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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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erkundigte sie sich im Vorbeigehen bei dem Kater, der nur müde mit seinem Auge zwinkerte und sofort weiterschlief. »Dann bis später, meine Lieben!« Sie griff vorsichtig nach dem Karton mit der Lampe, als jemand an der Ladentür klopfte. »Erwartest du Freunde, Tante Emma?«, fragte sie den Papagei. Der rollte nur mit seinen runden Augen und schwieg wie immer. Shelby vollführte eine Art Balanceakt mit ihrem unförmigen Paket und öffnete.
    Ihr Herz schlug schneller, aber gleichzeitig war sie verstimmt, als sie Alan erkannte. »Wieder ein nachbarlicher Besuch?« Shelby blieb in der Tür stehen und versperrte so den Eingang. Der Senator trug einen dunklen Abendanzug. »Sie schauen nicht aus, als wollten Sie einen Bummel machen.«
    Ihr Sarkasmus störte Alan nicht, denn er hatte gesehen, wie ihre grauen Augen bei seinem Anblick aufleuchteten. »Als Diener des Volkes habe ich die Aufgabe, mich um das Wohl und die Sicherheit meiner Mitmenschen zu kümmern.« Er beugte sich vor und steckte eine Gardenienblüte in Shelbys Haar. »Es ist mir eine Ehre, Sie zu den Ditmeyers begleiten zu dürfen. Man könnte es als eine Transport-Interessengemeinschaft bezeichnen.«
    Zarter Duft aus der Gegend ihres rechten Ohres stieg Shelby in die Nase. Gern hätte sie die feine Blüte mit der Hand berührt. Es war unglaublich, wie Alan es verstand, ihr eine Freude zu bereiten. »Gehen Sie denn auch zu Myras kleinem Abendessen?«
    »Ja. Sind Sie fertig?«
    Shelby runzelte die Stirn und überlegte, wie es Myra gelungen war, den Absender der Erdbeeren herauszufinden. »Wann haben Sie Ihre Einladung bekommen?«
    »Wie bitte?« Alans Blick ruhte mit Wohlgefallen auf der zarten Spitze, die Shelbys Hals umschmeichelte. »Letzte Woche, bei den Writes.«
    Ihr Misstrauen schwand. Demnach handelte es sich wohl doch nur um einen Zufall. »Ich danke Ihnen für das Angebot, Senator, aber ich fahre lieber selbst. Wir sehen uns dann bei der Vorspeise wieder.«
    Alan ließ sich nicht ohne Weiteres abschütteln. »Wenn es so ist, kann ich eigentlich bei Ihnen einsteigen«, sagte er. »Man soll nicht mehr Abgase in die Luft puffen, als unbedingt nötig ist. Darf ich das zu Ihrem Wagen bringen?«
    Shelby umklammerte den Karton, als hinge ihr Leben davon ab. Dieses verflixte ernste Lächeln und sein fürsorglicher Blick geben einem fast das Gefühl, man sei die einzige Frau, die er je so angesehen hat, dachte sie verzweifelt.
    »Alan, was bezwecken Sie eigentlich? Was soll das Ganze?«
    »Das«, sagte er freundlich, lehnte sich vor und küsste die hilflose Shelby an dem Paket in ihren Armen vorbei mitten auf den Mund. »Das hätten unsere Vorfahren als eine Belagerung bezeichnet. Und die MacGregors waren ausgezeichnete und höchst erfolgreiche Belagerer.«
    Shelbys Finger gruben beinahe Löcher in die feste Pappe. Sie atmete heftig und beherrschte sich nur mit Mühe. »Im Nahkampf scheinen Sie auch Erfahrung zu haben.«
    Alan lachte und hätte sie aufs Neue geküsst, wenn es Shelby nicht gelungen wäre, einen Schritt zurückzutreten. Aber seine Hartnäckigkeit hatte sich doch gelohnt.
    »Na schön. Ich möchte mich nicht unnötiger Luftverschmutzung schuldig machen. Sie dürfen chauffieren, Alan«, fügte sie hinzu und lächelte listig. »Dann kann ich nämlich ein Glas mehr trinken.« Sie drückte ihm den sperrigen Karton in die Arme, wodurch nun Alans Bewegungsfreiheit arg eingeschränkt wurde. »Dann fahren wir eben nur mit einem Auto.«
    »Ihr Fernseher läuft noch«, erinnerte Alan sie und trat zur Seite, um Shelby vorbeizulassen.
    »Das macht nichts, der ist sowieso kaputt.« Shelby klapperte auf ihren hohen Stöckelschuhen leichtfüßig wie eine Gazelle die steilen Stufen hinunter. Die Sonne war fast untergegangen, nur wenige orangerote Strahlen färbten den fahlen Abendhimmel. Sie blieb einen Moment stehen. »Schön, nicht wahr?« Dann setzte sie ihren Weg fort bis zu Alans Wagen, der in der engen Gasse parkte.
    »Dass ich mit Ihnen eine Fahrgemeinschaft eingehe, Alan, ist aber nicht gleichbedeutend mit einem Rendezvous«, erklärte sie. »Wir werden es als zivilisiertes Beförderungsübereinkommen bezeichnen. Klingt das nicht schön bürokratisch? Ihr Mercedes gefällt mir.« Anerkennend klopfte Shelby auf das glänzende Blech der Limousine, wie man einem schönen Pferd die Flanken klopfte. »Sehr beeindruckend.«
    Alan öffnete den Kofferraum und setzte das Paket hinein. Als er den Deckel wieder schloss, warf er Shelby einen Blick zu. »Sie

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