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Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Aber das war natürlich ein Teil seiner Belagerungstaktik: Er trachtete den Feind zu verunsichern, ihn nervös zu machen und Zweifel zu wecken. Sehr kluge Strategie!
    Dann war Alan für einige Tage nach Boston gefahren. Das wusste Shelby, weil er sich bei ihr – völlig unnötigerweise – telefonisch abgemeldet hatte. Höchst angenehm, denn dadurch konnte er nicht plötzlich unerwartet im Laden stehen. Shelby nahm sich fest vor, ihn in Zukunft gar nicht erst wieder eintreten zu lassen, und sie hoffte sehr, das würde ihr gelingen.
    Die Hälfte der Woche war vorbei, als das Schwein eintraf. Ein großes, lavendelfarbenes, prall ausgestopftes Stoffschwein mit Samtohren und vergnügtem Grinsen. Shelby packte es zunächst in einen Schrank und versuchte, keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden. Alan hatte demnach schon erkannt, dass ein direkter Weg zu ihr über Humor und harmlose Blödelei führte. Bei ihm hätte sie allerdings kein Gespür für solchen Unsinn vermutet.
    Alan gab ihr wirklich Rätsel auf. Wie kam ein nüchtern denkender Jurist, dessen Leben aus strengen, schnurgeraden Richtlinien und Gesetzen bestand, plötzlich auf die Idee, ein lustiges lila Stoffschwein zu verschenken? Irgendwie ist das eine reizende Geste, dachte Shelby gerührt und freute sich, dass anscheinend sie diese liebenswerte Seite an ihm hervorgelockt hatte. Trotzdem sollte er sich nicht einbilden, dass er mit diesem albernen Kinderspielzeug ihren Widerstand schwächen konnte!
    Sie taufte das Stofftier MacGregor und legte es auf ihr Bett. War es nicht ein herrlicher Spaß, dass sie von nun an mit einem MacGregor schlafen würde?
    Trotz aller Anstrengungen konnte Shelby aber keinen Einfluss auf ihre Träume nehmen. Egal, wie hart sie gearbeitet hatte oder in welcher Gesellschaft ihre Abende ausklangen – sobald sie in das breite Messingbett sank und der Schlaf sie übermannte, erschien Alan. Einmal träumte sie, ein Dutzend MacGregors hätten ihr Haus umzingelt und sie könnte nicht hinaus. Shelby erwachte von ihrer eigenen Stimme, die Alan und seine Sippe laut verwünschte. Danach konnte sie nicht wieder einschlafen.
    Als sich die Woche dem Ende näherte, hatte Shelby sich fest dazu entschlossen, keinerlei Zustellungen mehr anzunehmen und einfach den Hörer aufzulegen, wenn Alan anrief. Wenn er es nicht anders haben wollte, musste sie eben unhöflich werden. Sogar ein MacGregor würde sich nicht ewig Grobheiten gefallen lassen.
    Während der letzten Tage hatte Kyle es übernommen, das Geschäft gegen zehn Uhr zu öffnen. Shelby wollte am Samstag gründlich ausschlafen und irgendwelche Reste kreativen Schaffensdranges einfach nicht beachten. Sie hatte so viel vorgearbeitet, dass es für die kommenden Wochen reichte. So fleißig sie gewesen war, so faul wollte sie eine Zeit lang sein.
    Shelby hörte, dass jemand an der Wohnungstür klopfte. Erst vergrub sie das Gesicht im Kissen, doch dann stolperte sie verschlafen aus dem Bett. Es wäre einfach gegen ihr Naturell gewesen, ein derartiges Zeichen nicht zu beantworten. Ihre Füße verfingen sich in den Falten des achtlos hingeworfenen Morgenrocks, deshalb hob sie ihn auf und zog ihn über. Blinzelnd öffnete sie die Tür.
    »Morgen, Miss Campbell. Das soll ich hier abgeben.« Es war derselbe Bote, der neulich die Erdbeeren gebracht hatte und dann das Schwein. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Danke.«
    Shelby hatte ihre Vorsätze völlig vergessen. Noch leicht benommen fasste sie zu und hielt plötzlich ein Band in ihren Fingern, an dem zwei Dutzend rosa und gelbe Luftballons baumelten. Der junge Mann war längst verschwunden, als Shelby die Tür wieder schloss und begriff, was vor sich gegangen war.
    »Oh nein!« Sie blickte auf und sah, wie die Ballons durcheinandertanzten. An dem einen Ende des Seidenbandes hing eine kleine weiße Briefkarte.
    Die lese ich nicht! nahm sie sich vor. Ich weiß schließlich ganz genau, wer der Absender ist. Eine Nadel werde ich mir suchen und jeden Ballon kaputt stechen, damit nichts übrig bleibt. Um ihre Entschiedenheit zu beweisen, ließ sie die Seidenschnur los, und die bunte Pracht schwebte sanft zur Decke.
    Er glaubt, dass er mich mit lächerlichen kleinen Geschenken und geistreichen Sprüchen gewinnen kann. Wie recht er doch hat – zum Teufel mit ihm!
    Shelby hüpfte in die Höhe, aber sie konnte das flatternde Band nicht erhaschen. Laut schimpfte sie auf ihre unzureichende Körpergröße, angelte sich einen Stuhl, kletterte hinauf und holte

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