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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und entzog ihm ihre Hand. Es erschreckte sie, wie ihre Nerven auf diesen Alan MacGregor reagierten. Der Ausdruck in seinen dunkelbraunen Augen zeigte deutlich, dass es ihm ähnlich erging.
    »Gut, Senator«, verabschiedete sie sich mit fester Stimme. »Es war nett, Sie kennenzulernen. Aber nun wird’s Zeit, dass ich mich wieder bei den anderen Gästen sehen lasse.«
    Alan wartete, bis Shelby fast die Tür erreicht hatte, dann erst antwortete er: »Wir sehen uns wieder, Shelby Campbell.«
    Sie blieb stehen und schaute über die Schulter zurück. »Das liegt im Bereich der Möglichkeiten.«
    »Nein, es ist ganz sicher.«
    Dort stand er im Mondlicht – groß, geheimnisvoll und sprungbereit. Sein Gesicht verriet nichts, aber Shelby hatte das Gefühl, dass sie ihm nicht den kleinen Finger reichen dürfte, ohne Gefahr zu laufen, mit Haut und Haaren verschlungen zu werden. Es reizte sie ungemein, das auszuprobieren. Lässig warf sie den Kopf mit dem störenden Pony zur Seite.
    Alan lächelte über die ungeduldige Bewegung, und plötzlich setzte Shelby ihren Weg fort. Sie wusste genau, dass sie sonst kehrtmachen und direkt in seine Arme laufen würde. Als sie dann zwischen den anderen Gästen in Sicherheit war, redete sie sich ein, dass damit das Kapitel Senator MacGregor als erledigt abgehakt werden konnte.

2. K APITEL
    Zu ihrer Entlastung hatte Shelby vor einiger Zeit als Stundenhilfe einen jungen Mann eingestellt. Das ermöglichte es ihr, dann und wann einen Nachmittag freizunehmen oder sich tagelang ununterbrochen ihrer Töpferei zu widmen, wenn ihr danach zumute war. Kyle, ein Dichter, der sich verzweifelt bemühte, auf einen grünen Zweig zu gelangen, war der Idealtyp für diesen Job. Er hatte einen flexiblen Stundenplan, und sein Temperament sagte Shelby zu. Kyle kam regelmäßig mittwochs und samstags und sonst nur, wenn sie ihn anrief. Als Gegenleistung wurde er gut bezahlt und hatte in Shelby eine verständnisvolle Zuhörerin für seine Gedichte. Ersteres half ihm, sich am Leben zu erhalten. Das Zweite labte seine Seele.
    Shelby hatte die Samstage fest für ihre Töpferarbeit eingeplant, obwohl sie jedem widersprochen hätte, der sie einer geregelten Arbeitsweise bezichtigte. Sie war der festen Meinung, dass sie arbeitete, wenn sie Lust dazu hatte, und beileibe nicht aus Gewohnheit. Wie viel diese ruhigen Stunden mit frischem Ton auf der Töpferscheibe für sie bedeuteten, wusste Shelby selbst nicht.
    Der Arbeitsraum lag im hinteren Teil des Erdgeschosses. An zwei Wänden standen große Regale, die ein heilloses Durcheinander an fertigen und halb fertigen Gegenständen, Werkzeugen und Material enthielten. Ordentlich und übersichtlich dagegen hatte Shelby die Dosen mit unzähligen Glasuren angeordnet, die in allen Regenbogenfarben schillerten. Bei den Werkzeugen befanden sich lange Nadeln mit Holzgriffen, verschieden große Bürsten, Pinsel und Feuerpfannen.
    Die rückwärtige Wand wurde von einem mächtigen begehbaren Brennofen beherrscht. An diesem Tag waren seine schweren Stahltüren geschlossen, weil die Roste mit bunt glasierten oder bemalten Tongefäßen vollstanden, um im letzten Brennvorgang fertiggestellt zu werden.
    Die Temperatur in dem kleinen Raum war hoch, und Shelby saß nur mit einem T-Shirt bekleidet an ihrer Scheibe. Ihre Beine steckten in Shorts, und zum Schutz gegen Spritzer hatte sie eine große weiße Arbeitsschürze umgebunden.
    Die beiden einzigen Fenster zeigten zum Hof, deshalb drangen nur wenige Wochenendgeräusche von der Straße herein. Shelby summte leise zur Radiomusik und betrachtete sinnend den Tonklumpen, aus dem für heute das letzte Stück entstehen sollte. Ihr leuchtend dunkelrotes, langes Haar hatte sie mit einem Lederband zurückgebunden.
    Diesen Arbeitsgang mochte sie am liebsten. Die Scheibe begann sich zu drehen, und ihre Hände betasteten das weiche Material. Noch wusste sie nicht, was daraus entstehen würde. Eine Vase vielleicht? Oder eine Schale? Gedrungen oder schlank, verziert oder glatt? Es könnte eine Urne werden, an die später noch die Henkel geklebt würden, aber auch ein Topf für Jasmintee oder würzigen Kaffee. Wie viele Möglichkeiten gab es! War das nicht faszinierend?
    Der nächste Schritt würde das Auftragen der Farben sein. Die Zusammenstellung der verschiedensten Töne und das Entwerfen von Mustern entsprach einer anderen Seite ihres künstlerischen Wesens. Das hieß dann Fertigstellung und wollte überlegt sein. Shelby musste sich dabei

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