Affaere in Washington
muss.«
Mit leichtem Druck zog Alan Shelby näher an sich. »Es gehört zu den üblichen Prozeduren, dass man seine Politik von Zeit zu Zeit ändert.«
»Wenn ich meine ändere, werde ich es Ihnen …« Shelby hatte ihre Hand gegen seine Brust gelegt, um ihn zu bremsen. Im selben Augenblick dachten beide an Shelbys nasse, schmutzige Finger, und sie blickten gleichzeitig erschrocken auf sein Hemd. Shelby lachte zuerst los, und ihre Blicke trafen sich. »Das geschieht Ihnen recht!«, rief sie übermütig.
Alans Augen leuchteten auf. Ihr Gesicht war in diesem Moment zum Küssen hübsch! Mit gespieltem Ernst schaute er auf den deutlichen braunen Abdruck von fünf Fingern – unmittelbar über seinem Herzen.
»Das könnte ein neuer Modegag werden«, sagte Shelby. »Wir sollten das Muster ganz schnell patentieren lassen. Was meinen Sie?«
»Keine schlechte Idee.« Alan betrachtete wieder sein Hemd und dann ihre lachenden Augen. Der Fleck war den Spaß wert. »Es würde aber mit viel Papierkram verbunden sein.«
»Damit dürften Sie recht haben. Und weil ich es ablehne, noch zusätzliche Formulare auszufüllen, vergessen wir es lieber.« Shelby wandte sich ab und schrubbte ihre Hände und Arme unter fließendem Wasser an einem breiten doppelten Spülbecken.
»Ausziehen«, forderte sie Alan auf. »Man muss den Ton entfernen, bevor er angetrocknet ist.« Ohne seine Reaktion abzuwarten, nahm sie ein Handtuch und ging zum Brennofen, um dort die Temperatur zu kontrollieren.
Alan war einigermaßen verblüfft. Offensichtlich machte es Shelby nichts aus, einen halb nackten Mann um sich zu haben. »Stammen diese Arbeiten alle von Ihnen?«, fragte er, nachdem er sein Hemd über den Kopf gezogen hatte. »Ist jedes Stück Ihre eigene Produktion?«
»Ja.«
»Wie haben Sie ursprünglich angefangen?«
»Wahrscheinlich dadurch, dass meine Gouvernante mir Knetmasse zum Spielen gab, um ihre Ruhe zu haben. Das ist ihr zwar nicht gelungen, aber das Modellieren hat mir Spaß gemacht. Für Holz oder Stein habe ich nie das gleiche Gefühl empfunden.« Shelby prüfte die Ventile am Ofen. »Was macht die Wäsche?«
Sie hatte sich vorgebeugt, und Alan erhaschte einen Blick auf ihre äußerst reizvolle Kehrseite. Ihm wurde heiß, und sein Herz schlug schneller. Ärgerlich auf sich selbst bearbeitete er das verschmutzte Polohemd. Was war los mit ihm? Er beschloss, darüber ernsthaft nachzudenken – morgen! Nicht den Abend verderben!
Er drehte den Wasserhahn zu. »Der Heimweg dürfte interessant werden«, bemerkte er. »Mit bloßem Oberkörper läuft nicht einmal hier jemand durch die Straßen.« Das tropfnasse Hemd ließ er auf dem Spülbecken liegen.
Shelby sah sich um. Gut schaute er aus, das musste man ihm lassen. Sein kräftiger Oberkörper zeigte nur Muskeln und Sehnen, da war kein Gramm Fett zu erkennen. Die Schultern waren breit und die Taille schmal. Ein bemerkenswertes Exemplar der männlichen Spezies, dachte sie und wusste plötzlich, was ihr bei der Arbeit am Nachmittag vorgeschwebt hatte. Keinesfalls durfte Alan merken, wie sie auf seine körperliche Nähe reagierte.
»Sie sind ja recht gut in Form«, sagte sie beiläufig. »Da sollte es doch für Sie möglich sein, in weniger als drei Minuten bis nach Hause zu sprinten.«
»Shelby, Sie sind ausgesprochen ungastlich.«
»Ich wollte sogar unhöflich sein«, meinte sie und verbarg ihr Lachen, »aber wenn ich mir Mühe gebe, könnte ich das Hemd in meiner großen Güte auch in den Trockner stecken.«
»Es war schließlich Ihre Hand und Ihr Ton.«
»Aber Ihr Annäherungsversuch«, gab Shelby zurück, griff aber trotzdem nach dem nassen Polohemd. »Okay. Kommen Sie mit rauf.« Mit der freien Hand band sie die Schürze ab und warf sie zur Seite, schlüpfte dann an Alan vorbei durch die Tür. »Einen Drink haben Sie sich verdient, das muss ich zugeben.«
»Sie sind zu liebenswürdig«, spottete Alan und folgte ihr die Treppe hinauf.
»Ja, meine Großzügigkeit ist allgemein bekannt.« Shelby stieß die Tür auf und deutete mit der Hand auf einen Schrank. »Wenn Sie Scotch mögen, bedienen Sie sich.«
Sie verschwand in der anderen Richtung, und Alan schaute sich um. Sein Interesse wuchs. In Shelbys Wohnung dominierten leuchtende Farben, doch die Blau- und Grüntöne und das gelegentliche Rot dazwischen harmonierten miteinander. Ungewöhnlich, aber typisch für eine produktive Künstlerin, dachte Alan. Es gefiel ihm hier, er fühlte sich wohl. Zu seinem eigenen Lebensstil
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