreckliche Travestie, ein lebloser Versuch, dieses so lebendige und überschwängliche Stück umzusetzen. Aber wo die Tänzerinnen sich anmutig drehen und biegen, springen und wiegen sollten, gab es nur diesen furchtbaren Versuch, dieses auf vielen Ebenen falsche Geschehen, diese traurige Farce.
    Annabelle nahm schnell einen großen Schluck aus dem Weinglas. Als sie wieder zur Bühne sah, hatte sich etwas verändert. Sie konnte es zuerst nicht festmachen, aber es wurde immer deutlicher. Die Tänzer schienen blitzschnell ersetzt worden zu sein, denn jetzt bewegten sie sich richtig! Sie machten kraftvolle Sprünge, tanzten elastisch die gemeinsamen Figuren, drehten sich biegsam und zeichneten die Musik mit ihren Körpern nach.
    Jetzt machte es Freude zuzusehen, und Annabelle riss sich kurz los, um Valentin anzulächeln. Das Lächeln gefror auf ihrem Gesicht,

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