Affaere in Washington
handelt.«
»Wenn Sie das sagen! Wohin möchten Sie gehen? In der Nationalgalerie findet eine Ausstellung über flämische Kunst statt.«
Shelby verzog den Mund. »In den Zoo«, sagte sie und erwartete gespannt seine Reaktion.
»Fein«, stimmte Alan zu, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. »In zehn Minuten bin ich bei Ihnen.«
Shelby seufzte. Dieser Mann ließ sich tatsächlich durch nichts erschüttern. »Ich bin noch nicht angezogen, Alan.«
»Oh, dann werde ich es in fünf Minuten schaffen.«
Hell auflachend warf Shelby den Hörer auf die Gabel.
»Schlangen mag ich, die sind so ekelhaft arrogant.«
Während sich Shelby dicht an das Glas presste und eine Boa studierte, wurde sie selbst eingehend von Alan beobachtet. Die Einzige, die sich hier für gar nichts interessierte, war die große Boa.
Warum Shelby ausgerechnet einen Zoobesuch vorgeschlagen hatte, war Alan nicht recht klar. Stand ihr wirklich der Sinn danach, oder hatte sie nur prüfen wollen, wie er darauf reagierte? Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beiden Beweggründen gewesen.
Allein waren sie hier jedenfalls nicht. Der sonnige Samstag hatte viele Besucher angelockt, lärmende Kinder mit den dazugehörigen Eltern schoben sich Ellbogen an Ellbogen durch das Reptilienhaus. Das Gewühl schien Shelby überhaupt nicht zu stören. Jetzt manövrierte sie sich geschickt vor die dicken Pythons.
»Haben sie nicht Ähnlichkeit mit dem Abgeordneten von Nebraska?«, fragte Alan.
Shelby stellte sich sofort die besagte Person hinter Glas vor und drehte sich vergnügt zu Alan um. Dabei bemerkte sie, dass er auf Tuchfühlung hinter ihr stand. Natürlich hätte sie ihm ausweichen können, auch wenn sie dabei ein paar anderen Zoobesuchern auf die Zehen treten müsste. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, ihren Kopf wieder der Schlange zuzuwenden. Doch sie tat weder das eine noch das andere. Sie hob ihr Kinn und blickte Alan in die Augen.
Was reizte sie nur so sehr an ihm, dass sie ihr Schicksal derart herausforderte? Genau das wäre wahrscheinlich der Fall, wenn es nicht bei diesem harmlosen Ausflug bleiben würde. Alan war gewiss kein Mann, von dem sich eine Frau ohne Weiteres wieder trennen könnte, wenn sie ihn erst näher kannte. Er verstand es, die Menschen seiner Umgebung ganz methodisch und unauffällig zu umgarnen, um sie dann zu beherrschen. Schon deshalb war besondere Vorsicht geboten. Dazu kam, dass Shelby nicht vergessen konnte, wen sie vor sich hatte, nämlich einen höchst hoffnungsvollen jungen Senator, der mit größter Selbstverständlichkeit das höchste Ziel anstrebte.
Nein, um beiden Seiten Schmerz und Enttäuschung zu ersparen, musste sie dafür sorgen, dass die Beziehung oberflächlich blieb, ganz gleich, wie sehr sie sich zu Alan hingezogen fühlte.
»Ganz schön voll hier«, stellte sie unnötigerweise fest, als sich ihre Blicke trafen.
»Je länger wir hier stehen«, meinte er ruhig und ließ sich von dem Besucherstrom noch enger an Shelbys Körper drücken, »desto besser gefallen mir die Schlangen.«
»Ja, mir geht es ebenso«, gestand Shelby. In dem immer dichter werdenden Gedränge berührten ihre Beine seine Schenkel. »Der Urhauch des Bösen weht uns an und übt seine Anziehungskraft auf uns aus.«
»Der erste Sündenfall«, spann Alan ihren Gedankengang fort, während ihm Shelbys typischer Duft in die Nase stieg. »Die Schlange führte Eva in Versuchung, und die verführte dann Adam.«
»Meiner Meinung nach ist Adam aber in dieser Sache zu gut weggekommen«, überlegte Shelby weiter. Ihr Herz klopfte schnell und etwas unregelmäßig, was sie sehr störte. Trotzdem machte sie zu ihrem eigenen Erstaunen keine Anstalten, von Alan abzurücken, um seiner Berührung zu entgehen. »Die Schlangen und die Frauen werden für alles verantwortlich gemacht. Der Mann gilt seither als unschuldiger Dritter.«
»Oder als ein Wesen, das kaum der Versuchung widerstehen kann, wenn sie ihm in Gestalt eines Weibes gegenübertritt.«
Alans Stimme klang zu tief und zärtlich. Shelby hielt einen strategischen Rückzug nun doch langsam für angebracht, deshalb ergriff sie Alans Hand und steuerte mit ihm dem Ausgang zu. »Ich schlage vor, jetzt schauen wir nach den Elefanten.«
Während Alan vorzugsweise langsam durch die Menge schlenderte, schien Shelby nur höhere Geschwindigkeiten zu kennen. Behände überholte sie Kinderwagen, wich Bällen und Knabenbeinen aus und setzte sich, ohne dabei ihr Grundtempo zu verringern, eine
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